Dass in Stellenanzeigen die lockere „Du“ Anrede verwendet wird, ist mittlerweile gängige Praxis. Unternehmen wollen jung und hipp wirken, die spaßige Arbeitsatmosphäre schon in der Jobbeschreibung vermitteln und potenziellen Bewerbern auf Augenhöhe begegnen. Du sollst bereits beim Lesen Lust bekommen, in dieser Firma zu arbeiten. Das stellt Dich als Bewerber allerdings vor eine Herausforderung: Duzen oder Siezen – was ist die richtige Wahl für das Anschreiben und im Vorstellungsgespräch? Wir klären auf!
Das „Du“ im Anschreiben
Ob Du in Deinem Anschreiben lieber duzt oder siezt, hängt vor allem mit Deinen persönlichen Werten, aber auch mit den Werten unserer Gesellschaft zusammen. In einer Bewerbung möchten wir uns alle besonders professionell präsentieren und nichts falsch machen. Obwohl Du es also bspw. gut findest, dass sich im Unternehmen alle bis hin zum CEO duzen, sträubst Du Dich aufgrund gesellschaftlicher Gepflogenheiten dagegen, Dir unbekannte Personen in Deiner Bewerbung mit dem Vornamen anzusprechen und zu duzen.
Guten Tag, Ben!
Sehr geehrte Kathrin,
Hallo Gemma,
Liebes SPECTRUM-Team,
SPECTRUM Insight: Anreden wie diese sind ungewohnt, in unserem Unternehmen aber absolut erlaubt! Bei SPECTRUM darfst Du uns von Beginn an duzen, denn wir haben auf unserer Website, in unserem Jobportal und auf allen anderen Kommunikationskanälen damit angefangen.

Soll ich im Anschreiben duzen, obwohl das nicht zu mir passt oder ich mich nicht traue?
Die Grundregel lautet: Du darfst das „Du“ verwenden, musst es aber nicht. Am wichtigsten ist, dass Du authentisch und Dir selbst treu bleibst. Versuche nicht Erwartungen zu genügen, die Du auf Dauer nicht erfüllen kannst. Fühlst Du Dich mit etwas nicht wohl oder ist es Dir unangenehm, wähle die Variante, die Dich besser widerspiegelt. Nur so bekommt das Unternehmen einen Eindruck davon, wie und wer Du wirklich bist. Das hilft beiden Seiten, denn dadurch kannst sowohl Du als auch das Unternehmen einschätzen, wie gut ihr zueinander passt und es kann ein langfristiges Arbeitsverhältnis entstehen.
SPECTRUM Tipp: Hast Du Dich für das Duzen entschieden, solltest Du die Bewerbung nicht weniger ernst nehmen. Verfalle nie, aber wirklich nie in den Kumpelton und bleib von der Anrede bis zur Grußformel seriös! Achte außerdem weiterhin auf Rechtschreib- und Grammatikfehler.
Wird meine Bewerbung aussortiert, wenn ich sieze?
Keinesfalls! Personaler wissen selbst, dass das „Sie“ in Bewerbungsunterlagen eine lange Historie hat und immer noch der Standard ist. Außerdem stellt die Entscheidung zwischen Duzen und Siezen seit jeher eine Herausforderung in der deutschen Sprache dar. Wer hat sich nicht schon einmal gefragt, was in einer bestimmten Situation angebracht ist? Englischsprachige Länder haben es hier einfacher. Das universelle „You“ führt gar nicht erst zu Verunsicherungen. Willst Du auf Nummer sicher gehen, darfst Du also in jedem Fall siezen ohne dass Du deswegen mit einer Absage rechnen musst.

