Knicke im Lebenslauf. Gut oder schlecht?

Zerknittertes Papier auf weißem Grund.

Stell Dir vor du sitzt in einem Zug. Du hast ein bestimmtes Ziel im Kopf und steuerst geradewegs darauf zu. Du fährst ein paar Haltestellen. An der nächsten Haltestelle blickst Du aus dem Fenster und siehst etwas, das Dich reizt. Es bietet sich Dir eine Möglichkeit, die Du nur wahrnehmen kannst, wenn Du jetzt aussteigst. Später wird sie nicht mehr da sein. Du bist nun unsicher was zu tun ist und vor allem unsicher darüber, was Du wirklich willst. Deine Gedanken kreisen umher, aber Du hast nur wenig Zeit Dich zu entscheiden, weil der Zug bald weiterfahren wird. Was passiert, wenn Du aussteigst und Dir ein neues Ziel setzt? Wie werden die Mitfahrenden reagieren, wenn Du jetzt hektisch aufspringst und aus dem Zug hechtest? Was passiert, wenn Du sitzen bleibst? Die Frage lautet: Steigst Du aus und ergreifst diese einmalige Chance oder fährst Du weiter in Richtung Deines ursprünglichen Ziels?

Die Macht der Vorurteile

Viele Bewerber haben die Befürchtung, dass Knicke oder Lücken in ihrem Lebenslauf bei Unternehmen schlecht ankommen. Und das zurecht! Immer wieder liest man im Internet oder hört von Bekannten, dass Bewerber abgelehnt wurden, weil ihr Lebenslauf nicht geradlinig genug war. Viele Bewerber müssen sich in Vorstellungsgesprächen für ihre Jobwechsel, einen Studienabbruch oder für jedes Praktikum rechtfertigen. Kein Wunder also, dass viele denken: „Nach dem zweiten Karriereknick stellt mich doch keiner ein!”.

SPECTRUM Insight: Weißt Du nicht, ob Du Deinen Studienabbruch in der Bewerbung erwähnen sollst? In unserem Blogbeitrag “Studienabbruch im Vorstellungsgespräch erwähnen?” findest Du ein paar Tipps wie Du Deinen Studienabbruch in der Bewerbungsphase kommunizieren kannst. Seit kurzem kannst Du Dich als Studienabbrecher zudem für ein Karriereprogramm bei uns bewerben.
Eine Gruppe von vier Mitarbeitern bei einem gemeinsamen Projekt.
Doch wo steht geschrieben beziehungsweise wer bestimmt, dass ein roter Faden im Lebenslauf besser ist als ein Lebenslauf, der Knicke oder Lücken aufweist? Warum sollte sich ein Psychologiestudent nicht umorientieren und IT-Spezialist werden? Oder wieso sollte ein Bäcker nicht zum Ingenieur werden können? Natürlich ist ein Lebenslauf, der Knicke aufweist, für Recruiter nicht immer sofort nachvollziehbar oder verständlich, jedoch ist dieser nicht schlechter als einer, der einen roten Faden bietet. Was zählt, sind die gemachten Erfahrungen.

Die Zeit des Umdenkens

Zum Glück sehen mittlerweile nicht nur wir das so. Eine Wendung ist sowohl in Unternehmen als auch in den Köpfen der Bewerber in Sicht. Die aktuell schwierige Arbeitsmarktsituation zwingt Firmen dazu, von ihrer Vorstellung der „eierlegenden Wollmilchsau“ abzuweichen. Bei den Personalern macht sich ein gewisses Verständnis für etwas holperige Wege durchs Arbeitsleben bemerkbar. Aus diesem Grund sind Knicke im Lebenslauf mittlerweile kein K.O.-Kriterium mehr. Mehr sogar: Karriereleitern, die permanent geradlinig aufwärts führen, bekommen uninteressanten Charakter. Wer eine Zick-Zack-Laufbahn hinlegt zeigt, dass er sich durchbeißen kann. Ein ungewöhnlicher Lebenslauf bleibt bei den Recruitern eher im Gedächtnis als ein gewöhnlicher.
Gelbes und rotes Papier angerissen liegen auf weißem Grund.
Wer keinen perfekten Lebenslauf vorweisen kann, kann beim nächsten Bewerbungsgespräch also ganz ruhig bleiben. Hast Du Deine Entscheidungen aus guten Gründen getroffen, kannst Deinen Weg plausibel erklären und bist von diesem und Dir überzeugt, kannst Du auch andere von Dir überzeugen. Und sogar unbeabsichtigte Knicke lassen sich positiv darstellen: Denn Du wärst sicher nicht die Person, die Du jetzt bist, wenn Du diese Erfahrungen nicht gemacht hättest. Steh also zu Deinen Lücken und Knicken!
Mehr dazu in unseren Beiträgen “Selbstbewusstsein für Bewerbung und Job – Wie es Dich weiterbringt” und “Nervosität im Bewerbungsgespräch – So wirst Du sie los.”

Fazit

Sitzt Du das nächste Mal im Zug und bekommst an einer Haltestelle eine Möglichkeit angeboten, die Du unbedingt wahrnehmen willst, dann sei mutig und pack sie an! Knicke im Lebenslauf sind nichts schlechtes mehr, sondern machen Dich besonders. Entscheidend ist im Endeffekt die Motivation hinter diesem Knick. Kannst Du plausibel erklären, warum Du aus dem Zug ausgestiegen bist, hast Du die gleichen Chancen auf einen Job wie jeder andere Bewerber auch.
Interesse an weiteren Bewerbungsmythen? Wir decken auf!

Mach’s nicht gewöhnlich. Mach’s anders.
#sonotmainstream

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