Als Studierender wirst Du eher früher als später Bekanntschaft mit dem „Skript“ machen. Der Umgang damit fällt vielen schwer, doch keine Angst: Beim Lernen kommt es weder auf Deine Intelligenz an noch darauf, wer am wenigsten Privatleben und am meisten Zeit hat zum Büffeln. Das Geheimnis liegt schlichtweg in der richtigen Planung und der Anwendung effektiver Techniken.
Vorlesung mit Skript: So läuft’s an der Uni
Zum Leidwesen vieler Studierender sind Vorlesungen heutzutage immer noch sehr „trocken“ aufgebaut. Der Dozent versendet seine (meist sehr lückenhaften) Unterlagen, das sogenannte Skript, und führt einen Monolog über das zu behandelnde Themengebiet. Alle Informationen, die der oder die Dozentin zusätzlich erwähnt, müssen währenddessen natürlich aufmerksam mitgeschrieben werden. Für gleichzeitiges Zuhören und Mitschreiben der großen Mengen an Lernstoff fehlt einem aber oft die Zeit und die Multi-Tasking-Fähigkeit. Kommst Du nicht schnell genug mit, hast Du Pech, denn Fragen zu stellen ist in einem Hörsaal mit 200-500 Kommilitonen eher schwierig. Dementsprechend wirst Du erst einmal sehr dankbar darüber sein, zumindest einen Teil der Inhalte in schriftlicher Form vorliegen zu haben.
SPECTRUM Insight: Hast Du nach Deinem Studium die Nase voll von trockenen Vorlesungen, möchtest Dich aber auch im Berufsleben weiterentwickeln, findest Du bei uns eine gute Mischung aus praxisorientierten Seminaren und spannenden Projekten.
Lernerfolg trotz lückenhafter Skripte
Doch wie stellst Du nun sicher, dass Du für die anstehende Prüfung ausreichend vorbereitet bist?
Tipp 1: Früh anfangen mit einem Lernplan
Ja, es ist immer die gleiche Leier, aber ein Lernplan ist ein Muss!
- Auf diesem solltest du alle Tage abbilden, die Dir bis zur Klausur zur Verfügung stehen. Am besten eignet sich hierfür die Kalenderform.
- Das Blatt sollte so groß wie möglich sein, damit Du genügend Platz zum Planen hast. Tipp: Klebe einfach mehrere Blätter zusammen.
- Alternativ kann der digitale Lernplan auch im bevorzugten Kalender eingetragen werden. Outlook & Co. eignen sich hierfür ideal und ermöglichen Benachrichtigungen auf dem Smartphone.
Den größten Lerneffekt erzielst Du nun, indem Du frühestmöglich alle Skripte durcharbeitest – ob digital oder auf Papier ist ganz Dir überlassen. Ein „zu früh“ gibt es nicht. Hier kommt Dir der sogenannte Spacing Effekt zur Hilfe. Dieser verspricht MEHR Lernerfolg, wenn die Inhalte über einen längeren Zeitraum, also mit „Space“ dazwischen, gelernt werden. Der Spacing Effekt bewirkt, dass sich die Inhalte in Dein Gedächtnis einbrennen und Du sie so am Tag der Klausur besser abrufen kannst. Für diese verteilte Wiederholung müssen Zeitabstände festgelegt werden. In diesen Abständen führst Du Deine Lerneinheiten durch. Die Zeitabstände sollten nicht etwa linear verteilt sein, also alle 3 Tage oder 7 Tage, sondern negativ exponentiell. Damit ist gemeint, dass die Abstände zu Beginn kürzer und gegen Ende der Lernphase länger sind. Die einzelnen Einheiten zeichnest Du in Deinen Lernplan ein.
Thomas Frank vom US-amerikanischen Blog College Info Geek empfiehlt folgende Verteilung:
- Erste Wiederholung nach 1 Tag
- Zweite Wiederholung nach 7 Tagen
- Dritte Wiederholung nach 16 Tagen
- Vierte Wiederholung nach 35 Tagen
Nach diesem Prinzip müsstest Du also mindesten 35 Tage vor Deiner Klausur mit der Wiederholung beginnen. Wende diese Intervalle für jedes Themengebiet/Skript Deiner Klausur an.
Tag 1: Skript 1
Tag 2: Skript 2, Skript 1
Tag 3: Skript 3, Skript 2
Tag 4: Skript 4, Skript 3
Tag 5: Skript 5, Skript 4
Tag 6: Skript 5
Tag 7: Pause
Tag 8: Skript 1
Tag 9: Skript 2
Tag 10: Skript 3
und so weiter…
Halten wir fest: Je mehr Space Du also zwischen Deinen Lerneinheiten einschieben kannst, desto besser.
Tipp 2: Rechtzeitig zusammenfassen
Erstelle Dir ein Abruf-System. Fertige Dir also bereits während der Vorlesungsphase eine Zusammenfassung aus all den relevanten Skripten an. So erzielst Du schon im laufenden Semester einen kleinen Lerneffekt. Kurz vor der Klausur alles auf die Schnelle zusammenzufassen solltest Du lieber lassen, denn an oberster Stelle steht die Wiederholung.
