Es gibt viele Mythen und Vorurteile über Praktika: Praktikanten sind billige Arbeitskräfte. Praktikanten kochen Kaffee. Praktikanten kopieren stapelweise Akten. Praktikanten übernehmen auf gut Deutsch die „Drecksarbeit“. Dabei kann sich ein Praktikum für beide Seiten – Unternehmen und Praktikanten – lohnen.
Gerne wird behauptet, der Einarbeitungsaufwand sei zu hoch. Aus den folgenden Gründen ist es jedoch durchaus empfehlenswert, Praktikanten einzustellen:
- Eigene Prozesse werden hinterfragt
- Talentierte Nachwuchskräfte werden frühzeitig erkannt
- Ehrliches Feedback bezüglich der Attraktivität als Arbeitgeber wird eingeholt
- Praktikanten lassen sich flexibel einsetzen
- Das Unternehmen wird im Bekanntenkreis weiterempfohlen
Welche Arten von Praktika gibt es?
Es lassen sich grundsätzlich zwei Arten von Praktika unterscheiden: das freiwillige Praktikum und das Pflichtpraktikum.
Freiwillige Praktika fallen unter das Berufsbildungsgesetz (BBiG). Und werden – wie der Name verrät – freiwillig zum Beispiel in den Semesterferien oder nach dem Studium absolviert. Diese Art des Praktikums dient der beruflichen Orientierung und soll die im Studium erworbenen theoretischen Kenntnisse durch praktische Erfahrungen ergänzen. Die Dauer eines freiwilligen Praktikums ist gesetzlich nicht geregelt. Die Laufzeit kann zwischen Unternehmen und Praktikant individuell vereinbart werden. Allerdings empfiehlt es sich, das Praktikum auf maximal zwölf Monate zu begrenzen.
Bei einer längeren Praktikumsdauer besteht die Gefahr, dass statt des Erwerbs neuer Fähigkeiten routinierte Arbeit in den Vordergrund des Praktikums rückt und reguläre Arbeitsstellen im schlimmsten Fall verloren gehen. Dauert ein freiwilliges Praktikum länger als drei Monate an, ist der Mindestlohn fällig.
Das Pflichtpraktikum hingegen ist Gegenstand einer Prüfungsordnung und muss im Rahmen dieser bestanden werden. Dabei steht der Ausbildungszweck selbst im Fokus. Die Ausbildungsdauer liegt in der Regel zwischen zwei und zwölf Monaten, je nach Hochschule und Studiengang. Eine Vergütung ist nicht verpflichtend. Zu bedenken ist jedoch, dass Pflichtpraktikanten ihr Praktikum absolvieren müssen. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass sie ihren Nebenjob aufgeben müssen, mit dem sie ihr Studium und ihren Lebensunterhalt finanzieren. Da viele Studenten über ein ohnehin schon knappes Budget verfügen, empfiehlt es sich, wenigstens eine Aufwandsentschädigung von mindestens 450 Euro pro Monat zu zahlen, um die gröbsten Kosten zu decken.
Welche Tätigkeiten sollten Praktikanten zugetraut und übergeben werden?
Ganz einfach: generell alle Aufgaben, die im Arbeitsalltag anfallen. Zu Beginn des Praktikums macht es Sinn, dem Praktikanten das Unternehmen, dessen Produkte oder Dienstleistungen näher zu bringen und die Kollegen vorzustellen. Hilfreich ist es außerdem, einen festen Ansprechpartner zu definieren.
Das Vertrautmachen mit den im Unternehmen genutzten Softwareprogrammen und Tools gehört ebenfalls auf die Agenda.
In den ersten Tagen können auch „Klischee-Aufgaben“ wie Botengänge, Dokumente kopieren oder Akten sortieren übertragen werden. Allerdings sollten die ersten komplexeren Aufgaben so schnell wie möglich folgen, denn sonst fühlen sich Praktikanten schnell unterfordert.
Praktikanten kann ruhig etwas zugetraut werden. Empfehlenswert ist es, Projekte zu übertragen, die in Eigenverantwortung bearbeitet werden können. Je nach Laufzeit des Praktikums kann es sich dabei um kleinere oder auch größere Projekte handeln. So fühlt sich ein Praktikant auf jeden Fall wertgeschätzt.
Was nutzen Praktikanten dem Unternehmen?
Ein wichtiger Nutzen liegt darin, überlastete Arbeitnehmer zu entlasten. Weiterhin handelt es sich bei Praktikanten um potentiellen Nachwuchs für das Unternehmen. Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels sollte diese Tatsache nicht unterschätzt werden. Gleichzeitig trägt auch ein Praktikant seinen Teil zum wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens bei.
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