Das Phänomen der New Work: Wie Ihre Firma zum Trendsetter wird

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Frau sitzt mit Laptop und Handy auf dem Balkon und Arbeitet im Stil von New Work

New Work ermöglicht es Menschen, zu arbeiten, was, wann und wo sie „wirklich wollen“ – so jedenfalls in der Theorie. Dieses Konzept von Arbeit entspricht nicht nur dem aktuellen Zeitgeist der Selbstoptimierung, sondern wird auch seit dem Einzug von Computern in unsere Alltagswelt immer realistischer. Und angesichts der Konflikte unserer Zeit und des „War for Talents“ kann der New-Work-Ansatz tatsächlich einen Wettbewerbsvorteil bieten, um neue Talente zu binden. Sofern Unternehmen New Work richtig umsetzen.

 Was fordert die New-Work-Bewegung?

Das Credo der New-Work-Bewegung ist mutig und vielversprechend zugleich: „Arbeite, was, wann und wo Du willst“. Mit dem Schlagwort „New Work“ erhält eine bahnbrechende Umgestaltungsvision für die Arbeitswelt einen Namen. Und sie trifft unsere Gesellschaft inmitten eines Rekordhochs an Kündigungen, weil viele Menschen über Entfremdung von ihrer Erwerbsarbeit klagen und sich nach mehr Purpose in ihrem Leben sehnen. Die New-Work-Bewegung markiert somit den Höhepunkt eines sich seit Jahren abzeichnenden Umdenkens im Zuge der Individualisierung, welches auch die Bindung zum Arbeitsplatz neu definiert.

Frithjof Bergmann, Philosoph und Begründer der Bewegung, weiß, was viele Menschen der Spätmoderne umtreibt. Er nennt es eine „Armut der Begierde“. Mit anderen Worten: Wenn Berufstätige einem Job nachgehen, den sie nicht „wirklich wollen“, schaden sie sowohl sich selbst als auch dem Unternehmen. Dann sei Erwerbsarbeit für den Beschäftigten wie eine „milde Krankheit“, so Bergmann, die es eben auszuhalten gilt. Genau hier setzt New Work an. Manche Menschen vergessen, dass sie mit ihrer täglichen Arbeitskraft einen Mehrwert schaffen können. Man denke nur an die Potenziale, die entstehen, wenn jede Person erkennt, dass sie in ihrem Arbeitsalltag einen Unterschied machen und etwas bewirken kann.

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New-Work-Verfechter sind sich einig, dass wirklich gute Arbeitsleistung durch Freiraum und Freiwilligkeit entstehe. Bergmann empfiehlt daher, dass jede Frau und jeder Mann einer Arbeitstätigkeit nachgeht, die ihren oder seinen jeweiligen Bedürfnissen entspricht. Unternehmen wiederum bietet sich hier die Chance, den Arbeitssuchenden eine attraktive Anlaufstelle zu sein, indem sie deren Wünschen vor allem in Sachen Arbeitsgestaltung entgegenkommen. „New Hiring“ lautet das Buzzword. Das heißt, wir brauchen ein neues Verständnis von Recruiting, welches das Individuum und seine Bedürfnisse ins Zentrum stellt. Und darauf aufbauend braucht es Führungskräfte, welche Strukturen etablieren, die Beschäftigte zu wirklich guter Arbeit motivieren.

New Work im Arbeitsalltag umsetzen

Wir leben im Zeitalter von „Arbeit 4.0“, der vierten Phase der Industriellen Revolution der Neuzeit. In dieser Phase des digitalen Wandels hat unsere Gesellschaft das Potenzial, immer dynamischer und flexibler zu werden. Und das muss sie auch werden angesichts von Problemfeldern wie dem demografischen Wandel, Fachkräftemangel, Energie- und Lieferengpässen sowie Krieg und Pandemie. Um diesen Herausforderungen effiziente Lösungsmodelle entgegenzusetzen, brauchen Menschen nicht nur Future Skills, sondern auch Arbeitsstrukturen, in denen sich ihre Fähigkeiten entfalten können. An dieser Stelle setzt der New-Work-Ansatz an, der jedoch viele Strömungen und keine konkrete Agenda besitzt.

Typische Forderungen der Bewegung sind:

  • Agilere Arbeitsmethoden
  • Automatisierung von Routine-Aufgaben
  • Digitalisierung des Arbeitsalltags
  • Flexible Wahl von Arbeitsort und Arbeitszeit
  • Individualisierte Karriereplanung
  • Neuinterpretation von Führung
  • Selbstgesteuertes Arbeiten
  • Work-Life-Balance

Ohne es zu wissen, haben bereits viele Firmen New-Work-Elemente in ihren Arbeitsalltag integriert. Sei es beispielsweise, dass für sie Coworking Spaces mehr als nur ein Trend sind. Dennoch gibt es in Sachen New Work für die allermeisten Unternehmen noch viel Luft nach oben.

Coworking Space mit Blick auf 2 Arbeitsgruppen im selben Raum zeigt New Work Ansatz

Analoge, hybride und digitale Arbeitsformen nutzen

Grundsätzlich geht es bei New Work nicht darum, die eigene Beschäftigung lediglich etwas komfortabler zu gestalten. Das Ziel der Bewegung ist vielmehr, dass die Arbeit dem Menschen dient und nicht umgekehrt. Doch wie soll das konkret aussehen, wenn sich die Arbeitswelt von morgen mehr und mehr nach den Bedürfnissen der Arbeitenden richten soll? Einen Einblick geben bereits die zahlreichen Überlegungen zum mobilen Arbeiten der Zukunft. Letztendlich kommt es jedoch auf die Ansprüche der Beschäftigten an, wie ihr Arbeitsalltag im Detail aussehen soll – und wieviel Home-Office und Präsenzarbeit sie für einen idealen Workflow benötigen. So kann es sein, dass jedes Team gesonderte Rahmenbedingungen braucht. Die Visionen der New Work, sofern richtig umgesetzt, sollen den Menschen letztendlich ermöglichen, ihre Fähigkeiten zum eigenen Wohle und zum Wohle des Arbeitgebers optimal auszubauen.

Die Pandemie hat uns gezeigt, wie flexibel die Arbeitswelt auf radikale Veränderungen reagieren kann. Diese Erkenntnis und die digitalen Errungenschaften, welche die letzten Jahre hervorbrachten, sollten Führungskräfte nun nutzen, um sich über New Work in der Post-Corona-Ära Gedanken zu machen und ihren Mitarbeitern neue Entfaltungsoptionen einzuräumen. Das Erfolgsrezept ist womöglich eine jeweils individuelle Mischung verschiedener Elemente analoger, hybrider und digitaler Arbeitsformen – je nachdem, was der Arbeitende gerade braucht und will. Und dazu gehört auch, dass die oder der Arbeitstätige ihren oder seinen Joballtag nach Belieben – im Rahmen fester Regeln – umgestalten darf. Ein Unternehmen, das dies ermöglicht, wird zum Trendsetter. Doch zu wissen, was man im Leben „wirklich will“, sei laut Bergmann gar nicht so einfach. Schließlich sei dies etwas, das viele Menschen erst lernen müssten.

Wir machen aus Talenten Experten.

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