Der lineare Lebenslauf ist nicht mehr die Norm. Auch wenn die Wirtschaft lebenslange Spezialisierung fordert und finanziell fördert, entscheiden sich immer mehr Menschen, ihren Karriereweg auch noch spät zu wechseln. Die Gründe für einen Quereinstieg in ein neues Arbeitsumfeld sind so individuell wie die Menschen selbst: Das Verlangen etwas Sinnstiftendes zu tun, mehr Freizeit für sich selbst, die Familie oder bessere finanzielle Perspektiven zu haben. Wir zeigen, warum es sich lohnt, auch mit über 30 noch über einen Jobwechsel nachzudenken und wie dies gelingt.
Es ist nie zu spät
Es war nie leichter eine Vollbremsung zu vollziehen und einen neuen Karriereweg einzuschlagen als heute. Gerade im Bereich der Digitalisierung bieten viele Jobs Schnittmengen, die einen Übergang in ein neues Arbeitsgebiet erleichtern. Skills lassen sich dank Google, Online-Lernplattformen oder Seminaren in Kürze aneignen und Lokalität spielt in Zeiten von steigenden Homeoffice-Möglichkeiten und digitalem Nomadentum immer weniger eine Rolle. Wer das Gefühl hat, das Studium war vielleicht doch nicht das Richtige, wird schnell merken, dass die dort erlernten Fähigkeiten auch in vielen anderen Bereichen einsetzbar sind. Auch ein fehlender Sinn in der eigenen Tätigkeit kann durch einen Quereinstieg in ein völlig anderes Berufsfeld die Lebensqualität drastisch verbessern. Wichtig ist, sich der Gründe bewusst zu werden, warum man den Job wechseln möchte. Solltest Du auf Social Media oder Google über diesen Artikel gestolpert sein, bist Du schonmal definitiv nicht zu alt für einen Karrierewechsel.
Die Bestandsaufnahme
In erster Linie musst Du Dir im Klaren werden, warum Du Deinen aktuellen Berufsweg ändern möchtest. Ein Karrierewechsel ist in den seltensten Fällen eine Impulsentscheidung. Es gilt also, eine Bestandsaufnahme der Ist-Situation zu machen. Stelle Dir dabei die folgenden Fragen:
- Was macht Dir an Deinem derzeitigen Job Spaß?
- Seit wann bist Du mit Deinem aktuellen Job unzufrieden?
- Was hat sich in Deinem Leben durch die Unzufriedenheit geändert?
- Wie beeinflusst Dein Job Deine Freizeit?
- Welche Aspekte Deines Jobs belasten Dich am meisten?
- Warum schränkt Dein Job Dich ein, Deine Wünsche und Ziele zu erreichen?

Hängt Deine Unzufriedenheit mit einzelnen Aspekten Deiner Arbeit zusammen, wie langweiligen Aufgaben oder Unzufriedenheit mit dem Chef, kann dies auch bereits mit einem Wechsel der Abteilung, der Arbeitsstelle oder Gesprächen mit Verantwortlichen gelöst werden. Oft sind es auch private Probleme, die sich auf Deine Arbeit auswirken.
Fehlen Dir in Deinem aktuellen Karriereweg jedoch grundlegende Dinge, wie finanzielle Perspektiven zum Erreichen Deiner Ziele, freie Stellen, Zukunftssicherheit oder eine gewisse Sinnhaftigkeit Deiner Arbeit, dann kann ein Quereinstieg in ein neues Berufsfeld durchaus Sinn machen. Wichtig ist sich dabei nicht von negativen Emotionen treiben zu lassen, sondern objektiv zu analysieren, woher die eigene Unzufriedenheit kommt und was Dich bei der Arbeit wirklich motiviert. Nur so kannst Du sicherstellen, dass Dein zukünftiger Beruf Dich auch wirklich glücklich macht.
Die Alternativen
Nun gilt es die Alternativen abzuwägen. Versuche Dich bei der Berufswahl nicht zu stark einzugrenzen. Schließe dabei auch keine Optionen aus, nur weil sie unrealistisch erscheinen. Sammle am besten alle Optionen auf einer Mindmap und erstelle daraus eine Entscheidungsmatrix. Überlege Dir dazu verschiedene Kriterien, wie z.B. Sicherheit, Gehaltsaussicht, Lernaufwand oder Flexibilität. Die Auswahl und Gewichtung der Kriterien sind dabei abhängig von Deinen eigenen Wünschen und Erwartungen an den neuen Beruf. Nimm Dir für diesen Prozess Zeit. Solltest Du mit einer objektiven Entscheidung nicht weiterkommen, kannst Du auch Partner, Familie und Freunde um Rat fragen. Bedenke aber, dass dies vor allem Deine Entscheidung ist und Du dabei nicht von äußeren Faktoren zu stark beeinflusst werden solltest.

Der Gameplan
Du hast ein Berufsfeld gefunden, dass Dich interessiert und dem Du nachgehen möchtest? Glückwunsch! Damit hast Du bereits einen großen Schritt in Dein neues Berufsleben geschafft. Jetzt gilt es einen Gameplan zu erstellen. Er zeigt, wie Du dieses Ziel am besten erreichst. Dazu solltest Du die folgenden Fragen beantworten:
- Warum willst Du in diese Branche?
- Welche Skills bringst Du mit und welche musst Du Dir noch aneignen?
- Welche Deiner bisherigen Erfahrungen lassen sich auf die neue Branche übertragen?
- Hast Du die relevanten Kompetenzen für die neue Branche in Deinem Lebenslauf hervorgehoben?
Ein erster Anlaufpunkt für die neue Jobrolle sind Stellenausschreibungen. Halte dabei vor allem nach Junior- und Traineestellen Ausschau. Viele dieser Stellen ermöglichen Dir ein Training „on-the-job“, bei dem Du mit Schulungen versorgt wirst und mithilfe von Mentoren Schrittweise an die neuen Aufgaben herangeführt wirst. Sollten Dir noch Skills für etwaige Stellen fehlen, halte Ausschau nach Fortbildungen und Kursen. Es gibt viele kostenlose Einstiegskurse für die verschiedensten Fachbereiche und auch mit Online-Lernplattformen und YouTube kann man sich vieles in kurzer Zeit aneignen.
SPECTRUM Insight: Als Talentspezialist bieten wir nicht nur Unterstützung für Berufseinsteiger an, sondern ebenso für Berufserfahrene. Im Rahmen unseres Expertenprogramms sorgen wir für alle notwendigen Qualifizierungen, die zur Ausübung eines passenden Jobs notwendig sind.
Die Bewerbungsphase
Im Bewerbungsgespräch wird es Eindruck machen, wenn Du objektiv erklären kannst, warum Du die Karriere wechseln möchtest und dass Du diese Entscheidung für die Verfolgung Deiner Ziele und Wünsche im Leben getroffen hast. Auch sich ein komplett neues Skillset eigeninitiativ anzueignen, gibt viele Pluspunkte und zeigt den Personalern, dass Du es ernst meinst und lernwillig bist. Das wichtigste bleibt daher das Selbstvertrauen. Egal ob im Lebenslauf oder im Vorstellungsgespräch: Es darf nie das Gefühl aufkommen, dass der Quereinstieg eine Notlösung ist. Triff eine Entscheidung und ziehe sie durch!
Viel Erfolg dabei. 🙂
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