Job-Sharing: Mehr als nur ein Trend?

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Animierte Personen in Browserfensters uebergeben einen Datei Ordner

Flexible Arbeitsmodelle gibt es viele. Job-Sharing ist jedoch ein Trend, der den privaten Bedürfnissen von Arbeitnehmern Rechnung trägt und dadurch gleichzeitig zum Hoffnungsschimmer in Zeiten des Fachkräftemangels wird.

Karriere in Teilzeit gewünscht?

Jeder Mensch hat eine eigene Einstellung zur Arbeit. Zwar streben grundsätzlich alle Menschen danach, in ihrem Leben etwas „Sinnvolles“ zu tun – sei es im Rahmen einer Arbeitstätigkeit oder anderen Betätigungsfeldern. Doch nicht jeder von ihnen ist bereit, einen 40-Stunden-Job zu erbringen.
Aus den verschiedensten Gründen wollen oder können manche Beschäftigte schlichtweg weniger arbeiten als andere. Mangelt es in einer Gesellschaft an Fachkräften und Spezialisten, ist es folglich weniger sinnvoll, eine 42-Stunden-Woche einzuführen. Warum nicht stattdessen die Arbeitszeit freier denken?

Die Selbstbilder der Menschen verändern sich ständig. Während es früher noch sehr attraktiv war, eine Vollzeit-Stelle zu ergattern, sehnen sich heutzutage immer mehr Beschäftigte nach weniger Arbeitszeit. Tatsächlich können gerade hochanspruchsvolle fachliche Berufe und Führungsrollen das Gleichgewicht von Job und Privatleben sehr in Mitleidenschaft ziehen. Warum also nicht einen Teil der Arbeit systematisch an einen Kollegen outsourcen?
Job-Sharing kann hier die Lösung sein, ohne die berufliche Laufbahn zu gefährden. Job-Sharing ist somit ein New-Work-Trend, der es Arbeitgebern und Arbeitnehmern ermöglicht, Arbeit neu zu denken und zu strukturieren. Nicht nur die eigene Gesundheit dankt es einem.

Unter „Job-Sharing“ versteht man die Teilung eines Vollzeit-Arbeitsplatzes in kleinere Stellen (in der Regel in zwei Teilzeit-Stellen). Diese können unabhängig voneinander sein (Job-Splitting) oder eine gemeinsame Verantwortung für kollektive Aufgaben inkludieren (Job-Pairing). Tatsächlich eignet sich Job-Sharing für zahlreiche Branchen: Vom Top-Level-Management in der freien Wirtschaft (Peer-Tandems/Top-Sharing) über das Gesundheitswesen (Ärzte, Pfleger oder Therapeuten) bis hin zum Schulwesen (Lehrer). Jedes Berufsfeld hat seine eigenen Gründe, warum Beschäftigte eine Reduzierung ihrer Arbeitszeit wünschen. Zu den gängigsten gehören:

  • Familiäre Verpflichtungen
  • Fehlende Motivation
  • Krankheitsbedingte Einschränkungen
  • Überforderung
  • Verbesserung der Work-Life-Balance
  • Wunsch nach Veränderung (Weiterbildung)
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Ebenso üblich beim Job-Sharing sind crossfunktionale Tandems (gegen Silo-Denken) sowie sogenannte „Legacy-Tandems“ oder „Succession-Tandems“ – sozusagen besondere Mentoring-Partnerschaften. Doch lässt sich in Teilzeit noch Karriere machen? Das kommt auf das Job-Sharing-Modell und das jeweilige Aufgaben-Spektrum an.

Wie erfolgreiches Job-Sharing gelingen kann

Arbeitszeit ist bekanntlich Lebenszeit. Job-Sharing ist daher mehr als nur ein Arbeitsmodell für alleinerziehende Elternteile oder Beschäftigte mit Wunsch nach mehr Freizeit. Mit Job-Sharing wird die Arbeitswelt von morgen noch individualisierbarer. Der Arbeitsalltag lässt sich so ganz dem Lebensstil und situativen Hürden – wie beispielsweise einem spontanen Handwerker-Besuch – anpassen. Mit dem Teilen einer Vollzeit-Arbeitsstelle wird gleichzeitig der Arbeitsmarkt attraktiver für Menschen mit geringeren Ressourcen. Außerdem lässt sich dadurch auch die Arbeitszufriedenheit von Mitarbeitern erhöhen, die ihre Arbeitszeit ohnehin reduzieren wollen. Resiliente Unternehmenskulturen haben somit gelernt, dass ein zu großer täglicher Workload und Überstunden beim Angestellten die Produktivität des Unternehmens langfristig gefährden.

Der Nachteil: Üblicherweise bedeuten Job-Sharing-Modelle für den Arbeitnehmer weniger Gehalt und für den Arbeitgeber zusätzliche Kosten – wie unter anderem Lohnkosten (wenn insgesamt mehr als eine volle Stelle besetzt wird) oder auch Transaktions- und Verwaltungskosten. Damit geteilte Arbeitsplätze darüber hinaus einen echten Mehrwert liefern, muss ein Job-Tandem bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Im Konkreten besitzen sollten die Tandem-Partner:

  • Flexibilität
  • Kommunikationsstärke
  • Organisationsgeschick
  • Offenheit für Kompromisse
  • Sozialverträglichkeit
  • Verantwortungsbereitschaft
Junge Bewerber sitzen an Tisch und uebergeben unterlagen freuen sich ueber Job Sharing

Damit auch die „Chemie“ zwischen den Tandem-Partnern stimmt, lohnt sich ein Blick auf deren Antriebsmotiv. Je nachdem, wie der Mitarbeiter seinen täglichen Aufgaben nachgeht, muss das soziale Miteinander anders ausgestaltet und strukturiert werden. So ist es beispielsweise ratsam, manchen Mitarbeitern die Ausarbeitung von Präsentationen anzuvertrauen, während andere diese vorzugsweise präsentieren.

Job-Sharing-Modelle können ein wirksames Instrument im Personal-Management sein, da sie zu mehr Innovations- und Leistungsfähigkeit anregen, als eine einzelne Person jemals bewerkstelligen könnte. Warum also sollten Unternehmen nicht darüber nachdenken, Vollzeit-Stellen auch in Job-Sharing-Varianten anzubieten? Um dem Fachkräftemangel wirksam zu begegnen, ist es schließlich nicht notwendig, länger zu arbeiten, sondern einfach smarter. Oder anders ausgedrückt: Im Arbeitsalltag stellt man immer wieder fest, dass „vier Augen mehr sehen als zwei“.

Wir machen aus Talenten Experten!

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