IT-Fachkräfte nachhaltig binden – Die Rolle der „geheimen“ Coviteure für Deutschlands Digitalisierungserfolg

IT-Fachkräfte nachhaltig binden: Glückliche Kollegen geben sich ein High Five

IT-Fachkräfte sind im „War for Talents“ schon seit Jahren hart umkämpft. Im Fokus stehen häufig auch Maßnahmen um IT-Fachkräfte nachhaltig binden zu können. Vor allem die Corona-Krise hat – begleitet von Abwanderungstendenzen und dem demografischen Wandel – den „War for Talents“ noch weiter verschärft. Auf dem Spiel stehen nicht nur der Innovationsstandort Deutschland, sondern auch Deutschlands Digitalisierungserfolg, der von IT-Personal nachhaltig vorangetrieben wird. Sowohl die deutsche Wirtschaft als auch die Politik müssen somit dringend neue Wege finden, um qualifiziertes IT-Personal im eigenen Land zu halten. Benötigt werden unter anderem ein prospektiveres Employer Branding und eine effektivere Mitarbeiterbindung sowie neue Perspektiven in Sachen Einwanderung, Reskilling und Upskilling.

Warum (junge) IT-Fachkräfte ihren Arbeitgeber wechseln

Im Vergleich zum Großteil der Menschheit geht es uns in Deutschland trotz Corona-Krise grundsätzlich gut – wenngleich die Pandemie als Brandbeschleuniger zahlreiche Gewinner und Verlierer hervorgebracht hat. Dass beispielswiese Plattformen und Videodienste wie Microsoft Teams oder Zoom von der Krise profitieren, ist allgemein bekannt. Welche bedeutsame Rolle die IT-Fachkräfte hinter diesen Diensten spielen, wird jedoch gerne vernachlässigt. Aus Sicht der Fachkräftesucher gehören diese zu den geheimen „Coviteuren“ der Krise. Ein Blick auf den IT-Fachkräftemarkt im Jahr 2021 bestätigt, dass es wohl nie schwieriger war als heute, offene IT-Stellen zu besetzen. Der „War for Talents“ wird sich diesbezüglich in den nächsten Jahren wohl kaum verändern. Gründe hierfür sind auch die stetige Abwanderung von (jungen) Talenten und der demografische Wandel. Zwar gab es laut Statistischem Bundesamt von Januar bis November 2020 einen Wanderungsüberschuss von 223.000 Personen, jedoch wird es im Rahmen von Lockerungen der Corona-Beschlüsse vermutlich wieder vermehrt zu Abwanderungen kommen. Wir müssen uns somit beeilen, wenn es darum geht, qualifiziertes IT-Personal im eigenen Land und in den Unternehmen zu halten. Doch die Ursachen für den Personalschwund im deutschen IT-Sektor sind vielseitig.

Junge Frau steigt in einen Zug und winkt sich zum Abschied

Die Vorzüge der Digitalisierung können in Zeiten der Pandemie nicht oft genug betont werden. Schließlich erlauben diese vielen Firmen, ihre Arbeitsstrukturen flexibler zu gestalten. Unternehmen brauchen jedoch nicht nur eine Reihe von Kompetenzen und Schutzmaßnahmen für die Arbeit im Home-Office, sondern auch stabile IT-Infrastrukturen, die von qualifiziertem IT-Personal betreut werden müssen. Zu den im Jahre 2021 gefragtesten IT-Jobs gehören womöglich:

  • Data-Scientists zur Auswertung und Interpretation von Daten,
  • IT-Administratoren bzw. IT-Security-Consultants für das problemlose Funktionieren von Betriebs- und Speichersystemen sowie von Datenbanken,
  • IT-Projektmanager für agiles Projektmanagement (Kanban/Scrum) sowie
  • Software-, UI/UX- und Web-Entwickler für die verschiedensten Backend- und Frontend-Lösungen.

