In ihrem Beruf sind nur die wenigsten Beschäftigten unersetzlich. Womöglich war diese Erkenntnis niemals gewisser als in der heutigen Zeit. Schließlich übernehmen Algorithmen und Computer schon heute zahlreiche Arbeitstätigkeiten in den verschiedensten Branchen und machen somit einer ganzen Reihe von Berufen Konkurrenz. Diese verschwinden jedoch nicht einfach von der Bildfläche, sondern müssen sich den Anforderungen der Spätmoderne sukzessive anpassen. So kommt es, dass einige klassische Berufe ihr Tätigkeitsprofil veränderten, während in anderen Bereichen gänzlich neue Jobs entstanden. Letztendlich macht dies deutlich: Der digitale Wandel stößt einen strukturellen Umschwung in der Berufslandschaft an, dem sich kein Unternehmen nachhaltig entziehen kann.
Künstliche Intelligenz ersetzt nicht zwangsläufig Arbeitsplätze
Die technologischen Errungenschaften der letzten Jahre sind zweifelsfrei beeindruckend: Von 3D-Druckern über kollaborative Roboter und selbstlernende Programme bis hin zur Virtual Reality – das digitale Potenzial der Zukunft ist enorm. Somit verwundert es kaum, dass immer mehr berufliche Tätigkeiten als potenziell ersetzbar eingestuft werden. Doch dies hat nicht zwangsläufig den Verlust des Arbeitsplatzes zur Folge – im Gegenteil. Die Automatisierung schreitet zwar unaufhörlich voran, die Beschäftigungsrate steigt jedoch. Laut einer aktuellen Statistik der Bundesagentur für Arbeit zum Strukturwandel nach Berufen, in Zusammenarbeit mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), können Dienstleistungsberufe im Jahre 2018 einen Anstieg der Beschäftigten von über 8 % und Produktionsberufe einen Anstieg von knapp 4 % verzeichnen (im Vergleich zu 2014).
Die „Bedrohung“, die von modernen Technologien ausgeht, betrifft nicht nur Deutschland. Eine OECD-Studie aus dem Jahre 2018, welche sich mit dem Gefährdungspotenzial von Jobs in der Bundesrepublik und in 31 weiteren Ländern auseinandersetzte, ergab: In sämtlichen untersuchten Staaten seien etwa 14 % aller Berufe automatisierbar; weitere 32 % könnten außerdem grundlegende Veränderungen erfahren. Der Studie zufolge seien Finnland, Neuseeland und Norwegen am wenigsten und Litauen, die Slowakei sowie die Türkei am meisten durch die Automatisierung gefährdet. In Deutschland wiederum seien mit 54 % weit mehr Berufe bedroht als im OECD-Durchschnitt von 46 %. Besonders betroffen von einem möglichen Jobverlust in der Zukunft seien laut OECD insbesondere junge und niedrig qualifizierte Arbeitskräfte.
Das Substituierbarkeitspotenzial und die 3 Berufssphären
Um einschätzen zu können, welche Berufsfelder am meisten mit der Gefahr konfrontiert sind, in absehbarer Zeit ersetzt zu werden, bestimmt man das Substituierbarkeitspotenzial derselbigen. Grundsätzlich gilt: Weniger stark betroffen seien Berufsbereiche, die mit kreativen, medizinischen und sozialen Kompetenzen zusammenhängen wie etwa kulturelle bzw. soziale Dienstleistungs- oder Gesundheitsberufe – sowie generell auch Sicherheitsberufe. Jobverluste seien hingegen in Berufssegmenten, in denen es viele Routinearbeiten gibt, wahrscheinlicher. Hierzu zählen unter anderem Fertigungs-, Logistik- und Verkehrsberufe. Die Bundesagentur für Arbeit ermittelt für das Jahr 2018 folgende Ersetzbarkeitspotenziale (Addition und Rundung von Prozentwerten hoher und mittlerer Ersetzbarkeitspotenziale):
13 % Kulturelle und soziale Dienstleistungsberufe
23 % Sicherheitsberufe
29 % Medizinische und nicht-medizinische Gesundheitsberufe
85 % Verkehrs- und Logistikberufe
95 % Fertigungsberufe
99 % Fertigungstechnische Berufe
Ausschlaggebend für das Ersetzbarkeitspotenzial ist auch laut IAB-Bericht (PDF) schlussendlich der konkrete Berufstyp sowie die berufliche Qualifikation von Beschäftigten. Diesbezüglich spielt auch das jeweilige Anforderungsniveau der Arbeitstätigkeit eine Rolle. Je geringer dieses ausfällt, desto höher ist die Ersetzbarkeit. Helfertätigkeiten sind daher – im Vergleich zu Fachkräften, Spezialisten und Experten – am ehesten von der Automatisierung gefährdet. Abhängig von ihrem jeweiligen Grad der Automatisierbarkeit lässt sich die heutige Arbeitswelt somit in insgesamt 3 Berufssphären einteilen:
- Komplett automatisierbare Berufe (Beispiel: Erntehelfer),
- Sich digital und inhaltlich wandelnde Berufe (Beispiel: Lehrer),
- Neu entstandene bzw. entstehende Berufe (Beispiel: Data Scientist).
Weiterbildung hilft, den Anschluss nicht zu verpassen
In den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit ist der Trend erkennbar, demnach die Beschäftigung bei Berufen mit einem niedrigen Substituierbarkeitspotenzial im Vergleich zu Berufen mit einem hohen Potenzial nachhaltig steige. Der Arbeitsmarkt scheint sich also an die Erfordernisse des digitalen Wandels anzupassen. Dies wirkt sich auch zwangsläufig auf die Tätigkeitsprofile der einzelnen Berufssegmente aus. Firmen und Beschäftigte sollten nun aktiv werden, wenn es darum geht, ein digitales Mindset in ihren Unternehmenskulturen zu etablieren. Ferner sollten Arbeitgeber vermehrt Ressourcen bereitstellen, um die digitalen Skills ihres Personals auszubauen. Im Hinterkopf sollten sie dabei stets die Warnung des OECD behalten, welcher zufolge viele Beschäftigte in Deutschland und der Welt noch lange nicht die notwendigen (digitalen) Kompetenzen für ihre zukünftigen Arbeitsplätze besäßen.
Selbstverständlich wird nicht jede Automatisierung, die technisch möglich ist, auch tatsächlich umgesetzt – vor allem aus Kostengründen. Der digitale Wandel führt uns dennoch vor Augen, dass ein lebenslanges Lernen sowie Weiterbildungen am Arbeitsplatz unabdingbar sind. Wir bei SPECTRUM sind überzeugt, dass Unternehmen sich den neuen Technologien komplementär anpassen müssen, um zukunftsfähig zu bleiben. Im Rahmen unserer Upskilling Services und Career Solutions ermöglichen wir Ihnen daher die bedarfsgerechte (Weiter-) qualifizierung Ihres Personals (vom zukünftigen Nachwuchs bis hin zum langjährigen Mitarbeiter) und helfen Ihnen, die Dynamiken des digitalen Wandels für sich zu nutzen. Denn die Automatisierung kann jeden treffen.
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