Was die Zukunft unserer Natur betrifft, muss die Menschheit endlich nachhaltig in die Gänge kommen. Angesichts von immer mehr Umweltkatastrophen ist mehr als nur ein Umdenken notwendig. Viele Menschen haben ihr Mindset bereits angepasst. Neo-ökologisches Denken liegt im Trend. Die Corona-Pandemie und die Digitalisierung haben sogar zu einer Renaissance der Natur als Sehnsuchtsort beigetragen. Zahlreiche Veränderungsprozesse sind bereits angestoßen worden. Diese laufen jedoch Gefahr, im Sand zu verlaufen, sollten Politik und Wirtschaft nicht in der Lage sein, vor allem junge Menschen und ihre Ansichten und Potenziale zu fördern.
Natur 2.0 – Ein Bedeutungszuwachs von Natur, den es zu fördern gilt
„Alles, was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand“, so soll es schon Charles Darwin formuliert haben. Eine brisante Aussage, die mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit enthält. Denn es steht fest, dass unsere Welt in absehbarer Zukunft immer mehr ökologische Katastrophen über sich ergehen lassen muss. Schuld ist der Klimawandel, den die Menschen selbst verursacht haben. Das Bewusstsein, dass sich langfristig etwas ändern muss, war wohl nie stärker als heute. Flankiert wird dieses von der Aufwertung von Gesundheit als Statussymbol des 21. Jahrhunderts. Im Zuge dessen erlebt die Natur eine regelrechte Renaissance als Sehnsuchtsort. Schließlich ermöglicht sie es, Stress zu reduzieren, die geistige Vitalität zu stärken und der Reizüberflutung einer hoch technologisierten und von der Corona-Pandemie geplagten Welt temporär zu entfliehen. In der vergangenen Phase häuslicher Isolation haben viele Menschen einen neuen Zugang zur Natur gefunden. Eine erfreuliche Entwicklung, denn umweltpsychologische Untersuchungen bestätigen, dass dies einen Menschen besser dazu befähige, die sich in der Natur abzeichnenden Veränderungsprozesse wahrzunehmen.

Zweifelsohne ist es ein Anfang, dass immer mehr Menschen ein Bewusstsein für die Veränderungsprozesse in der Natur entwickeln. Was wir jedoch noch mehr brauchen, sind handlungsstarke Akteure, die Verantwortung übernehmen für die Umwelt, in der sie leben, und den sich verschärfenden Problemen wirksame Lösungen entgegensetzen. Große Hoffnungen liegen diesbezüglich auf der heranwachsenden Generation Z. Tatsächlich hat die Natur für Jugendliche im Zuge der Corona-Krise einen Bedeutungszuwachs erhalten. Dies ist der Befund einer repräsentativen Umfrage zum Naturbewusstsein junger Menschen (PDF) in Deutschland, welche im April 2021 vom Bundesumweltministerium (BMU) und vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) vorgelegt wurde. Laut Umfrage haben etwa 92 Prozent der befragten 14- bis 17-Jährigen angegeben, dass die Natur für sie „uneingeschränkt“ oder „eher“ zu einem „guten Leben“ dazu gehöre. Darüber hinaus halten es 91 Prozent der Jugendlichen „voll und ganz“ oder „eher“ für eine Pflicht des Menschen, die Natur zu schützen. Bei der jungen Generation hat die Natur also mittlerweile einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert eingenommen. Dieses Potenzial sollte von Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft gefördert werden.
Die Natur als Konsum- und Schutzobjekt
Wie wir es auch drehen und wenden, im Laufe der nächsten Jahrzehnte werden sich durch den allgemeinen Anstieg des CO2-Spiegels in der Atmosphäre immer dramatischere Klimafolgen abzeichnen: Nicht nur werden der Meeresspiegel und die Durchschnittstemperatur sukzessive ansteigen, sondern sich auch unter anderem immer mehr Dürre- bzw. Hitzewellen, Überflutungen und Waldbrände ereignen – von der Ausbreitung von Herz-, Kreislauf- und Infektionskrankheiten und Klimamigration einmal abgesehen. Politik und Wirtschaft müssen sich für sämtliche dieser Szenarien wappnen. Besonders wirtschaftsstarke Länder sollten hier bereit sein, Verantwortung zu übernehmen und neue länderübergreifende Netzwerke und Regelungen – jenseits von Kleinstaaterei – anzustoßen. Doch das ist natürlich leichter gesagt als getan, denn die Welt, wie wir sie kennen, wird auch in der Post-Corona-Ära an Komplexität zunehmen. Es wird schwer, eine ressourceneffizientere Wirtschaft flächendeckend umzusetzen. Dennoch würde sich ein solches Wirtschaften, so das Thinktank „Zukunftsinstitut“ mit Verweis auf den von ihnen postulierten Megatrend „Neo-Ökologie“, bereits abzeichnen. Doch das reicht noch nicht.
Parallel zum Aufkeimen eines neo-ökologischen Mindsets in Politik und Wirtschaft sind es vor allem die Folgen der digitalen Transformation und der Corona-Beschränkungen, die in vielen Menschen das Bedürfnis verstärkt haben, die Natur zu erleben. Die Natur hat sich dabei nicht nur in das Wahrnehmungsfeld der Jugendlichen „zurückgekämpft“ wie zahlreiche Veränderungen unter anderem in Gastronomie, Lifestyle, Literatur, Medien, Mode, Musik, Produktdesign, Sport und Tourismus belegen. So wird zum Beispiel der Urlaub im eigenen Land bzw. in der Natur – Stichwort: Resonanztourismus – immer lukrativer. Doch wäre es natürlich falsch, die Natur nur als Konsumobjekt – auch auf Kosten der Einheimischen – wahrzunehmen. Die Natur sollte vielmehr zum Wirkungsfeld für eine neue Handlungsmoral werden. Auch Unternehmen sollten daran anknüpfen, um bei der wachsenden Anzahl umdenkender Menschen anschlussfähig zu bleiben und um bedürfnisgerechtere Dienstleistungen und Produkte auf den Markt zu bringen. Mehr noch: Firmen sollten ferner dazu beitragen, dass das Resonanzbedürfnis dieser Menschen gegenüber ihrer Umwelt mit mehr Verantwortungsbewusstsein einhergeht. Dazu gehört insbesondere auch, sozioökonomisch benachteiligten Jugendlichen mehr Angebote zur Stärkung der individuellen Naturbeziehung zu machen.
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