In Zeiten der COVID-19-Pandemie werden Ärzte und Krankenhäuser im besonderen Maße gebraucht. Das deutsche Gesundheitssystem gehört glücklicherweise zu den besten weltweit. Jetzt zeigt sich, wie bereits etablierte digitale Lösungen das bundesweite Patientenaufkommen effizienter managen können. Viele deutsche Kliniken weisen jedoch einen erheblichen Digitalisierungsrückstand auf – vor dem Hintergrund eines enormen Kostendrucks und eines generellen Mangels an Ärzten und Pflegepersonal. Die digitalen Technologien sind in der Lage, diese Probleme abzumildern. Das Gesundheitswesen der Zukunft braucht somit flächendeckende „Smart Hospitals“. Diese räumen dem Gesundheitspersonal mehr Flexibilität und Mobilität in ihrem Tagesgeschäft ein und ermöglichen einen einfacheren und umfassenderen Umgang mit Patientendaten. Des Weiteren verspricht der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und von Telemedizin eine individuellere und innovativere Patientenbehandlung.
Optimierung des Patientenwohls durch digitale Lösungen
Das COVID-19-Virus hat in kürzester Zeit unsere Arbeitsabläufe und Lebensgewohnheiten gründlich auf den Kopf gestellt. Infolgedessen wurde in vielen deutschen Firmen das Arbeiten im Home-Office mit seinen Potenzialen und Risiken standardmäßig angeordnet, während manche Betriebe ihre Angestellten in die Kurzarbeit schicken und andere Beschäftigte wiederum – insbesondere das Gesundheitspersonal in Kliniken und Praxen – die bundesweiten Folgen der Pandemie einzudämmen versuchen. Die gegenwärtige Krise ist zweifelsfrei ein Prüfstein für die Digitalisierung. Besonders im Gesundheitsbereich können digitalisierte Krankenhäuser, sogenannte „Smart Hospitals“, nun ihre Stärken ausspielen. Doch laut Prof. Dr. Jochen Alfred Werner, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums in Essen, hätten einige deutsche Kliniken einen Digitalisierungsrückstand von etwa 10 Jahren zu beklagen. Denn während manche von ihnen bereits von Big Data sprechen, kommunizieren andere immer noch mit Fax-Geräten – von wirtschaftlichen Problemen und dem generellen Mangel an Ärzten und Pflegepersonal ganz zu schweigen.

Der niedrige Digitalisierungsgrad vieler Krankenhäusern sowie die finanzielle und personaltechnische Grundproblematik schlägt sich auch im Patientenerleben nieder: Die Zahl der Deutschen, die ihr Gesundheitswesen in den Bereichen Organisation und Service zu den Top-Systemen der Welt zählen, sinkt kontinuierlich, so das Ergebnis des „Healthcare-Barometers 2020“ (PDF) des Beratungsunternehmens PwC. Am meisten bemängelten die Befragten, dass der Arzt sich zu wenig Zeit für sie nehmen würde. Für viele Kliniken sind diese Befunde ein Ansporn, ihren Rückstand in Sachen neue Technologien und Vernetzung aufzuholen – auch damit sich das Gesundheitspersonal wieder verstärkt auf seine Kernkompetenzenkonzentrieren kann. Neben der Vereinfachung bzw. Automatisierung von administrativen Aufgaben bietet die Digitalisierung des Gesundheitswesens im Wesentlichen folgende Entwicklungsmöglichkeiten:
- Elektronische Patientenakte (ePA) zur Bündelung und bundesweiten Zugänglichmachung von Patientendaten
- Künstliche Intelligenz zur Automatisierung bzw. Vereinfachung von Arbeitsschritten sowie zur Analyse von Daten aus der Mikrobiologie, Pathologie und Radiologie
- Patient Engagement zur aktiveren Einbeziehung von Patienten und deren Angehörige in die Behandlungsprozesse mittels Apps und Portale
- Telemedizin als Möglichkeit, Patienten über eine klinikübergreifende IT-Infrastruktur aus der Ferne zu behandeln
- Workflow-Optimierung effizienteres Arbeiten durch die präklinische Prüfung der Auslastung von Ärzten und Krankenhäusern (vor der Aufnahme neuer Patienten) sowie durch die Übersendung von Patientendaten, um notwendige Maßnahmen rechtzeitig anzufordern