Dein Abruf-System kann entweder digital sein oder z.B. in Form von Karteikarten aufgebaut sein.
SPECTRUM Tipp: Handschriftlich angefertigte Notizen prägen sich besser ein und sind effizienter. Mehr dazu in unserem Beitrag Handschrift statt 10-Finger-Schreiben
Für das Erstellen der Karteikarten solltest du folgende 3 Dinge beachten:
- Wandle die Inhalte des Skripts in Fragen um > Simulation einer Klausurfrage
- Nur eine Frage pro Karteikarte > Antwort auf die Rückseite
- Verwende auf der Antwortseite ggf. ein Bild (eigene Skizze/ ausgedruckt vom Skript) > Gedankliche Verknüpfung
Tipp 3: Mit Kommilitonen lernen
Suche Dir einen Lern-Buddy, denn bekanntlich ist geteiltes Leid halbes Leid. Die Antworten einer anderen Person vorzutragen und zu erklären, ist um einiges effektiver als sie halb flüsternd, halb gedanklich selbst durchzugehen. Zusätzlich könnt ihr euch gegenseitig helfen und Lernlücken schließen, da jeder ein Thema besser oder weniger gut versteht und in der Vorlesung mehr oder weniger mitschreiben konnte. Nehmt zum Lernen natürlich eure vorgefertigten Karteikarten zur Hand.
Benutze mit Deinem Lern-Buddy die Feynman Technik. Diese Methode besteht aus unterschiedlichen Schritten und hat einen sogenannten rekursiven Charakter. Das bedeutet, dass die Schritte nicht nur einmal angewendet werden, sondern einen Zirkel bilden. Nachdem der letzte Schritt abgeschlossen ist, geht es noch einmal von vorne los. So überprüfst Du, ob Du tatsächlich alles verstanden hast.
- Thema umfassend erklären
Alles was Du schon zu dem Thema weißt, erzählst Du Deinem Lern-Buddy oder erklärst es einer Person aus Deiner Familie. Dadurch verschaffst Du Dir einen Überblick, was Du schon alles weißt und wo Du noch Lücken hast.
- Fehlendes Wissen notieren
Aus Schritt 1 weißt Du, was Du noch nicht verstanden hast. Denn was Du nicht verstanden hast, kannst Du auch nicht wirklich gut erklären. Notiere Dir genau diese Dinge.
- Wissenslücken schließen
Schlage die aus Schritt 2 notierten Dinge nach. Informiere Dich z.B. auch über Fremdwörter und Fachbegriffe und vereinfache diese für Dein Gegenüber.
- Von vorne beginnen
Nun bist Du wieder bei Schritt 1 gelandet. Um zu prüfen, ob Du alles verstanden hast und die Recherche abgeschlossen ist, erklärst Du das Thema noch einmal Deinem Lern-Buddy oder einem Familienmitglied. Sind dabei immer noch Lücken vorhanden, fährst Du fort mit Schritt 2.
Wiederhole die einzelnen Schritte so oft bis Du das Thema ohne Probleme und ohne größere Pausen vortragen kannst.
SPECTRUM Tipp: Sucht euch noch eine oder zwei Personen und bildet für diese Methode eine Lerngruppe. Jeder von euch übernimmt ein klausurrelevantes Themengebiet und bereitet dieses vor. So vertiefst Du selbst ein spezielles Gebiet und bekommst zusätzlich alle wichtigen Informationen aus den anderen Themengebieten.
Tipp 4: Spickzettel schreiben
Waaas? Ja, das ist ernst gemeint. Allerdings solltest Du diesen natürlich nicht zur Klausur mitnehmen. Über das Schreiben eines Spickzettels findest Du sehr schnell heraus, welche Inhalte Du noch nicht so gut beherrschst und verstehst. Vor Deiner Klausur solltest Du genau diese Inhalte aus Deiner Zusammenfassung noch einmal wiederholen.
Befolgst Du all diese Tipps, bist Du nicht nur super auf die Prüfungsphase vorbereitet, sondern hast die wichtigsten Informationen in Deinem Langzeitgedächtnis abgespeichert, d.h Du wirst sie auch nach der Klausur noch anwenden können. Endlich kein Bulimie- und Auswendiglernen mehr!! ????
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1 Kommentar
Danke für die Tipps, habt mir echt weitergeholfen. Da ich einen Aufsatz noch schreiben muss, brauche ich auch Tipps, wie ich denn Aufsatz am besten schreiben kann.
Ich habe mein Problem schon erkannt, ich fange immer spät am Abend zu lernen und auch ohne Lernplan. Ich werde versuchen früher aufzustehen und da mit dem Lernen anzufangen.
Das Wissen, das ich als fehlend finde, werde ich auch notieren und werde weitere Tipps von diesem Blogbeitrag auch versuchen.
Ich werde auch den Beitrag meinen Kollegen empfehlen, da er mir echt geholfen hat!