Es gibt viele Gründe, warum Menschen VR-Welten besuchen. Nicht nur Gaming und Shopping machen das Metaversum zunehmend interessanter, sondern auch die ständig wachsenden Möglichkeiten, Lerninhalte mit Erlebnissen zu verbinden. Doch bringt ein Maximum an Gestaltungsfreiheit auch neue Sicherheitsbedenken mit sich. Der Cyber-Naturzustand muss schließlich reguliert werden.
Bei der Entwicklung von Learning-Experiences gibt es keine Grenzen
Technik-Evangelisten bezeichnen das Metaversum als „das nächste große Ding“. Dabei gibt es virtuelle Welten schon seit etlichen Jahren. Man denke etwa an Minecraft, Roblox oder Second Life. Beim aktuellen Metaversum-Hype geht es jedoch vielmehr um eine hybride Parallelwelt, in der die fiktive Welt in die analoge übergeht. Gemeint ist damit ein 3D-Raum, in dem man mit seinem Alter Ego in Echtzeit Handlungen vollzieht, die sich auch auf die Offline-Welt auswirken. Wenn dem so ist, sind Daten und Güter in beiden Welten anschlussfähig. Für seine Interaktionen stehen dem interessierten Nutzer allerlei Interfaces zur Verfügung. Mit Kameras und Sensoren ausgestattete Brillen, Handschuhe, Kopfhörer und Schuhe erlauben es schon heute, als realitätsgetreuer 3D-Avatar im Cyberspace umherzuwandern. Unzählige Erfahrungen warten.
Wenn eine Online-Welt erfolgreich ist, dann liegt das im Wesentlichen an der großen Freiheit, die professionelle und Hobby-Creators beim Erstellen von Inhalten haben. So divers wie die Bedürfnisse und Interessen einzelner Menschen sind, fallen letztendlich auch ihre entwickelten Experiences aus – egal, ob man online Freunde treffen, spielen, NFTs kaufen oder etwa Konzerte besuchen möchte. Große Chancen bieten Virtual-Reality-Welten besonders auch in Sachen Bildung und Weiterbildung. Schließlich lassen sich hier Learning-Journeys auf ganz neue Weise optimieren und sämtliche Ablenkungen oder Äußerlichkeiten effektiv reduzieren. Wie in meinem Artikel „Metaversum als Cyber-Utopie“ bereits zu lesen ist, gibt es trotz allem noch kein einheitliches Metaversum, sondern nur einzelne Online-Welten. Die berühmtesten unter ihnen sind vermutlich Decentraland und Metapolis.
Lernen lässt sich nicht erzwingen, wie man weiß. Das Beste, was Lehrende für den Lernerfolg ihrer Schüler tun können, ist es, die Inhalte und die Lernumgebungen so attraktiv wie möglich zu gestalten. Das Metaversum macht es möglich. Wie wäre es zum Beispiel, Fakten über das Meer direkt am Strand oder Bergsteiger-Wissen im Himalaya-Gebirge zu erfahren? Was wie eine Wunschvorstellung klingt, machen VR-Plattformen wie EDUmetaverse bereits möglich. So lassen sich beispielsweise Eindrücke zum Untergang der RMS Titanic im Jahre 1912 in einer Titanic-Simulation immersiv erfahren. Lernerfahrung wird also immer authentischer. Noch effizienter wird sie, wenn Lernende selbst oder kollaborativ zu Creators werden und eigene Learning-Spaces bauen und teilen können. Dann könnten vielleicht allerlei nützliche Kurse wie Kommunikationstrainings oder praktische Job-Simulationen mit Echtzeit-Feedback entstehen. Leider hat ein Maximum an Gestaltungsfreiheit im Metaversum aber einen entscheidenden Haken: Ohne verbindliche Regeln regiert im Cyber-Naturzustand das Chaos.
Ein Balanceakt zwischen maximaler Freiheit und Sicherheit
In der Lehre geht es immer darum, den effektivsten Weg zu finden, um Inhalte an Lernende zu vermitteln. Das Metaversum kann hier völlig neue Impulse setzen. In den kommenden Jahren könnte sich sogar ein ganzes Ökosystem von Lerninhalten und Lernplattformen entwickeln. Diese könnten in Learning-Umgebungen allerlei motivierende Stupser bzw. Nudges verwenden, die idealerweise noch den Spieltrieb des Menschen aktivieren. Doch auch die Herausforderungen, vor denen das Metaversum steht, sind immens. Was noch fehlt, sind unter anderem:
- Schlüsseltechnologien für überzeugendes Fühlen, Riechen und Schmecken,
- Lösungsstrategien für die Synthetisierung heterogener Interessen von Privatpersonen, Staaten und Unternehmen,
- genügend Fachkräfte wie Cybersecurity-Experten, Krypto-Designer und Web3-Entwickler,
- einheitliche Kryptowährung(en) und Regelungen,
- die Bereitschaft, sämtliche Metaversen dezentral zusammenzuführen.
Insider wissen: Nicht alles ist schön in den neuen VR-Welten. Plattformen wie Second Life haben gezeigt, dass es immer wieder Menschen braucht, die Ordnung in das virtuelle Chaos bringen. Schließlich sind im Cyberspace Übergriffe auf die Privatsphäre ebenso möglich wie in der realen Welt – mit ähnlichen Konsequenzen für die Betroffenen. Die Anonymität des World Wide Web scheint jedoch die Hemmschwellen für Belästigungen verschiedenster Art herabzusenken. Bleibt das Metaversum weitestgehend unkontrolliert, begeben sich seine Nutzer somit in eine Art Cyber-Naturzustand. Dieser muss langfristig reguliert werden, um ein virtuelles Miteinander zu gewährleisten. Und es wird eine Riesenaufgabe sowohl für Politiker als auch für Unternehmen sein, der missbräuchlichen Verwendung von VR-Plattformen wirksam entgegenzutreten.
Im Jahr 2022 haben Firmen im Metaversum immer noch die Möglichkeit, zukünftige Branchenstandards zu setzen. Ebenso können sie spannende Weiterbildungschancen im Cyberspace entdecken. Für Neugierige bietet sich Ende Juni ein schillerndes Ereignis an. Es handelt sich um ein für alle zugängliches, kostenloses Metaversum-Festival in der VR-Welt Metapolis. Wer sich einen ersten Eindruck von dieser neuen Welt machen möchte, ist dort bestimmt richtig. Für dieses Event benötigen Sie – neben einem leistungsstarken Zugangsgerät – weder eine VR-Brille noch sonstiges Spezial-Equipment. Was Sie jedoch brauchen, ist eine ordentliche Portion Offenheit für ganz neue Erfahrungsebenen.
Wir machen aus Talenten Experten!
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