Diese digitalen Lösungsmodelle könnten nicht nur dabei helfen, das Krankenhauserlebnis von Patienten angst- und stressfreier zu gestalten und diesen ein möglichst hohes Maß an Mitbestimmung zu ermöglichen, sondern auch gleichzeitig Kosten reduzieren. Hierfür ist jedoch eine klinikübergreifende IT-Infrastruktur, eine Bündelung von Patientendaten sowie die Bereitschaft sämtlicher Beteiligten, digitale Lösungen zu akzeptieren, Grundvoraussetzung. Ferner werden Investitionen und gesetzliche Rahmenbedingungen von Bund und Ländern benötigt.
Der lange Weg zur E-Health
Der Bund hat bereits erste Entwicklungsschritte für ein nachhaltig digitalisiertes Gesundheitsweseneingeleitet. Im November 2019 wurde durch den Bundestag das sogenannte „Digitale-Versorgung-Gesetz“ (DVG) beschlossen. Darin verlängert der Bund den Innovationsfond bis 2024, legitimiert Gesundheits-Appssowie Videosprechstunden und fordert von Apotheken und Krankenhäusern (mit unterschiedlichen Fristen), sich an das neue elektronische Gesundheitsnetz anzuschließen. Ein richtungsweisendes Pilotprojekt in Sachen Smart Hospital ist dabei das Universitätsklinikum in Essen: 3D-Drucker, digitale Callcenter und Operationsroboter gehören dort bereits zum Alltag. Klinik-Chef Prof. Dr. Werner will ein Krankenhaus schaffen, das sowohl bei den Mitarbeitern als auch den Patienten positiven Anklang findet. Hierfür gilt es vor allem, auf die Ängste und Vorbehalte sämtlicher Involvierten einzugehen. Mit dieser Aufgabe beschäftigt sich ein eigenes im Universitätsklinikum ansässiges Institut für Patientenerleben.

Ein digitalisiertes Krankenhaus kann sich in der Tat besser darauf konzentrieren, das Patientenerleben zu optimieren, da digitale Lösungen Kapazitäten im Klinikalltag freimachen. Digitale Technologien können jedoch immer nur unterstützend wirken und menschliche Nähe nicht ersetzen. Außerdem lassen sich zahlreiche medizinische Befunde auch weiterhin nur über den persönlichen Kontakt ausstellen. Die Digitalisierung löst zwar viele Probleme, stellt jedoch das Gesundheitswesen auch vor neue Herausforderungen – vor allen Dingen in puncto Sicherheit von Patientendaten und IT-Infrastrukturen. Die aktuelle Corona-Krise schafft darüber hinaus noch zusätzlichen Klärungsbedarf hinsichtlich der Digitalisierung von Arbeitsprozessen in der gesamten Arbeitswelt. Erfolgreiches virtuelles Arbeiten will schließlich gelernt sein. Wir von SPECTRUM sind daher jederzeit bereit, unsere Kunden – mithilfe von Livecoaching-Angeboten (PDF) – sowie auch unsere Interessenten und Talente bedarfsorientiert mit digitalen Formaten zu unterstützen. Gemeinsam schaffen wir es durch diese schwierige Zeit und unterstützen unsere Krankenhäuser, indem wir zu Hause bleiben.
Bildnachweise für diesen Beitrag:
168640742 © Jacob Lund – stock.adobe.com
295944435 © fabio – stock.adobe.com
321725089 © fizkes – stock.adobe.com