Die Supply Chain in der Krise: Vom Fachkräftemangel und der intelligenten Lieferkette als Hoffnungsträger

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Lagerhalle mit Paketen im Vordergrund Netzwerk an Supply Chain Icons

Von allen Seiten gibt es derzeit Klagen über Engpässe in der Supply Chain. Auch in Deutschland ist vorerst keine Entspannung in Sicht. Es wird Zeit, einmal über die Situation unserer Lieferketten nachzudenken. Schließlich sind die Probleme teilweise hausgemacht. Der zunehmende Fachkräftemangel und die Unübersichtlichkeit entlang der Supply Chain vieler Unternehmen fordern nun ihren Tribut. Doch Lösungen sind bereits in Sicht: Die Blockchain-Technologie und künstliche Intelligenz sollen es richten. Tatsächlich könnten diese dazu beitragen, die Supply Chain sowohl sicherer als auch transparenter zu machen. Bis jedoch dieses Idealbild einer intelligenten Lieferkette erreicht werden kann, dauert es. Und es braucht hierfür Unternehmen, die sich schon heute für sicherere und transparentere Standards einsetzen.

Die aktuelle Problemlage des Supply-Chain-Managements

Es ist kein Geheimnis, dass die weltweite Logistik seit Corona zunehmend aus den Fugen geraten ist. Doch hat die Pandemie wieder einmal nur verstärkt, was sich schon seit Jahren anbahnte. Der wachsende Fachkräftemangel und die generelle Unübersichtlichkeit entlang der Supply Chain setzt nun immer mehr Unternehmen unter Druck. Schuld daran hat unser globales Wirtschaftsethos, das dazu tendiert, die Verantwortung für Produzenten und Zulieferer abgeben zu wollen, um Kernkompetenzen zu fokussieren. Dadurch entsteht zwangsläufig eine Art Blindheit für ebenjene Berufe und Menschen, welche die Supply Chain am Laufen halten und welche sich aufgrund von Machtasymmetrien dennoch kaum Gehör verschaffen können. Gemeint sind Supply-Chain-Fachkräfte und -Spezialisten im Allgemeinen sowie beispielsweise der Beruf des LKW-Fahrers im Speziellen. Dieser wird üblicherweise nur unterdurchschnittlich vergütet und mit wenig Sozialprestige in Verbindung gebracht, wodurch er in besonderem Maße mit dem Nachwuchsmangel zu kämpfen hat. Dies sind keine rosigen Ausgangsbedingungen, um den Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig zu stärken. Schließlich könnte der gegenwärtige Mangel an LKW-Fahrern in Großbritannien auch Deutschland in absehbarer Zeit erreichen. Doch deutsche Supply-Chain-Manager haben noch ganz andere Sorgen.

weisse Lastwagen auf Pflasterstein Parkplatz darstellung Supply Chain

Die Komplexität der Arbeitswelt hat sich durch die Pandemie nicht gerade verbessert. Um flexibel zu bleiben und Kosten zu reduzieren, sind viele produzierende Firmen in erheblichem Maße auf Outsourcing angewiesen. Gelegentlich gesellt sich noch eine mehr oder weniger ausgeprägte Apathie gegenüber sämtlichen Akteuren entlang ihrer Lieferkette hinzu. Menschenrechtsverletzungen sind dabei zwar grundsätzlich nie gewollt, aber dennoch nicht auszuschließen. Um diesem Tatsachenbestand vorzubeugen und Maßstäbe für ein verantwortungsbewussteres Supply-Chain-Management zu setzen, soll in Deutschland ab Januar 2023 das sogenannte „Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz“ (LkSG) gelten. Ob und bis wann sich dieser Paradigmenwechsel in die Realität umsetzen lässt, bleibt vorerst noch abzuwarten. In einer Zeit, in der sich Frachtschiffe in Häfen stauen und allerorts Lieferengpässe – wie etwa von Holz, Mikrochips oder Stahl – und Preiserhöhungen beklagt werden, sind jedoch pragmatischere Ansätze vonnöten, um die Attraktivität von Berufen entlang der Supply Chain zu erhöhen und die Liefertreue von Unternehmen zu gewährleisten. Diesbezüglich ist ein großer Hoffnungsträger die sogenannte „intelligente Supply Chain“, die einen hohen Automatisierungsgrad aufweist und Cloud-Dienste, Supply Chain Execution (SCE) und Supply Chain Planning (SCP) zusammenführt. Doch dieser Hoffnungsschimmer wird aktuell von einer steigenden Anzahl an Ransomware-Angriffen getrübt.

Wie wird eine intelligente Supply Chain resilient?

Die Ansprüche an die Supply Chain von morgen sind hoch. Langfristig sollen sowohl umfassende Schutzstandards etabliert als auch idealerweise CO2-Emissionen eingespart werden. Mithilfe einer flächendeckend etablierten, intelligenten Supply Chain sind diese Zielsetzungen jedoch tatsächlich erreichbar. Künstliche Intelligenz bzw. maschinelles Lernen sowie insbesondere das Potenzial der Blockchain-Technologie könnten dazu beitragen, globale Lieferketten zu entwirren und zu optimieren. Miteinander vernetzte Maschinen, Produkte und Systeme wären dann in der Lage, über Sensoren Daten zu erfassen und diese in Echtzeit allen in der Lieferkette beteiligten Akteuren zur Verfügung zu stellen, wodurch eine bessere Kontrolle des Lieferguts gewährleistet, Störungen reduziert und zeitnahe Reaktionen ermöglicht werden könnten. Ein derartig hoher Grad an Konnektivität würde die Supply Chain sowohl sicherer als auch transparenter für Firmen, Kunden und Lieferanten machen und damit ganz auf die aktuellen Trends im Supply-Chain-Management abstellen. Doch ist die Resilienz einer solchen intelligenten Supply Chain wiederum an 2 Bedingungen zu knüpfen:

  1. Betriebsinterne und -übergreifende Datensilos wurden harmonisiert.
  2. Cyberangriffe werden von IT-Experten bzw. Warnsystemen frühzeitig erkannt.
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Die derzeitige Krise der Supply Chain sollte Unternehmen nicht dazu veranlassen, eigene Flugzeuge oder Schiffe zu chartern oder Lagerbestände zu erhöhen. Vielmehr sollten sie stärker zusammenarbeiten und die intelligente Lieferkette Wirklichkeit werden lassen. Insbesondere sollten sie sich um Data Scientists bemühen, welche dafür Sorge tragen, dass die Supply Chain digital optimal aufgesetzt und betreut wird. Um Betriebe und deren Lieferketten wiederum vor Ransomware-Angriffen (vom englischen Wort „ransom“ für Lösegeld), bei welchen Daten gezielt verschlüsselt und erst bei Begleichung einer Ablösesumme wieder freigegeben werden, wirksam zu schützen, sollte außerdem verstärkt in IT-Experten und -Software investiert werden. Denn wie einem kürzlich veröffentlichten Report über „Ransomware-Trends“ (PDF) des Versicherers Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) zu entnehmen ist, gäbe es bisher kaum Anzeichen dafür, dass solche Angriffe bald nachlassen. Die Folgen eines geglückten Angriffs wären für jede Wertschöpfungskette hingegen fatal. Ebenso fahrlässig wäre es, beim Supply-Chain-Management langfristig die Bedürfnisse der Kunden von morgen – schwerpunktmäßig der Generation Y und Z – zu vernachlässigen. Welche Rolle dabei die Corporate Social Responsibility und die Dekarbonisierung der Lieferkette spielen werden, bleibt zu beobachten.

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