In Teil I dieses Beitrags haben wir gezeigt, dass der Einzug der Generation Alpha in die Arbeitswelt nicht mehr so weit in der Zukunft liegt wie man meinen könnte. Schon jetzt sollten Unternehmen sich daher mit den Besonderheiten der nächsten Nachwuchswelle beschäftigen. Nur wer versteht wie sie tickt und was sie im Berufsleben benötigen wird, wird sie als Arbeitgeber von sich begeistern und überzeugen. In Teil II zeigen wir deshalb, was bereits über die zwischen 2010 und 2025 geborenen Alphas bekannt ist.
Schubladendenken zur Orientierung
Manch einer mag es für übertrieben halten die Bedürfnisse von teils Ungeborenen verstehen zu wollen. Im Falle der Generation Alpha lassen sich aber durchaus schon typische Verhaltensweisen und Bedürfnisse erkennen bzw. prognostizieren. Natürlich handelt es sich dabei um bloßes Kategoriendenken. Nicht alle Menschen, die in einem beliebig festgelegten Zeitraum geboren wurden, lassen sich in eine Schublade stecken. Jeder kennt Vertreter bestimmter Generationen, die so überhaupt nicht in das vorgegebene Raster fallen. Diese Pauschalisierungen sollen eher die Mehrheit beschreiben als jeden Einzelnen und wollen daher auch keinem wissenschaftlichen Anspruch gerecht werden. Die Generationenforschung reduziert lediglich Komplexität und zeigt Tendenzen auf.

Warum „Alpha“?
Zur Beantwortung dieser Frage müssen wir uns zunächst fragen, ob hinter der Generationenbenennung überhaupt eine Logik steckt. Warum heißen die Generationen X, Y und Z wie sie heißen? Die Namensgebung der Generation X mag noch ihre Berechtigung haben, da sie nach dem zweiten Weltkrieg die große Veränderung zum vorher Dagewesenen symbolisierte. Bei der Gen Y fragt man sich bereits, ob die angebliche Eigenschaft des Hinterfragens namensgebend war oder das englische „Why“ einfach praktischerweise dazu gepasst hat. Bei den Z’lern hört es dann auf. Hier gibt es noch nicht einmal eine vergleichbare logische Begründung. Die Herleitung ist ganz simpel: Im Alphabet kommt nach Y eben Z. Und weil das das Ende der Buchstabenkette ist, fangen wir doch mit der Gen Alpha wieder von vorne an und basteln eine hübsche Begründung um sie herum. Immerhin können wir die neue Generation doch als Vorbote einer neuen Ära sehen, die ihr Leben womöglich auf dem Mars oder dem Mond fortsetzen wird. Sie ist der Anfang von etwas Neuem. Sie wird die Geschichte stark verändern, denn das „Alphatier“ steht an oberster Stelle. Es kontrolliert sein Leben. Es ist mächtiger als die Gemeinschaft. Aber wieso gehen wir dann von Z nach A zurück? Wäre das nicht ein Rückschritt ins Alte? So ganz ausgereift scheint die Bezeichnung Alpha also noch nicht zu sein. Seien wir gespannt, ob sich Alternativen auftun und was sich letztendlich durchsetzen wird.
Typisch Generation Alpha: Ein Blick in die Zukunft
Unabhängig von der Passgenauigkeit des Namens werfen wir nun einen Blick darauf, wie die Generation Alpha ticken wird.
Die Alphas werden das Ende der Kohlekraft und Dieselfahrzeuge erleben und mit dem selbstfahrenden Elektroauto zur Uni fahren. Sie wachsen mit Technologie und Konnektivität auf, die immer und überall verfügbar ist. Bis hierhin unterscheidet sie sich nicht grundlegend von der vorherigen Generation Z.
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Die Eltern der Gen Alpha, die Digital Natives, sind ebenfalls technikaffin und sind sich der Gefahren der digitalen Welt daher bewusst. Sie achten darauf, was ihre Sprösslinge vorgesetzt bekommen. Kindertauglich und gewaltfrei muss es sein. Anders als ihre Eltern betreten die Alphas jedoch eine Welt, die bereits smart und voller auf sie zugeschnittener digitaler Fortschritte ist. Wie sich diese Welt und die technischen Skills ihrer Eltern entwickelt haben, wissen sie nicht. Umso mehr beeinflussen sie ihre Eltern jedoch bei Kaufentscheidungen und der Wahl digitaler Produkte und Apps, denn sie sind von Geburt an mittendrin. Alexa, Siri und Co. gehören zur häuslichen Einrichtung. Über sie werden das Licht, die Heizung und sogar der Backofen gesteuert. Smartphones, Tablets, Apps und Künstliche Intelligenzen werden von klein auf ohne Angst wie selbstverständlich bedient und ausprobiert – ganz nach dem Prinzip „Learning by doing“. Ein Leben ohne all das können sie sich nicht im Entferntesten vorstellen.

