Gesellschaft, Internet und Umwelt – Wie sich die Digitalisierung nachhaltig gestalten lässt

Aufgeklappter Laptop in einem Cafe mit Aussicht ins Grüne

Die großen Veränderungen unserer Zeit werden von der Digitalisierung, der Globalisierung und dem Klimawandel angetrieben. Die damit verbundenen Entwicklungsprozesse betreffen uns alle und implizieren nicht nur Schadenspotenziale, sondern vor allem Chancen. Die Digitalisierung, welche mit der Globalisierung einhergeht, bedingt einen stetigen Ausbau des Internets. Sie beansprucht hierfür zwar viel Energie und Ressourcen, doch stößt sie auch nachhaltige technische Innovationen an. Diese wiederum können dazu beitragen, dem Klimawandel effektiv entgegenzutreten. Unsere Gesellschaft, Politik und Wirtschaft sollten sich daher die Frage stellen, wie sich die Digitalisierung zukünftig besser nutzen und gestalten lässt. Vor allem sollten sie die vielen technischen Möglichkeiten nutzen, um den Status Quo unserer Umwelt schon heute zu verbessern.

Vorzüge und Konsequenzen einer fortschreitenden Digitalisierung

Von der Digitalisierung profitiert grundsätzlich die gesamte Menschheit. Die Automatisierung, Steuerung und Vernetzung von Daten und Prozessen sowie die heutigen Kommunikationsmöglichkeiten haben das menschliche Arbeiten und Leben in vielerlei Hinsicht erleichtert. Zu nennen sind hier beispielhaft folgende Entwicklungsbereiche:

  • E-Government (Behörden)
  • E-Learning (Bildung)
  • Industrie 4.0 (Produktion)
  • Intelligent Traffic Systems (Verkehrsentwicklung)
  • Smart Cities (Stadtentwicklung)
  • Smart Power Grids (Stromversorgung)

Was die Zukunft betrifft, ist die digitale Technik sogar in der Lage, eine nachhaltige Wirtschaft aufzubauen. Sie trägt zum Beispiel schon heute dazu bei, die Auslastung, die Verteilung sowie den Vertrieb von erneuerbaren Energien besser zu koordinieren. Selbstfahrende Autos könnten ferner in absehbarer Zeit komplett ohne Benzin und Gas auskommen und dadurch das Straßenbild, wie wir es heute kennen, auf den Kopf stellen. Solche technischen Errungenschaften konsumieren und produzieren jedoch eine Menge Daten und diese wiederum kosten uns vor allem eines: Strom.

Arbeitskollegen-in-einem-rechenzentrum

Der Stromverbrauch sämtlicher Rechenzentren in Deutschland liegt mittlerweile bei über 13 Terawattstunden pro Jahr, was in etwa dem jährlichen Strombedarf von Berlin entspricht. Um den wachsenden Daten- und Strombedarf der Menschheit zu decken, wird man in den nächsten Jahren verstärkt den Bau von Hyperscale-Rechenzentren in der Größe kleinerer Großstädte in Angriff nehmen müssen – Tech-Giganten wie Apple oder Microsoft lassen grüßen. Aktuell sitzt der größte Internetknoten der Welt (DE-CIX) noch in Frankfurt. Auch hier weiß man: Problematisch bei Rechenzentren ist die Wärmeentwicklung und die hierfür erforderliche energieaufwendige Kühlung – Strom, der wiederum erzeugt werden muss. Damit die Digitalisierung also auch zukünftig voranschreiten und das Internet weiterwachsen kann, gilt es daher, dem ständig steigenden Bedarf nach mehr Rechenzentrumskapazität intelligenter nachzukommen.

Über unser Nutzungsverhalten und nachhaltige Lösungsansätze

Die Herausforderungen der Digitalisierung lassen sich womöglich nicht ausschließlich mit den Werkzeugen der Digitalisierung lösen. Der hohe Strombedarf des Word Wide Web sei auch die Konsequenz eines weltweiten Trends zum digitalen Überkonsum, so Tilman Santarius, Dozent und wissenschaftlicher Autor zu den Themen Klimapolitik, digitale Transformation und nachhaltiges Wirtschaften. Diese Behauptung wird auch von der Tatsache untermauert, dass die absolute Mehrheit des weltweiten Datenverkehrs auf Streaming-Aktivitäten zurückzuführen ist. Santarius empfiehlt daher, den individuellen Konsum digitaler Medien zu überdenken und fordert verbindliche politische Regelungen für die Digitalisierung – die jedoch im Sinne des internationalen Wettbewerbs weltweit abgestimmt werden sollten. Während sich die deutsche Politik zum Teil noch mit der Frage beschäftigt, ob wir digitalisierte Schulen brauchen, und Förderprogramme für den Breitbandausbau verabschiedet, gibt es bereits zahlreiche technische Ansätze, um dem weltweit steigenden Daten-Aufkommen effektiv die Stirn zu bieten.

Smart Farming mit einem Tablet

Wenn es um digitale Nachhaltigkeit geht, könnte das Land der Dichter und Denker ein globaler Vorreiter werden. Dabei sollten sich die deutsche Politik und Wirtschaft von dem Grundgedanken leiten lassen, dass die energieaufwendigen Rechenzentren nicht das Problem, sondern ein Teil der Lösung sein könnten. Schließlich liefern diese vor allem zwei Dinge: Abwärme bzw. Heizkraft und Warmwasser, welche man zukünftig für Fernheizanlagen nutzen könnte. Ein intelligent gebautes Rechenzentrum greift ferner auf möglichst natürliche Umgebungsbedingungen der Kühlung zurück. In Norwegen beispielsweise hat man ein Rechenzentrum in einen Berg gebaut, welches zusätzlich noch kaltes Wasser aus dem Fjord verwendet. Betrieben wird es dabei mit 98 Prozent grüner Energie. In den skandinavischen Ländern hat umweltbewusstes Denken also einen hohen Stellenwert – auch in Deutschland sollten wir uns im Rahmen der Gestaltung der Digitalisierung für mehr ökologisches Denken einsetzen. Nutzen wir darüber hinaus noch die technischen Potenziale, die bereits vorhanden sind, kann die Digitalisierung wahrhaftig zum Umweltschutz beitragen. In welchen Feldern diese bereits jetzt etwas Gutes für die Umwelt tun kann, konkretisiert nachfolgendes Video:

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