Zeitenwende Ukraine-Krieg – Über wirtschaftliche Folgen und die gestiegene Bedeutung von IT-Talenten

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Digitale Darstellung eines globalen Kommunikationsnetzwerks im Hintergrund Profil einer Frau

Es ist der 24. Februar 2022. Mitten in Europa bricht Krieg aus. Ein machiavellistisches Schreckensszenario wird zunehmend Wirklichkeit. Sanktionen folgen – zwangsläufig auch mit langfristigen Konsequenzen für die deutsche Wirtschaft. Eine Zeitenwende bricht an, deren Ausmaß bisher nur in Ansätzen abzusehen ist. Doch schon heute wird deutlich: IT-Talente werden wichtiger denn je.

Kollateralschäden auch für die deutsche Wirtschaft

Wer hätte das erwartet? Die Ereignisse der vergangenen Tage in der Ukraine haben das Weltbild nicht nur der Europäer gehörig auf den Kopf gestellt. Plötzlich ging alles schnell: Menschen mussten die Flucht antreten, der Verkehr aus der bzw. in die Ukraine wurde eingestellt und das wirtschaftliche Miteinander zwischen deutschen Unternehmen und ihren ukrainischen und russischen Partnern geriet aus dem Gleichgewicht. Lieferversprechen mussten zurückgenommen werden, Sorgen um die Sicherheit und das Wohlergehen ausländischer Mitarbeiter wuchsen. Bereits in kurzer Zeit geriet die Tech-Metropole Kiew, Heimat vieler IT-Hubs und Startups, in Bedrängnis russischer Streitkräfte. Ein machiavellistisches Schreckensszenario wird zunehmend Wirklichkeit. Laut Handelsblatt seien fast 5.000 IT-Firmen sowie über 200.000 Software-Entwickler in der Ukraine tätig – darunter auch für viele deutsche Betriebe. Arbeitgeber, die einen Großteil ihrer Programmierer oder IT-Projekte dorthin ausgelagert haben, standen über Nacht vor gigantischen Hürden. Schließlich war die Rolle von IT-Talenten kaum jemals bedeutsamer als jetzt.

Es wird vermutet, dass der Ukraine-Krieg und die sich anschließenden Sanktionen für die deutsche Wirtschaft auf absehbare Zeit zu einer Belastung werden und womöglich auch das Comeback der Inflation befeuern könnten. Vom Ausschluss russischer Banken aus dem SWIFT-Kommunikationsnetzwerk, über den gesperrten Container und Luftverkehr mit Russland, bis hin zu steigenden Energie- und Ölpreisen und gefährdeten Supply Chains – wirtschaftliche Folgen von Russlands Angriff auf die Ukraine gibt es schon heute. Deutschlands Handelsbeziehungen mit den Konfliktländern sind zwar verhältnismäßig überschaubar – demnach liege beispielsweise laut Statistischem Bundesamt Russlands Anteil am deutschen Außenhandel im Jahre 2021 nur bei 2,3 Prozent. Dennoch: Einzelne Branchen wird es hierzulande zwangsläufig treffen – darunter unter anderem die Autoindustrie, der Produktionsausfälle drohen, das Bankenwesen, das Firmenkundengeschäfte in Russland und der Ukraine betreibt, die Chemie- und Pharmaindustrie, die unter anderem ukrainische Standorte zur Gasherstellung besitzt, Maschinenbauer, die von Lieferverboten betroffen sind, oder die Tourismus-Branche, die Reisen aus ihrem Portfolio streichen muss. Wirtschaftliche Gefahren lauern hingegen auch auf gänzlich unerwarteter Ebene, sollte der Ukraine-Konflikt sich nachhaltig auf den europäischen Cyberraum ausbreiten.

Zerbrochener Beton mit Ukraine Europa und Russland Flaggen

Warum nicht nur die Ukraine gerade jetzt verstärkt in IT-Talente investiert

Von Anfang an war klar ersichtlich, dass sich der Ukraine-Krieg auch im Internet – und insbesondere über Social-Media-Dienste und Plattformen wie Telegram, TikTok oder Twitter – abspielt. Der Hintergrund: Soziale Medien schaffen mit wenig Aufwand enorme Reichweiten und diesen Umstand versuchen nun beide Konfliktparteien für sich zu nutzen. Es verwundert daher kaum, dass sowohl auf russischer als auch auf ukrainischer Seite derzeit circa 30 Hacker-Gruppierungen aktiv sein sollen, so Dr. Matthias Schulze, stellvertretender Forschungsgruppenleiter bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (Tagesspiegel Online). Zu den bekanntesten Playern zählen unter anderem sogenannte „Hacktivisten“, die mit DDoS-Attacken digitale Infrastrukturen lahmlegen, und Putin-treue Ransomware- und Troll-Gruppen. Mittlerweile tauchen sogar vermehrt Berichte über erstellte Deepfakes besagter „Online-Kämpfer“ auf, die sich die Deep-Learning-Technik propagandistisch zunutze machen. Infolgedessen ist die Bedeutung von IT-Talenten zur Entlarvung und Abwehr derartiger Beeinflussungsversuche nicht zu unterschätzen. Dies hat auch der ukrainische Digitalminister erkannt, der über Twitter nach IT-Talenten für seine ukrainische „IT-Armee“ sucht und sogar Elon Musk darum bat, über dessen Starlink-Satelliten Zugang zum World Wide Web zu erhalten. Im Cyberspace könnte sich auf lange Sicht auch für Europa ungewisses Unheil zusammenbrauen.

Experten befürchten, dass sich der Ukraine-Krieg im Cyberraum noch erheblich verschärfen könnte. Dies sollte auch deutschen Firmen zu denken geben. Denn es zeigt, in welchem Ausmaß Konflikte verschiedenster Art heutzutage im Internet ausgetragen werden können und mit welchen relativ „trivialen“ Mitteln Hacker verschiedenster Couleur ungeschützten Betrieben Schaden zufügen können. Darum sollten auch deutsche Unternehmen gerade jetzt verstärkt in IT-Talente investieren, die nicht nur ihre digitale Infrastruktur vor Sabotage schützen, sondern auch eigene IT-Lösungen entwickeln – beispielsweise indem sie zu einer intelligenten Supply Chain beitragen. Fakt ist: Wir durchleben gerade eine Zeitenwende. Und damit es der deutschen Wirtschaft besser gelingt, sich mit den neuen Herausforderungen dieser Ära erfolgreich auseinanderzusetzen, sollte sie das historische Momentum nutzen, um in Sachen IT aufzurüsten. Zwischenzeitlich setzten viele deutsche Arbeitgeber einiges in Gang, um den Kontakt zu ihren ukrainischen Mitarbeitern nicht zu verlieren und ihnen im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu helfen. So wurden manche bereits mit ihren Familien nach Deutschland geholt, andere wiederum erhielten sogar eine Lohnvorauszahlung und arbeiten von ihrem jeweiligen Versteck aus weiter. Wie lange das jedoch so noch gelingt, ist nicht absehbar.

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