Die Generation Alpha wird offen, hilfsbereit und empfindsam sein. Eine offene Fehlerkultur wird eine Selbstverständlichkeit sein. Ihre Ausbildung wird von hoher Qualität sein, denn anders als die früheren Generationen werden sie die verfügbare Technologie nicht nur nutzen, sondern bereits in einer durchweg technologisierten Welt lernen. Digitale Technik wird einen direkten Einfluss auf die Entwicklung der Kinder haben. Schon in der Schule werden sie sich im Pflichtfach Informatik das Programmieren aneignen. Darüber hinaus werden ihnen zahlreiche „Produkte“ und Angebote zur Verfügung stehen, um die eigenen MINT-Kompetenzen aufzubauen und zu stärken. Unterstützt werden sie dabei von Lösungen und Produkten, die bspw. die Konzentration fördern. Hinzu kommen intelligentes Spielzeug und sprachgesteuerte Assistenten, die ihre Fragen beantworten und sie bei der Entwicklung ihrer Fähigkeiten unterstützen.
Ihre Technikaffinität und ihr Einfallsreichtum wird ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen, denn moderne Technologien fördern schnelleres Denken, Problemlösungskompetenz und Koordinationsvermögen. Eintönige Jobs werden sie nicht ausüben müssen, denn Roboter und künstliche Intelligenzen werden ihnen die Arbeit erleichtern.
Mehr dazu in unserem Beitrag Jobkiller Digitalisierung?

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Das Technikverständnis der Gen Alpha und ihr Verhältnis zu Technologien werden sich deutlich von denen vorheriger Generationen unterscheiden. Trotzdem werden die Alphas, auch wenn man es anders vermuten würde, keine „Stubenhocker“ sein. Abenteuerlust wird eine ihrer großen Eigenschaften sein. Trotz hoher digitaler Konsumzeiten werden sie gerne in der Natur, mit Freunden und der Familie unterwegs sein. Werte wie Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit, die Möglichkeit zur Mitgestaltung, Diversität und Toleranz werden wie bei ihren Eltern einen hohen Stellenwert einnehmen.
Oder doch das Gegenteil?
Bei der Betrachtung des Generationenverlaufs lässt sich klar erkennen, dass Bewegungen schnell in klare Gegenbewegungen umschlagen. So stand für die Babyboomer (die Nachkriegsgeneration) vor allem der Konsum im Mittelpunkt. Über Nachhaltigkeit und Gesundheit haben sie sich keinen Kopf gemacht. Dies begann sich mit der Generation X zu ändern, die bezüglich des Konsums in eine ganz andere Richtung dachte: Auto und Haus als Statussymbol? Nein, danke! Und schließlich kommen nun die Generationen Y und Z, die alle Hebel in Bewegung setzen, um gesund, nachhaltig und umweltschonend zu leben. Im Grunde verhält sich jede Altersgruppe doch wie ein trotziges Kind, das immer genau das Gegenteil von dem macht, was die Eltern machen. Allerdings hat dies keinesfalls nur einen negativen Beigeschmack. Würden sich Denkmuster nicht verändern, würden wir vermutlich bald in Plastik ersaufen, unsere Körper weiterhin mit ungesunden, künstlichen Zusatzstoffen vollpumpen und sowohl uns als auch unserer Erde wertvolle Lebenszeit rauben.

Da stellen wir uns doch die Frage, ob die Alphas nicht auch wieder einen Grund finden werden, um zu rebellieren. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Gegentrend zum volldigitalisierten Leben? Wer 24/7 mit Technologie konfrontiert wird und erste Abhängigkeitserscheinungen entwickelt, verspürt womöglich bald das Bedürfnis nach ein bisschen Tech-Freiheit. Vor allem, wenn Langzeitstudien irgendwann die tatsächlichen negativen Folgen des digitalen Konsums enthüllen werden.
Wird die Generation Alpha die erste sein, die mit dem technologischen Fortschritt sinnvoll und vorteilhaft umgehen kann und sich nicht davon verführen lässt? Statt sich in der Technologie zu verlieren, werden die Alphas sie sich wohl zunutze machen, um die Fehler unserer Generationen auszubügeln.
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