Immer dort, wo es in einer Gesellschaft zur größten Knappheit kommt, kündigt sich die nächste große technologische Innovation an. Auf diese Weise folgt auf eine Welle des Abschwungs neue Prosperität. So gehört auch der Aufschwung, den einst die Computer-Ära befeuert hat, mittlerweile der Vergangenheit an, während ein neuer technologischer Meilenstein bereits in den Startlöchern steht: Der Quantencomputer. Diese Zukunftstechnologie hat das Potenzial, die 6. Kondratieff-Welle zu ermöglichen. Denn sie ist wie keine andere Technik in der Lage, Ressourcen und Zeit für unser aktuell wichtigstes Gut freizustellen: Unsere Gesundheit.
Veränderungsdruck war schon immer ein Zukunftsmacher
Immer wenn es in Wirtschaft und Gesellschaft Engpässe gibt, müssen neue Lösungen her. Wirtschaftswissenschaftler sprechen dann üblicherweise von Löhnen, Preisen oder Zinsen. Häufig wird auch auf das Homo-Oeconomicus-Modell verwiesen, demnach ein Mensch stets nur seine rationalen Eigeninteressen verfolge. Stattdessen wäre es jedoch sinnvoller, die realwirtschaftlichen Prozesse eines Landes zu untersuchen. Dieses Vorgehen hat bereits vor etwa 100 Jahren der Wirtschaftswissenschaftler Nikolai D. Kondratieff bevorzugt. Seiner Ansicht nach entstünden nämlich ökonomische Probleme stets durch die veränderte Produktivität einer Wirtschaft in Folge von Technologien, die sich hinreichend etabliert haben. Diese Erkenntnis brachte ihn zu der bahnbrechenden Behauptung, demnach die Wirtschaftsentwicklung grundsätzlich zyklischen Wellen mit einer Dauer von jeweils knapp 50 bis 60 Jahren folge. Vor diesem Hintergrund lässt sich die Geschichte der Menschheit der letzten 200-300 Jahre als eine Geschichte der Probleme erzählen. Schließlich gab es am Anfang jedes Wirtschaftsaufschwungs stets eine revolutionäre Technologie, die sich, beflügelt durch ein dringendes Anliegen, durchzusetzen vermochte:
- Steigerung der Produktionseffizienz von Bekleidung → Dampfmaschine
- Steigerung der Transporteffizienz von Waren → Eisenbahn
- Ermöglichung des Massenkonsums → Strom
- Ermöglichung der individuellen Mobilität → Automobil
- Besseres Kommunikations- und Wissensmanagement → Computer

Gemäß Kondratieffs Theorie hänge der Aufschwung und Abschwung einer jeden Volkswirtschaft davon ab, ob bzw. wie weit sich eine systemrelevante Innovation im eigenen Land bereits ausgebreitet hat. Während sich auch hierzulande jahrelang ein Abwärtstrend im Rahmen der 5. Kondratieff-Welle abzeichnete, wird nun spekuliert, ob uns bald ein Aufschwung durch die 6. Kondratieff-Welle bevorsteht. Diese könnte sich vor allem auf das Megathema Gesundheit konzentrieren – flankiert von den Folgen des demografischen Wandels, des Fachkräftemangels und der Individualisierung. Es ist bereits abzusehen, dass der technologische Meilenstein des Quantencomputers das Potenzial hat, unser Beruf- und Privatleben radikal umzukrempeln. Damit sich diese Innovation jedoch nachhaltig durchsetzen kann, müssen zahlreiche Vorbedingungen erfüllt sein.
6. Welle: Getrieben vom Streben nach Gesundheit in jeder Hinsicht
Das menschliche Handeln ist oft irrational. Das liegt auch daran, dass unsere Wahrnehmung der Realität stets durch Heuristiken und Vorurteile begrenzt wird. Laut Erik Händeler, Wirtschaftsjournalist und Verfechter von Kondratieffs Theorie, beeinflusse auch jeweils der Aufschwung bzw. Abschwung eines Wirtschaftssystems das Denken und Handeln der Menschen – in Form von liberalen oder konservativen Strömungen in Bezug auf Geburtenraten, Kunst, Politik oder Religion. Was ein Mensch für richtig und nützlich hält, hängt dabei stets von den Informationen ab, die an ihn über die verschiedensten Kanäle herangetragen werden. Es ist somit eine Frage der Kommunikationshoheit und der individuellen selektiven Wahrnehmung, wenn es darum geht, relevante Problemlagen ausfindig zu machen, die sich dem Bewusstsein der Menschheit derzeit am meisten aufdrängen. Dennoch ist wohl unbestreitbar, dass sich vor dem Hintergrund der weltweiten Pandemie-Erfahrung das Gut Gesundheit (und Zeit) als besonders wertvoll herausgestellt hat. Auf lange Sicht werden es, technologisch betrachtet, die Quantencomputer sein, die dazu in der Lage sind, uns am meisten Zeit für Gesundheitsanliegen einzusparen. Mit ihrer Hilfe könnten wir unser Kommunikations- und Wissensmanagement – und damit verbunden auch Gesundheitsmanagement – auf eine neue Stufe bringen. Ferner ließen sich durch sie auch absehbare Energie- und Rohstoff-Defizite ausgleichen.

Der Kondratieff-Experte Leo A. Nefiodow prognostiziert, dass die 6. Kondratieff-Welle von einem Streben nach ökologischer, psychischer und sozialer Gesundheit angetrieben werde. Diesbezüglich könnte insbesondere auch die Biotechnologie und der Umweltschutz eine gewichtige Rolle spielen. Damit sich eine technologische Innovation jedoch durchsetzt und Menschen und Unternehmen nachhaltig zu isomorphem Verhalten antreibt, müssen zunächst sämtliche Nutzungsvorteile im Mindset der breiten Bevölkerung angekommen sein. Ferner braucht es auch unzählige Investoren, die bereit sind, in hohem Maße Investitionen zu tätigen, sowie Firmen, die Fachkräfte mit dem passenden Skillset ausstatten. Schließlich setze die Etablierung einer innovativen Technologie laut Händeler stets auch neue Bildungsinhalte, neue Infrastruktur, neue Führungsmethoden sowie eine dazu passende Unternehmenskultur voraus. Schon heute zeigt sich, dass New-Work-Maßnahmen, die Vermittlung von Future Skills und ein von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gelebtes Corporate Entrepreneurship erste Vorboten eines solchen neuen Lebensgefühls sein könnten. Anlegern, Führungskräften und Privatpersonen tun somit gleichermaßen gut daran, sich mit Kondratieffs Wellen-Theorie eingehender zu beschäftigen. Denn es wird sich lohnen, die 6. Welle so früh wie möglich zu erkennen und sich dementsprechend rechtzeitig anzupassen. Schlussendlich wird eine Firma bzw. ein Wirtschaftssystem, das sich auf die „rules of the game“ des neuen Strukturzyklus am besten einzustellen vermag, in den nächsten Jahrzehnten die Gestaltungshoheit erlangen.
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