Dass insbesondere bei den Young Professionals die Fluktuationsrate sehr hoch bzw. das Active-Sourcing der (ausländischen) Konkurrenz sehr erfolgreich ist, liegt im Wesentlichen an fehlenden Entwicklungsmöglichkeiten in Sachen Gehalt und Karriere. Ebenso abgestraft werden Arbeitgeber, die Mängel in puncto flexible Arbeitsgestaltung, Herausforderungen, Purpose und Work-Life-Balance aufweisen. Organisationen und Unternehmen müssen sich diesen Bedingungen anpassen, damit der Innovationsstandort Deutschland sowie Deutschlands Digitalisierungsfortschritte nicht gefährdet werden. Dazu gehört unter anderem, dass wir Diversität als Chance begreifen und auch Fachkräften aus dem Ausland Entwicklungsperspektiven in Aussicht stellen.

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IT-Fachkräfte nachhaltig binden: Mehr Einwanderung, mehr Reskilling, mehr Upskilling?

Um im globalen Wettbewerb der Innovationen mithalten zu können, gilt es zunächst, unsere in Deutschland verfügbaren Talente bestmöglich zu erkennen und zu binden. Der US-amerikanische Arbeitswissenschaftler Frederick Herzberg differenziert in Sachen „Arbeitsplatz-Treue“ zwei grundlegende Faktoren: Motivationsfaktoren und „Hygienefaktoren“. Effektives Employee Engagement geht nicht nur auf diese beiden Komponenten ein, sondern berücksichtigt dabei auch noch die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppen sowie die Sourcing-Strategien der Konkurrenz. So zum Beispiel sehnen sich junge IT-Berufseinsteiger nach klaren Aufstiegsperspektiven mit individuellen Milestones und einer gestaffelten Vergütung – begleitet von Arbeitsstrukturen im New-Work-Stil sowie von regelmäßigen Feedback-Gesprächen. Dass vor allem IT-Jobs einem rasanten Wandel unterworfen sind, ist eine Tatsache, der Unternehmen langfristig Rechnung tragen müssen. Wir von SPECTRUM wissen, dass es bei der Vermittlung von – insbesondere jungen – IT-Talenten auch auf den „Cultural Fit“ und auf das richtige Maß an Fürsorge ankommt. Hier spielen auch Mentoren und eine transparente Unternehmenskultur eine bedeutsame Rolle für die Attraktivität des Arbeitgebers.

Um dem Fachkräftemangel im IT-Bereich entgegenzuwirken, setzen viele Unternehmen mittlerweile auch auf Upskilling und Reskilling von Mitarbeitern im eigenen Unternehmen bzw. von Quereinsteigern – beispielsweise im Rahmen von Coding-Bootcamps mit festen Jobgarantien. Doch ein Lösungsweg, der beim Employer Branding bisher noch zu kurz kommt, ist das Thema Fachkräfte-Einwanderung. Eine erste Orientierung hierfür liefert das Portal der Bundesregierung für Fachkräfte aus dem Ausland. Grundsätzlich gibt es leider immer noch Schwierigkeiten bei der Einschätzung ausländischer Qualifikationen. Dies schmälert laut OECD auch die Attraktivität der Bundesrepublik für ausländische Fachkräfte. Abhilfe könnten an dieser Stelle transnationale Kooperationen schaffen – beispielsweise im Rahmen von sogenannten „Talentpartnerschaften“ im EU-Migrationspakt, die dazu beitragen, ausländische Berufsbildungssysteme mit den deutschen zu synchronisieren. Welche Strategien Organisationen und Unternehmen auch verfolgen, letztendlich steht ganz Deutschland vor der Aufgabe, das gegenwärtig und zukünftig benötigte IT-Personal ausfindig zu machen und nachhaltig für sich zu begeistern. Gelingt uns dies, wird die Corona-Krise für Deutschland zur großen Chance. Doch die Zeit wird langsam knapp. Denn werden die aktuellen Corona-Beschlüsse erst einmal gelockert, werden viele IT-Fachkräfte ihre Freiheiten natürlich nutzen.

Wir machen aus Talenten Experten.

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