Bin ich zu alt für eine junge Unternehmenskultur?
Hier lautet die Gegenfrage: Wie jung fühlst Du Dich? Wer im Kopf jung geblieben ist, wird sich vermutlich wohl fühlen – egal wie alt. Viel wichtiger ist, ob Du Dich mit dem jeweiligen Unternehmen identifizieren kannst. Findest Du gut, was es macht und wie es mit der Belegschaft umgeht? Dann steht einer Bewerbung nichts im Wege. Ob Du eine Zu- oder Absage erhältst, hängt niemals von Deinem Alter, sondern davon ab, ob Du aus Sicht der Personaler zum Unternehmen und auf die ausgeschriebene Stelle passt. Hinzu kommt, dass ein Team eine gewisse Diversität braucht! Die Mischung aus jungen und erfahrenen Kollegen macht’s.
Ist die Entscheidung zwischen Duzen oder Siezen wirklich so wichtig?
Richtig oder falsch gibt es nicht. Es gibt allerdings eine Sache, die viel wichtiger ist als die Ansprache: Der Inhalt Deiner Bewerbung. Ganz egal, ob Recruiter geduzt oder gesiezt werden, ihr Fokus liegt auf Deiner Persönlichkeit und Deinen Fähigkeiten. Daraus leiten sie ab, ob Du für den offenen Job qualifiziert bist. Kannst Du mit Deiner Bewerbung begeistern, werden sie deine weitere kulturelle Passgenauigkeit im Bewerbungsgespräch überprüfen. Eine Frage könnte also lauten: „Bei uns herrschen flache Hierarchien und eine Du-Kultur bis in die oberste Chefetage. Ist es in Ordnung, wenn wir uns duzen?“ Anhand Deiner Reaktion, und damit ist nicht nur deine verbale Antwort gemeint, lässt sich ganz schnell ablesen, ob Du Dich wohl damit fühlst und diese Tatsache gut findest oder eher konservativeres Arbeiten bevorzugst.
SPECTRUM Tipp: Um Dein Anschreiben möglichst spannend zu gestalten, solltest Du unbedingt auf Standardfloskeln verzichten. „Ich habe die Stelle XY gefunden und …“, „Ich bin teamfähig und kommunikativ.“, etc. lesen Personaler tagtäglich mehrere Male. Sätze wie diese langweilen und sagen überhaupt nichts über Dich aus. Wie Du Deine Bewerbung richtig formulierst, zeigen wir Dir in unseren Beiträgen zum Thema Anschreiben.

Das „Du“ im Bewerbungsgespräch
Darf ich die andere Person im Gespräch direkt duzen?
Generell gilt: Wird in der Stellenanzeige die „Du“ Ansprache verwendet, darfst Du die Ansprechperson duzen – auch wenn Du in Deinem Anschreiben das „Sie“ verwendet hast.
Traust Du Dich zunächst nicht, ist das nicht schlimm. Es geht vielen anderen Bewerbern genau wie Dir. Dafür gibt es keine Minuspunkte. Warte einfach bis Dein Gegenüber Dir das Du anbietet. Das geschieht oft schon beim ersten Telefonkontakt, wenn Du zu einem Gespräch eingeladen wirst, spätestens aber zu Anfang des Termins. Aber aufgepasst! Ab diesem Zeitpunkt solltest Du ihn oder sie auch unbedingt duzen. Sonst erweckst Du den Eindruck, Du könntest nicht zuhören oder Dich nicht mit der Unternehmenskultur identifizieren.
Was tun, wenn die Gesprächspartner verwundert über die „Du“ Anrede reagieren?
Ganz ehrlich? Dann weißt Du, dass der Außenauftritt des Unternehmens aufpoliert wurde und eine Fassade ist, um Bewerber anzulocken, jedoch inkonsistent mit der tatsächlichen Kultur ist. Überlege Dir, ob das der richtige Arbeitgeber für Dich ist. Immerhin haben die Kommunikationskanäle des Unternehmens vermutlich andere Erwartungen in Dir geweckt. Ziehe Dich im Vorstellungsgespräch dann ganz einfach aus der Affäre, indem Du bspw. sagst: „Entschuldigen Sie, die Außendarstellung der FIRMA hat mir eine Du-Kultur vermittelt. Ich wollte nicht unhöflich sein.“
Egal für welche Variante Du Dich entscheidest: Wir wünschen Dir viel Erfolg bei Deiner Bewerbung!
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Wir machen aus Talenten Experten.
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