Studierende zwischen Hoffnungslosigkeit und Tatendrang – Impulse für eine Risikogruppe der besonderen Art

Zwischen Hoffnungslosigkeit und Tatendrang

Studierende sind Selbstorganisation und eine gewisses Maß an Unabhängigkeit in ihrem Studienalltag gewöhnt. Einsamkeit und unfreiwillige Selbstisolation gehören jedoch nicht dazu. Gerade für viele Erstsemester entpuppt sich dadurch die vermeintlich „schönste Zeit des Lebens“ als Abfolge unerwartet frustrierender Erfahrungen zwischen Hoffnungslosigkeit und Tatendrang. Denn die „Corona-Uni“ findet seit etwa einem Jahr überwiegend digital statt – mit weitreichenden Folgen für viele junge Menschen, die gerade die Weichen für ihre berufliche und private Zukunft stellen. Dadurch, dass Studentinnen und Studenten das Potenzial haben, die Zukunft unserer Gesellschaft von heute und morgen maßgeblich zu gestalten, werden sie zu einer Risikogruppe der besonderen Art. Für Politik und Wirtschaft ist es daher höchste Zeit, hoffnungsvolle Impulse und neue Entwicklungsperspektiven anzubieten.

Hoher Erwartungsdruck und zu wenig Gegenleistung

Studentinnen und Studenten treffen im Laufe ihres Studiums wichtige Entscheidungen für ihren beruflichen und persönlichen Lebensweg. Im Rahmen ihrer Selbstfindung und Selbstorganisation sind sie in dieser Phase auf soziale Kontakte stark angewiesen. In Zeiten, in denen das soziale Netzwerk des Studiosus fast ausschließlich digital gepflegt werden muss, kann es ihm nur in begrenztem Maße Abwechslung und Unterstützung liefern – bei unverändert hohem Erfolgs- und Zeitdruck. Durch das Wegfallen zahlreicher Nebenjobs werden viele angehende Jungakademiker darüber hinaus noch mit finanziellen Sorgen konfrontiert. Ein neues Prekariat von Einzelkämpfern entsteht, dem besonders benachteiligte Studierende aus bildungsfernen Familien angehören. Doch Unsicherheiten darüber, wie der Studienabschluss oder der Berufseinstieg zu meistern sind, plagen in diesen Tagen womöglich die gesamte Studierendenschaft Deutschlands gleichermaßen. Dies drückt sich auch in gesundheitlichen Folgen aus, die von Antriebslosigkeit bis hin zu Depressionen reichen. Kein Wunder, dass 10 Prozent der Studierenden in einer Corona-spezifischen Befragung im Jahr 2020 angaben, eine psychische Beeinträchtigung zu haben, so die Bundesregierung mit Verweis auf die Sozialerhebungen des Deutschen Studentenwerks (PDF). Eine ohnehin schon als politikverdrossen geltende Generation mit hohen Zukunftsambitionen wird schlussendlich systematisch daran gehindert, ihre Potenziale voll auszuschöpfen.

Unter Druck im Studium: Studentin wird von einem Felsen auf einen Laptop gedrückt.

Um finanzielle Notlagen abzufedern, hat der deutsche Staat die Studierenden mi einigen Hilfsmaßnahmen bedacht: So zum Beispiel wurde mittlerweile in allen Bundesländern die Regelstudienzeit verlängert und somit gleichsam die BAföG-Ansprüche. Darüber hinaus bietet der Bund noch Überbrückungshilfen an – Zuschüsse von bis zu 500 Euro, sofern der Kontostand des Studiosus nicht mehr als 500 Euro beträgt und er oder sie Bewerbungsablehnungen vorweisen kann. Strenge Bedingungen sind dies, die – wie auch schon beim BAföG-Antrag – viele Studierende in Sonderlagen nicht berücksichtigen und ein eigenverantwortliches Krisen-Management grundsätzlich erzwingen. Ironischerweise sind es in dieser Krise tatsächlich vor allem Studierende, welche durch ihr teilweise unbezahltes Engagement einen sozialen Beitrag leisten: Sei es als Erntehelfer, in der Nachbarschaftshilfe oder etwa in Gesundheitsämtern, Logistikzentren, Krankenhäusern, Supermärkten, Tafeln und Teststationen. Beispielhaft für die Kreativität und Handlungsbereitschaft, mit der sich viele Studentinnen und Studenten (immer noch) tagtäglich für die Gesellschaft einsetzen, steht die sogenannte „Corona-School“, eine deutschlandweite Online-Plattform für digitale Bildungsangebote für Schülerinnen und Schüler. Daher ist es nun auch für Politik und Wirtschaft höchste Zeit, Solidarität mit dem akademischen Nachwuchs zu zeigen, der in den gegenwärtigen politischen Arenen (noch) keine Lobby besitzt.

