Mit dem viel diskutierten „New Normal“ wurde unsere Gesellschaft von gigantischen Umwälzungen erfasst. Dazu gehören auch Entwicklungen hin zu einem flexibleren Arbeiten. Von der Pandemie hat nicht nur das Home-Office profitiert, sondern langfristig auch dezentral organisierte Coworking-Spaces. Diese stellen einen Mittelweg dar zwischen dem heimischen Büro und dem klassischen Arbeitsplatz vor Ort beim Arbeitgeber. Gerade nach der Krise versprechen sie, das gemeinschaftliche Arbeiten wieder lukrativer zu machen. Und tatsächlich birgt „Corporate Coworking“ ungeahnte Potenziale – insbesondere für strukturschwache Regionen Deutschlands.
Die Rettung der Provinz durch Corporate Coworking?
Zuerst waren es die digitalen Nomaden, welche die Vorzüge von Coworking-Areas zu schätzen wussten – vorzugsweise in Urlaubsländern wie Spanien oder Thailand. Jetzt kommen auch immer mehr festangestellte Beschäftigte in den Genuss. Denn klar ist: Für unsere heutige Arbeitswelt, die den Anforderungen einer digitalisierten, globalisierten und in zunehmendem Maße mobilisierten Welt immer besser gerecht werden muss, sind Coworking-Spaces eine überaus praktikable Angelegenheit. Erhöhen diese doch grundsätzlich die Produktivität des dort Arbeitenden, während sie gleichzeitig ein gutes Gefühl in Sachen Cybersicherheit und Nachhaltigkeit geben. Wenn es schließlich um das Thema „Work-Life-Blending“ geht, hat der heimische Arbeitsplatz keinen guten Ruf. Hinzukommen bei manchen Beschäftigten eine mangelnde Büro-Ausstattung sowie gravierende IT-Sicherheitsmängel. Erst im Nachhinein wurde vielen Unternehmen bewusst, welche speziellen Kompetenzen und Schutzmaßnahmen das Home-Office seinen Beschäftigten abverlangt, damit der eigene Betrieb vor Hacking-Angriffen effektiv geschützt ist. Ferner lässt sich wohl kaum eine stabile Unternehmenskultur aufrechterhalten, wenn jeder Mitarbeiter monatelang allein vor seinem Rechner sitzt. Es fehlt also auch an sozialen Begegnungen. Coworking-Spaces liefern für alle diese Ansprüche eine Lösung und haben sich im Zuge der Pandemie bewährt.
SPECTRUM Insight: Auch wir ziehen Ende des Jahres 2021 in ein Coworking Space. Erste Einblicke liefert unser Video zur Einweihungsfeier.
Coworking-Spaces erlauben es, inmitten einer Gemeinschaft zu arbeiten, die eigentlich keine ist. Diese Art des Arbeitens wählen längst nicht mehr nur Agenturen, digitale Nomaden, Selbstständige oder Startups, sondern wird auch immer mehr Beschäftigten mittelständischer Unternehmen und Konzerne ermöglicht (→ „Corporate Coworking“). Warum? Weil Coworking-Arbeitsplätze es begünstigen, nicht nur Büro-Infrastruktur, sondern auch Expertise und Ideen miteinander zu teilen – auch mit dort ansässigen Externen. Dadurch stellen Coworking-Areas auf neue, flexiblere Arbeitsformen ab, wodurch sie symbolhaft für New-Work-Strukturen in der Post-Corona-Ära stehen. Insbesondere der Trend zum Corporate Coworking könnte nachhaltig zu einer Stärkung der Regionalentwicklung strukturschwacher Räume Deutschlands beitragen. Denn wenn Unternehmen vollständig in Coworking-Spaces vertreten sind, können sie in besonderem Maße Synergieeffekte anstoßen. Hierfür ist es jedoch wichtig, dass Coworking-Büros sich nicht nur durch originelle Designs auszeichnen und genügend Interaktions- und Chill-out- bzw. Lounge-Areas zur Verfügung stellen, sondern auch zur Vernetzung einladen. Schließlich sind es doch vor allem die Events und Veranstaltungen wie etwa Bildungsangebote, CEO-Frühstücke, Konzerte, Lesungen, Stammtische oder Workshops, die Coworking-Areas so interessant machen. Gerade nach der Hochphase von Corona erleben diese eine regelrechte Renaissance.
Was erfolgreiche Coworking-Spaces ausmacht
Glücklicherweise hat nicht jeder Beschäftigte den gleichen Arbeitsstil. Manche arbeiten lieber im Home-Office, andere hingegen vorzugsweise vor Ort beim Arbeitgeber. Für alle, die wiederum einen Mittelweg bevorzugen, sind Coworking Spaces eine sinnvolle Hybridlösung – sowohl für kleinere und mittelständische Unternehmen als auch für Großkonzerne. Coworking-Spaces dienen nicht nur dazu, das Beste aus Büro- und Heimarbeit miteinander zu kombinieren, sondern erlauben es dem Arbeitnehmer auch, den Raum zur persönlichen Gestaltungsfreiheit des Arbeitsalltags zu erweitern, während die soziale Verbundenheit zu den Kollegen – aber auch zu anderen interessanten Kontakten – gestärkt wird. Das Ergebnis ist: Mehr Kreativität, Purpose und Selbstwirksamkeit im Arbeitsalltag in Folge eines erfolgreichen Employer Brandings nach innen. Denn die Entscheidung für Coworking-Lösungen ist ein wichtiges Signal sowohl für die Außendarstellung eines Unternehmens als auch für das interne Mitarbeiter-Management. Fakt ist: Das Coworking-Büro diszipliniert viel besser als das Home-Office. Bereits die bloße Anwesenheit anderer Arbeitenden motiviert (→ „Social Facilitation“). Coworking-Büros auf dem Land verheißen darüber hinaus noch eine zusätzliche Portion Entschleunigung, wodurch die Abgeschiedenheit der Provinz an Lukrativität gewinnt.

Coworking auf dem Land ist sowohl für die Fachkräftesicherung, für die Regionalentwicklung als auch für die Work-Life-Balance der Beschäftigten von Vorteil. Dies sind unter anderem die Schlüsselerkenntnisse der Studie „Coworking im ländlichen Raum“ (PDF) der Bertelsmann Stiftung vom November 2020, welche die Chancen und Potenziale von Coworking-Spaces behandelt. Damit jedoch Coworking auf dem Land funktionieren kann und dazu führt, dass sich Arbeitende dort langfristig niederlassen, wird noch viel mehr benötigt: Insbesondere sind das Einkaufs-, Freizeit- und gastronomische Möglichkeiten sowie preiswerte Immobilien und Schulen. Außerdem können gerade strukturschwache Regionen erst dann florieren, wenn sie über leistungsstarke Glasfaser-Internetanschlüsse verfügen oder mit anderen Worten: „Wir brauchen 4G eben doch an jeder Milchkanne“. Ohne diese Entwicklungen werden Coworking-Spaces womöglich kaum in der Lage sein, über ihren Nischen-Status markant hinauszuwachsen. Dennoch werden sie in absehbarer Zukunft eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, die Komfortzone des alltäglichen Arbeitsplatzes nach und nach aufzuweichen. Schließlich wird es auf lange Sicht unabdingbar werden, Arbeitsorte und Arbeitsmodi zu flexibilisieren – und dies nicht nur für Kreativ- oder Tech-Berufe. Daher sollten Unternehmen diesbezüglich schon jetzt Anreize setzen.
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