Die aktuelle Phase der COVID-19-Pandemie stellt uns alle vor unerwartet große Herausforderungen. In diesen unsteten Zeiten stellen sich viele Menschen die Frage, wie sie sich selbst und ihren Arbeitsplatz oder Betrieb vor Schaden bewahren können. In diesem Zusammenhang fällt häufig der Begriff „Resilienz“. Resilienz ist die Fähigkeit eines Menschen oder einer Organisation, schwierige Phasen ohne nachhaltige Beeinträchtigungen zu überstehen. Da ein Unternehmen aus Menschen besteht, hängt die Widerstandsfähigkeit desselbigen sowohl von den Krisenkompetenzen seiner Führungskräfte als auch von der Flexibilität und Robustheit seiner Mitarbeiter ab. Strahlen Führungskräfte in Krisenzeiten Gelassenheit und Stärke aus, begünstigt dies wiederum die mentale Stabilität der Mitarbeiter im Arbeitsalltag, was gleichzeitig den gesamten Betrieb stärkt. Resilienz – aktuell ein unverzichtbarer Erfolgsfaktor – lässt sich jedoch nicht nur durch Kommunikation beeinflussen, sondern auch trainieren.
Die Beschaffenheit und Stärke resilienter Mindsets
Krisen gibt es immer wieder. Manchmal sind sie akut, manchmal erscheinen sie schleichend. Die aktuelle Corona-Krise trifft auf beides zu: Sie begann schleichend und hat uns derzeit akut im Griff. Menschen beschäftigt nun die Frage, wie sie körperlich und psychisch widerstandsfähig bleiben und welche Konsequenzen die Krise für ihre jeweilige Arbeitssituation hat. Verständlicherweise sind Sarkasmus und Wut gerade beliebte Emotionen (vor allem in der Wirtschaftswelt), doch verbessern sie den Status Quo nicht. Das Schlagwort der Stunde heißt vielmehr „Resilienz“, denn Resilienz stellt auf eine wichtige mentale Grundhaltung ab: Die Gelassenheit. Schließlich sind Krisen üblicherweise zeitlich begrenzt und liefern auch Entwicklungsgelegenheiten oder wie es der Schriftsteller Max Frisch ausdrückte: „Eine Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen“. Resilienz beschreibt somit – im Sinne von „resilio“ (lateinisch für „abprallen“) – die Fähigkeit zur mentalen Widerstandskraft. In Krisenzeiten sorgen die in der Unternehmenskultur einer Firma verankerten Strategien und Werte für mentale Stabilität bei allen Beschäftigten. Doch auch das Auftreten der Führungskräfte spielt diesbezüglich eine immense Rolle.
Laut Verhaltensforschern kann man Resilienz als eine Art „Immunsystem der Seele“ verstehen. Prinzipiell können jedoch auch Firmen resilient sein, wenn ihre Mitarbeiter und Unternehmensstrukturen resilient sind. Die Fähigkeit, Krisen zu meistern, ist vor allem Erfahrungssache und lässt sich durch Training, so der Resilienz-Forscher Raffael Kalisch, signifikant verbessern. Sie setzt eine hohe Selbstkenntnis, einen vorausschauenden Umgang mit den eigenen Ressourcen und ein effektives Stress-Management voraus und besteht unter anderem aus folgenden Komponenten:
- Handlungskontrolle: Besonnenes Agieren und Reagieren
- Lösungsdenken: Vermeidung eingefahrener Denkpfade
- Netzwerkorientierung: Suche nach Rückkopplung im sozialen Netzwerk
- Optimismus: Fokus auf Chancen
- Selbstwirksamkeit: Vertrauen auf eigene Kompetenzen
- Zukunftsorientierung: Umsetzung von realistischen Zukunftsplänen
Resiliente Menschen wissen, dass neuartige Situationen zu akzeptieren sind, und was sie tun müssen, um damit produktiv umzugehen. Natürlich ist es gegenwärtig in Zeiten der Pandemie – mit ihren zahlreichen Einschränkungen – im besonderen Maße herausfordernd, einen kühlen Kopf zu bewahren und die eigene kreative Widerstandsfähigkeit zu beschwören. Dennoch: Jeder erfolgreiche Schritt auf dem Weg zur Anpassung an die neuen Umweltbedingungen kann neue Energien freisetzen (→ proaktives Coping). Da im Unternehmensalltag diese Anpassungsschritte die Führungskräfte steuern, ist es auch deren Aufgabe, ihre Mitarbeiter intrinsisch dazu zu motivieren, neuen Arbeitssituationen und Herausforderungen möglichst flexibel und offen zu begegnen. Resilienz ist, so Kalisch, schließlich kein Schutzschild, sondern eine Form der Aktivität. Für Führungskräfte gilt es infolgedessen, resiliente Mindsets zu fördern.
Über sendungsbewusste Führung und anpassungsfähige Strukturen
Man muss kein „Stehaufmännchen“ sein, um Krisen zu bewältigen. Es reicht bereits ein bestimmtes Maß an Steuerungshoheit über wesentliche Lebensbereiche. So zum Beispiel vermitteln feste Arbeitsstrukturen bzw. generell eine sinnhafte Arbeitstätigkeit dem Beschäftigten nicht nur Sicherheit, sondern idealerweise auch einen Mehrwert für sein Selbstbild. Dieses Maß an „Kontrolle“ muss auch in der Arbeitswelt kommuniziert werden. Führungskräfte sollten daher insbesondere in Krisenzeiten ein Sendungsbewusstsein entwickeln, da ihre Kommunikationsinhalte nun auf besondere Art und Weise die Einstellungen und das Verhalten ihrer Mitarbeiter beeinflussen. In ungewissen Zeiten sind also neben Resilienz auch Führungsqualitäten gefordert, so das Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa). Zu den gefragten Krisenkompetenzen gehören unter anderem das Bewahren von Ruhe, Empathie, Entscheidungsfreudigkeit, Kommunikationsstärke sowie flexibles und positives Denken. Neben einer umsichtigen Kommunikationspolitik brauchen krisenstabile Firmen – im Sinne eines effektiven Business-Continuity-Managements (BCM) – ferner noch anpassungsfähige Unternehmensstrukturen bzw. Notfallpläne mit klaren Verantwortlichkeiten und Vorgaben. So werden Firmen der Verantwortung, die sie ihren Beschäftigten gegenüber haben, gerecht.
Natürlich sind Krisen ernst zu nehmen. Da sie jedoch grundsätzlich nicht zu verhindern sind, hilft es immens, sich vielmehr auf die damit verbundenen Chancen als auf die Risiken zu konzentrieren. Auch von der aktuellen Krise lässt sich einiges lernen: Für Unternehmen ist es jetzt nicht nur wichtig, eine lösungsorientierte Fehlerkultur zu etablieren und sendungsbewusster zu kommunizieren, sondern auch – sofern möglich – zahlreiche digitale Arbeitsformate bereitzustellen, um den Ansprüchen der aktuellen Arbeitssituation entgegenzukommen. Wir bei SPECTRUM helfen unseren Kunden dabei, indem wir ihnen bedarfsorientierte digitale Lösungen über Livecoachings (PDF) aufzeigen. Letztendlich ist nun die optimale Zeit dafür, um ungeahnte Stärken und Talente zu entdecken. Unsere Welt schreibt gerade Geschichte. Was ist Ihr Kapitel darin?
Bildnachweise für diesen Beitrag:
335920355 © fizkes – stock.adobe.com
180837103 © Rido – stock.adobe.com