Zwischen Hoffnungslosigkeit und Tatendrang: Neue Wege aus der Isolation werden dringend benötigt

Im Großen und Ganzen ist es den deutschen Hochschulen und Universitäten gelungen, die akademische Lehre in den digitalen Raum zu übertragen. Doch könnte der bisherige Verzicht der Politik auf langfristige Öffnungsstrategien im Hochschulbetrieb nachhaltige Konsequenzen insbesondere für diejenigen haben, die das Potenzial besitzen, die Zukunft der Bundesrepublik maßgeblich zu gestalten. Selbst Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier räumte in seiner Rede an die Studierenden in Deutschland zum Beginn des Sommersemesters 2021 ein, dass gerade die Jungen, die unser Land für seine Zukunft so sehr brauche, die Pandemie besonders hart treffe und dass ihr Ausgebremstsein bisher gesellschaftlich noch zu wenig Beachtung gefunden habe. Für die Politik ist dies ein Appell, die Bedürfnisse von Studentinnen und Studenten in die demokratischen Entscheidungsprozesse mehr miteinzubeziehen. Ferner könnte der Staat befristete Studentenjobs finanzieren – zum Beispiel im gemeinnützigen oder im öffentlichen Bereich – und den Ausbau psychologischer Betreuungsangebote flächendeckend vorantreiben. Auch Unternehmen können hier hoffnungsvolle Impulse und neue Entwicklungsperspektiven anbieten, indem sie unter anderem Hilfestellungen für den digitalen Studienalltag liefern oder Investitionen in kreative Projekte tätigen – beispielsweise zur berufliche Selbstfindung oder für Unternehmensgründungen. Schließlich dürfe man, so Steinmeier, als Gesellschaft nicht darüber hinwegsehen, wie die junge Generation aus dieser Jahrhundertkrise hervorgeht.

Anstatt über ungünstige Entwicklungsbedingungen der vermeintlich „verlorenen“ Corona-Generation zu philosophieren, sollten wir als Gesellschaft vielmehr deren unbändige Energie und Gestaltungskraft nutzen, um die Herausforderungen der Zukunft produktiv anzugehen. Schließlich werden sämtliche Erfahrungen, welche die Studierenden jetzt sammeln, sich auf unser zukünftiges Zusammenleben auswirken. In dieser Phase der Zäsur wird es dabei zwangsläufig zu immer mehr Diskrepanzen kommen zwischen dem, was an Knowhow von Wirtschaft und Gesellschaft gefordert, und dem, was an Wissen in Hochschulen und Universitäten gelehrt wird. Daher haben wir von SPECTRUM es uns zur Aufgabe gemacht, diese Lücke im Rahmen unserer „Career Solutions“ bzw. Traineeprogramme zu schließen. Dies tun wir, indem wir Berufseinsteigern mit und ohne Studienabschluss mithilfe unseres intensiven Betreuungs- und Qualifizierungskonzepts alle Kompetenzen vermitteln, die sie für ihre berufliche Entwicklung benötigen. Natürlich können auch wir noch nicht wissen, welche Anpassungsleistungen unsere Welt von morgen jedem Einzelnen von uns abverlangen wird. Jedoch steht bereits fest: Die Älteren werden dabei vermutlich auf die Jungen mindestens genauso angewiesen sein wie die Jungen auf die Älteren.

Wir machen aus Talenten Experten.

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