Warum Lernbereitschaft in der IT der wichtigste Skill ist

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junger Lehrer zeigt Code an Beamerleinwand und schult Skills in der IT

Als Recruiter sichtet man täglich Lebensläufe und verbringt viel Zeit damit, die Anforderungen der Fachabteilung mit den Fähigkeiten des Bewerbers abzugleichen. Doch dabei ist der Blick schnell nur retrospektiv und nicht auf die zukünftige Zusammenarbeit gerichtet. Warum dies weder den zukünftigen Anforderungen der IT noch den Bewerbern gerecht wird, zeigt dieser Beitrag.

Unspezifische Angabe fachlicher Skills in der Stellenbeschreibung

In einigen Bereichen der IT lesen sich Stellenanzeigen wie die Inhaltsstoffe auf Lebensmittelverpackungen. In einer langen Auflistung werden vielerlei Fachbegriffe in willkürlicher Reihenfolge aufgeführt, die der Kandidat dringend aufweisen soll. Schlimmstenfalls widersprechen sich diese und werfen noch Fragen beim Leser auf. So muss der Softwareentwickler nicht nur erfahren mit der Programmiersprache Java sein, sondern sollte noch die Frameworks Hibernate, Spring und Spring boot, Selenium, JSF; Umgebungen wie Eclipse, intelliJ, Netbeans, Docker, JIRA; Datenbanken wie MySQL und HSQLDB; idealerweise Frontend-Erfahrung mit JavaScript, Angular 8 und vue.js aufweisen – von den einzelnen Applikationen ganz zu schweigen. Übersehen wird hierbei, dass Kandidaten in der Praxis nicht alle diese Hard-Skills bis ins kleinste Detail kennen müssen. Vielmehr müssen sie einen Eindruck davon bekommen, wie die Entwicklungsumgebung aussieht. Die Entwicklungsumgebung ist einer der größten Einflussfaktoren auf die Wechselbereitschaft von Kandidaten – oftmals sogar ein größerer als das Gehalt. Hier sind Arbeitgeber gefragt, die Stellenanzeigen so zu formulieren, dass die Bewerber ein umfangreiches Bild über die Position und insbesondere die IT-Landschaft erhalten, aber gleichzeitig nicht denken, dass sie all diese fachlichen Skills beherrschen müssen.

Ein Beispiel: Sie Programmieren in Java über Spring und insbesondere Spring Boot. Die Daten rufen Sie über eine My-SQL-Datenbank ab. Zur Qualitätssicherung nutzen Sie Spring-eigene Testing-Tools sowie Selenium. Da Sie Teil eines agilen Teams sind, kommunizieren Sie täglich über JIRA und speichern Ihre Daten über Docker.

Aber auch zu ungenaue Angaben in Stellenanzeigen sind ein häufiges Phänomen. Eine Position, für die lediglich Java als Skill gesucht wird, wird niemals Bewerber erhalten – oder zumindest keine guten. Ein Java-Entwickler, der mit Spring arbeitet, unterscheidet sich signifikant von einem, der mit Hibernate arbeitet. Die Beschreibung der Stelle ist so ungenau, als würde man nach einem Handwerker suchen, jedoch nicht zwischen einem Elektriker und einem Maler unterscheiden.

Gelb markierter Jobanzeige in Zeitung PHP Developer

Gute und sehr gute Mitarbeiter

Es ist unbedingt notwendig, dem IT-Profi zu erläutern, wie die aktuelle IT-Landschaft aufgebaut ist. Grundlegende Kenntnisse in den einzelnen fachlichen Schwerpunkten sind auch wichtig. Doch die Anforderungen der IT ändern sich heutzutage rasant. Neue Versionen und Updates führen dazu, dass Entwicklungsumgebungen angepasst und eigene Entwicklungsprozesse neu überdacht werden müssen. So wie wir heute entwickeln, haben wir vor 5 Jahren noch nicht entwickelt. Und in 5 Jahren sicherlich auch nicht.
Auch andere Bereiche der IT sind davon betroffen: Ob Systemadmins, die sich mit neuer Hardware und Cloudlösungen beschäftigen, Security-Spezialisten, die stets neue Schadsoftware erkennen sowie Sicherheitsanforderungen gerecht werden müssen oder auch ERP-Profis, die vor einigen Jahren noch nicht über S4/HANA gesprochen haben.
Zu denken, dass ein sehr guter Mitarbeiter ein solcher ist, der alle Anforderungen zu 100 % erfüllt, ist also ein Trugschluss. Diejenigen Mitarbeiter, die jedes Unternehmen dringend braucht, können nicht nur mit den gegenwärtigen Anforderungen umgehen. Sie sind lernbereit, wissbegierig und offen dafür, neue Technologien zu erlernen. Oder, noch besser, sich selbst mit neuen Trends auseinander zu setzen und dieses Wissen ins Unternehmen einzubringen.

Wissenslücken als Qualitätsnachweis

Die Erwartungshaltung, dass Bewerber wie eine Schablone auf die mitunter dutzenden Tech-Skills passen, führt in die Irre. Viel besser ist es, ein Bewerber bringt 80% Vorwissen mit und zugleich die Bereitschaft, die übrigen 20% erlernen zu wollen. Eigene Wissenslücken anzuerkennen und verbessern zu wollen ist die Grundeigenschaft, um auch in Zukunft Neues zu lernen und langfristig mit dem Arbeitgeber gemeinsam zu wachsen. Für die Weiterbildung ist stets der Arbeitgeber zuständig. Die Freude am Lernen muss der Bewerber mitbringen.

SPECTRUM Insight: Vor allem bei der Suche berufserfahrener ITler beobachten wir immer wieder, dass Unternehmen sich ihre Chance auf Top-Kandidaten verbauen, weil ihrer Ansicht nach das letzte Quäntchen Fachskill fehlt. Angesichts des herrschenden Fachkräftemangels ist diese Herangehensweise jedoch fatal. Aus diesem Grund unterstützen wir unsere Kunden bei der Suche, Rekrutierung und Qualifizierung von Berufserfahrenen sowie Nachwuchskräften, die zum Unternehmen passen. Über unsere Qualifizierungsmaßnahmen vermitteln wir vom Unternehmen und dem Markt gefordertes Know-How und schließen so Wissenslücken in kürzester Zeit. Auf diese Weise bekommen unsere Kunden die Talente, die sie benötigen und die das können, was sie brauchen.

Junges business Team bei Begruessung im Buero
Markus Rund

Marcus Jungnickel
Resource Manager
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+49 (0)711 781942-37

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1 Kommentar

Wolfgang Leideck 12. September, 2019 - 11:13 am

Sehr guter Beitrag zum Thema Stellenbeschreibung und Kandidaten- und Marktpotenzial. Die Jobbörsen sind voll mit Stellenbeschreibungen, in denen der gesuchte Kandidat am liebsten ALLES mitbringt. Wir übersehen an dieser Stelle sehr schnell (und gerne), dass in dem Wort Zusammenarbeiten auch ZUSAMMEN steckt. Das bedeutet auch, dass der Kandidat auch in die Teamlandschaft passen sollte, dass man eben “Zusammenpasst”.

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