Dass die Weltbevölkerung zunehmend altert, ist ein Megatrend unserer Zeit. Auch in Deutschland müssen sich Gesellschaft, Politik und Wirtschaft mit dieser Entwicklung, die fast alle Lebensbereiche zum Anpassungsdruck zwingt, auseinandersetzen.
Schließlich werden die „Silver Ager“ der Gesellschaft in den kommenden Jahren nicht nur immer mehr Veränderungen abverlangen, sondern auch im Arbeitsmarkt eine zunehmend bedeutsame Rolle spielen. Höchste Zeit zu handeln.
Eine alternde Gesellschaft braucht überall ein Umdenken
Verglichen zu früher leben die Menschen von heute immer gesünder und auch immer länger. Durch die steigende Lebenserwartung ist die Alterung der Gesellschaft eine unabwendbare Tatsache. Laut Statista sei Deutschland bereits heute nach Japan, Italien, Martinique und Portugal das Land mit dem fünfthöchsten Durchschnittsalter der Bevölkerung (Stand: 2020). Diese Entwicklung hat langfristige Auswirkungen nicht nur für den Arbeitsmarkt und das Rentensystem, sondern besonders auch auf folgende Lebensbereiche:
- Bildungswesen: mehr Pluralität benötigt
- Gesundheitssystem: mehr Bedarf an Produkten/Service
- Immobilienwirtschaft: intelligente Smart-Home-Systeme, neue Wohn-Konzepte
- Stadtentwicklung: altersgerechte, barrierefreie Infrastrukturen benötigt
- Tourismus: steigendes Interesse an Reisen
Gleichzeitig entstehen neue Absatzmärkte, da die Best Ager eine immer größere Kaufkraft erlangen und dadurch zu einer stetig wachsenden Konsumenten-Gruppe werden. Doch geht mit dem Ausscheiden von Schlüsselpersonen aus dem Arbeitsmarkt auch eine ganze Menge Knowhow verloren.
Problematischer wird es jedoch, wenn gleichzeitig die Geburtenzahlen niedrig bleiben. Dann verschärft der demografische Wandel den Fachkräftemangel doppelt. Dessen ungeachtet wollen auch in Deutschland in den nächsten Jahren immer mehr Vertreter der Boomer-Generation sukzessive in den Ruhestand gehen.

Die Bevölkerungspyramide in Deutschland ähnelt mehr und mehr einem Pilz. Doch alternde Gesellschaften sind mittlerweile eine globale Erscheinung. Experten zufolge soll sich die Alterskohorte der über 80-Jährigen bis zum Jahr 2050 sogar verdreifachen.
Doch was sich ebenso wandelt, ist das Lebensgefühl der Silver Ager. Anstatt sich zurückzuziehen, wollen viele von ihnen das Leben selbstbestimmt nach eigenen Maßstäben genießen. Für Personalsucher besteht hier die Gelegenheit, ihr Employer Branding auf alte High Potentials maßzuschneidern.
Den Imagewandel nutzen und „Silver Agern“ neue Perspektiven geben
Viele Menschen, die sich im letzten Lebensdrittel befinden, sind nicht nur sehr aktiv und vital, sondern auch genuss- und leistungsorientiert – trotz grauer Haare und Ruhestand. Nicht ohne Grund sollte man daher in Sachen Rentenalter mittlerweile zwischen folgenden 3 Phasen differenzieren (in Anlehnung an den Altersforscher François Höpflinger):
- Junge Alte
- Mittlere Alte
- Hochaltrige
Arbeitende Silver Ager bieten ungeahnte Chancen für Branchen, die stark mit Personalengpässen zu kämpfen haben. Darüber hinaus darf Diversität als Erfolgsfaktor in Unternehmen nicht unterschätzt werden. Da sich Bevölkerungen nur bedingt verjüngen lassen – beispielsweise durch Zuwanderung –, müssen Personaler einer doppelten Aufgabe nachgehen:
- Mitarbeiterbindung: Sie müssen Benefits speziell für ältere Mitarbeiter bereitstellen, um diese möglichst lange zu binden.
- Wissenstransfer: Sie müssen das Wissen der Silver Ager mithilfe von Wissensmanagement-Tools und Trainings sammeln und weitergeben.

Für die HR ist es ein erstrebenswertes Ziel, wenn sie erfahrene Wissensträger nach Möglichkeit auch über den Renteneintritt hinaus im eigenen Unternehmen halten können. Idealerweise werden außerdem Synergien geschaffen, indem Silver Worker beispielsweise als Mentoren im Rahmen von Tandems oder altersdiversen Führungsstrukturen und Teams ihr Knowhow an Young Potentials vermitteln. Wirksame Maßnahmen zur Bindung älterer Mitarbeiter sind:
- Auszeiten und Sabbaticals (je nach Bedarf)
- Bedürfnisgerechte Arbeitsplatzgestaltung (Coworking-Spaces)
- Erweiterte Gesundheits- und Pflegeangebote
- Flexiblere Arbeitszeitmodelle (vor und während des Ruhestands)
- Job Crafting
- Zusätzliche Urlaubstage
Abschließend müssen Personaler insbesondere dafür Sorge tragen, dass ihre Silver Ager auch im lebenslangen Lernen aktiv bleiben. Denn damit ältere Beschäftigte auch weiterhin das Unternehmen mit ihren Kompetenzen bereichern können, brauchen sie Future Skills und müssen Weiterbildungen besuchen. So oder so ist es also für jeden Arbeitgeber ratsam, in den Megatrend „Silver Society“ bzw. in ältere Mitarbeiter zu investieren. Unabdingbar hierfür ist, dass die jeweilige Unternehmenskultur diesen stets mit Respekt und Wertschätzung begegnet.
Wir machen aus Talenten Experten!
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