Seit einigen Monaten breitet sich am Investorenhimmel ein neuer Hype aus: Der Markt der sogenannten „Non-Fungible-Tokens“ (NFT). Bei diesem Phänomen handelt es sich um digitalisierte Vermögenswerte, mit denen sich Eigentumsverhältnisse zuverlässig über die Blockchain abbilden und handeln lassen. Im Zeitalter von Kryptowährungen kann schließlich fast alles – von digitalen Kunstwerken, über Musik, bis hin zu Tweets oder Video-Clips – tokenisiert werden, sofern das jeweilige Wirtschaftsgut einzigartig ist. NFTs werden zur Selbstdarstellung gekauft, aber auch zur Kapitalanlage. Sie eröffnen eine Welt der Administration von Kunstwerken, Rechtsverhältnissen und deren Monetarisierung jenseits von althergebrachten Instanzen und Mittelsmännern. Doch könnte die NFT-Goldgräberstimmung schon bald ihr jähes Ende finden.
Der Wunsch nach Originalität in Zeiten der Replizierbarkeit
Mit der Einführung digitaler Technologien scheint nahezu alles replizierbar zu sein, wie jeden Tag neue durch das Internet kursierende Bilder, Musikstücke, Tweets und Video-Clips suggerieren. Viele Menschen haben dadurch ein gestiegenes Bedürfnis nach Authentizität und Originalität entwickelt – ein Bedürfnis, das sogenannte „Non-Fungible-Tokens“ (NFT) durch die Abbildung von Eigentumsrechten bedienen. Ein NFT ist ein nicht austauschbarer Token bzw. eine Wertmarke, welche das Eigentum an einem real oder virtuell existierenden einzigartigen Vermögenswert repräsentiert.
Prinzipiell können nahezu alle Wirtschaftsgüter in NFTs tokenisiert werden – vorausgesetzt, sie besitzen Originalität. Deswegen ist das Spektrum erwerbbarer NFTs auch so groß: Von Immobilien, Sammelgegenständen oder Wertpapieren, bis hin zu digitalen Bildern, GIFs, Musikstücken, Tweets oder Video-Clips. Womöglich waren es insbesondere die Folgen der Corona-Pandemie, die den aktuellen NFT-Hype so sehr begünstigt haben. Schließlich mussten in den letzten Monaten immer mehr Menschen den digitalen Raum für sich entdecken und fanden dabei neue Wege – darunter vor allem Kulturschaffende – ihre Dienstleistungen bzw. Produkte an den Mann oder die Frau zu bringen. Kritische Stimmen behaupten wiederum, dass der NFT-Hype bereits längst abgeflaut sei.
Das Phänomen, wie rasant der NFT-Markt wuchs, ist nicht zu unterschätzen. Beispielhaft steht hierfür der Verkauf des Memes „Nyan Cat“, des bislang teuersten GIFs der Welt, welches im Februar für rund 590.000 US-Dollar seinen Eigentümer wechselte. Ebenso denke man an die vom New Yorker Auktionshaus Christie’s im März für knapp 70 Millionen US-Dollar versteigerte digitale Collage des Künstlers Beeple. NFTs sind also im Trend und überzeugen. Neben ihrer künstlerischen Einzigartigkeit bestechen sie vor allem durch ihren zuverlässigen Nachweis von Eigentumsverhältnissen. Möglich macht es die Blockchain-Technologie.
Da die meisten NFTs zurzeit über die Ethereum-Blockchain laufen, wird für den Kauf von NFTs vorwiegend die Kryptowährung Ethereum sowie ein digitales Wallet benötigt. Doch laufen einige NFTs auch über Blockchain-Projekte wie unter anderem Cardano, FLOW oder WAX. Des Weiteren lassen sich NFT-Objekte so einstellen, dass bei deren Weiterverkauf sogenannte „Royalties“ bzw. Lizenzgebühren zu einem vorab festgelegten Prozentsatz zu entrichten sind. Dadurch werden NFTs zu einem immer beliebteren Investitionsgut – nicht nur für vermögende Experten und Kenner. Zu den aktuell bekanntesten NFT-Plattformen gehören unter anderem: CryptoPunks, Mintable, Rarible und insbesondere OpenSea. Doch hat das NFT-Konzept auch seine Schattenseiten.
Revolutionär oder bloß Spielwiese für Geldanleger?
Man könnte sagen, dass NFTs ein Ausdruck künstlerischer Freiheit sind, ohne die jeweiligen Künstler abhängig zu machen von zentralen Instanzen, Mittelsmännern oder Plattformen. Gleichzeitig garantieren NFT-Objekte ihren Eigentümern ein Zugriffsrecht und dienen diesen gleichzeitig als Mittel zur Geldanlage oder Selbstpräsentation – sowohl in der realen Welt als auch in diversen Online-Welten. Vor allem in der Gaming-Branche lassen sich bereits zahlreiche NFT-Sammlungen implementieren und zur Schau stellen. Doch weil die digitalen Token über die Blockchain jederzeit fälschungssicher nachweisen können, wer bereits wie lange ihr Eigentümer ist, verbraucht das NFT-Konzept auch eine Menge Strom. Schuld daran hat – neben auf Online-Plattformen anfallender Dark Data – weitestgehend die Hardware, die für Peer-to-Peer-Netzwerke wie Bitcoin, Ethereum und Co grundsätzlich benötigt wird.
Letztendlich habe das Erstellen eines einzelnes NFTs, das Bieten darauf, dessen Verkauf sowie die Übertragung der Eigentümerschaft laut t3n-Magazin einen CO2-Fußabdruck von insgesamt 129 kg zur Folge. Neben dieser problematischen Energiebilanz werden viele NFT-Interessenten darüber hinaus von den massiven Transaktionsgebühren auf Kryptowährungen wie Ethereum abgeschreckt. Ebenso unattraktiv für viele NFT-Anwärter ist, dass selbst für die Erstellung eines NFT-Objekts ein digitales Wallet unumgänglich ist.
Es wird sich zeigen, ob sich der NFT-Hype in absehbarer Zeit nachhaltig abbremsen oder vielmehr auf lukrativere Blockchain-Alternativen umleiten lässt. Fakt ist jedenfalls, dass der Wert von NFTs häufig rein subjektiv ausfällt und von der Nachfrage abhängt. Letztendlich basiert die „Magie“ von NFTs – neben dem jeweils individuellen Wunsch nach Kapitalanlage oder Selbstdarstellung – auch auf der Hoffnung, dass das gewählte Wirtschaftsgut auf lange Sicht eine Wertsteigerung erfährt oder zumindest an gesellschaftlicher Bedeutung bzw. Einfluss gewinnt.
Tritt dies nicht ein, kann das Investitionsobjekt sich hingegen schnell als Flop erweisen. Was jedenfalls die Stromkosten betrifft, die im Rahmen der NFT-Verwaltung zwangsläufig anfallen, könnten sich auf lange Sicht tatsächlich Lösungen ergeben. Endgeräte und Hardware, die sich auf leistungseffizientere Quantencomputer stützen, könnten den Energiebedarf von NFTs drastisch reduzieren. Doch ist noch zu bezweifeln, ob der Hype um die digitalen Tokens die Einführung dieser Supercomputer überhaupt überleben wird. Dennoch zeigen uns NFTs schon heute: Eigentumsverhältnisse lassen sich nahezu problemlos in die virtuelle Welt übertragen und Kunstwerke völlig neuartig monetarisieren. Und die Nachfrage ist verblüffend groß.
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