Die Gastronomie in der Krise – Neue Wege der Kundenbindung und schrittweise Wiedereröffnung

Gastronom schließt Restaurant wegen Corona

Wir erleben gerade eine Zeit der Umbrüche. Im Zuge der Corona-Pandemie wurde das private und öffentliche Leben stark eingeschränkt und es ist von einer „dynamischen Entwicklung“ die Rede, wenn es um die Lockerung von Regulierungen geht. Für viele Betriebe bedeutet dies seitdem eine erhebliche Störung ihres Tagesgeschäfts. Vor allem die Gastronomie zählt dabei zu den Branchen, die von den ökonomischen Auswirkungen der Krise am schwersten getroffen wurden. Doch viele Gastwirte wissen, sich zu helfen. Mittlerweile räumten die Wirtschaftsminister der Bundesländer in einem Zeitkorridor vom 9. bis zum 22. Mai eine bundesweite Wiedereröffnung des Gastgewerbes ein – wenn auch unter strengen Auflagen. Damit ist die Zeit des Bangens für viele Gastronomen jedoch noch nicht vorbei, denn die Beschlüsse gelten nur unter Vorbehalt. Die Gastronomie sollte daher auch weiterhin neue Wege der Kundenbindung eruieren und ausprobieren. Auf diese Weise wappnet sie sich und ihre Betriebe für alle Eventualitäten der Zukunft.

Staatliche Einschränkungen und Reparaturversuche

Die Folgen der COVID-19-Pandemie sind längst in der gesamten Gesellschaft spürbar. Nicht nur für den Einzelhandel ist die gegenwärtige Krise eine harte Prüfung, sondern auch für die Gastronomie. Zwar sind finanzielle Durststrecken bei einzelnen Gaststätten oder Kneipen für gewöhnlich keine Seltenheit, doch stellt der seit März anhaltende Lockdown in dieser Hinsicht alles in den Schatten. Speisen dürfen urplötzlich nur noch geliefert oder außer Haus verkauft werden – eine Ausnahmesituation im kollektiven Maßstab, die nicht nur die Beschäftigten im Gastgewerbe deprimiert. Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit oder sogar die drohende Insolvenz sind die Folgen für viele Betriebe. Tatsächlich sei im deutschen Gastgewerbe im April der Zuwachs an Arbeitslosen um 208 Prozent (im Vergleich zum Vorjahresmonat) gestiegen – mehr als in anderen Branchen. Was Lockerungen betrifft, konnten Lobbyisten jedoch vor kurzem einen Teilerfolg erringen: So wurde im Koalitionsausschuss einem verminderten Steuersatz von 7 Prozent für Speisen ab dem 1. Juli (befristet für ein Jahr) zugestimmt. Diese Entscheidung bezeichnete Guido Zöllick, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA), als ein „wichtiges und mutmachendes Signal“. Doch ist die mittlerweile beschlossene bundesweite kontrollierte Wiedereröffnung des Gastgewerbes zweifelsfrei als ein noch viel positiveres Signal zu werten.

Wiedereröffnung der Gastronomie in Coronazeiten

Im Laufe der letzten Wochen wurden die Forderungen nach neuen Zugeständnissen im Rahmen der Corona-Krise immer lauter. Nun haben die Wirtschaftsminister der Bundesländer im Zeitraum vom 9. bis zum 22. Mai einer deutschlandweiten Wiedereröffnung des Gastgewerbes zugestimmt – unter Einhaltung strenger Abstands- und Hygieneregeln. Es wird sich zeigen, ob diese Öffnung auf Dauer angelegt ist und wann wieder der Normalzustand einkehren wird. Indessen muss sich die Gastronomie zunächst einmal in Schadensbegrenzung üben. Hierfür hat die DEHOGA bereits im März ein offizielles Merkblatt zur Krise (PDF) zusammengestellt, in welchem Vorsichtsmaßnahmen und arbeitsrechtliche Fragestellungen behandelt werden. Ferner stellt auch der Staat eine Reihe von Hilfsmaßnahmen bereit, die es zu nutzen gilt: Neben der Inanspruchnahme von finanziellen Soforthilfen und KfW-Krediten gibt es zum Beispiel für Geschäftsführer die Möglichkeit, Entschädigung für den Verdienstausfall (nach § 56 IfSG) zu beantragen. Ebenso wird die Insolvenzantragspflicht vorerst bis Ende September 2020 ausgesetzt. Zusätzlich zu diesen staatlichen Reparaturversuchen gibt es auch noch eine Reihe von proaktiven Vermarktungsstrategien, die Gastronomen nun befolgen können, um die Bindung zu ihren Kunden zu erhalten bzw. auszubauen.

Alternative Wege der Gastro während Corona

Strategien für Gastronomen jenseits des regulären Betriebs

In etwa zur gleichen Zeit mit der Einstufung der Corona-Erkrankung als Pandemie durch die WHO begannen die Ereignisse, sich weltweit zu überschlagen. Es wurde deutlich, dass die Pandemie auch eine beispiellose Infodemie hervorgebracht hat. Verständlicherweise sehnen sich mit jedem neuen Tag die Menschen immer mehr nach ihrem alten Alltagsleben. An dieser Stelle können Gastronomen ihre Stärken ausspielen, indem sie ihren Kunden so viel Normalität wie möglich entgegenbringen. Bereits die Möglichkeit der Lieferung oder Abholung von Speisen und Getränken kann hierzu beitragen. Diesbezüglich ist es jedoch erforderlich, dass auch der kleine Imbiss um die Ecke über eine Online-Präsenz angeschrieben werden kann bzw. in den sozialen Medien sichtbar ist. Nun gilt es, Einfühlungsvermögen zu zeigen und Fürsorge zu kommunizieren, um bei den Kunden Solidaritätsgefühle zu wecken. Darüber hinaus können diese über neue Wege angesprochen werden:

  • Erweiterte Angebotspalette (Non-Food, Vorgekochtes, Zutaten-Boxen etc.)
  • Kooperation mit Online-Lieferdiensten
  • Rabattaktionen
  • Verzehrgutscheine (ausgestellt über Plattformen wie PayNowEatLater)
  • Zusätzliche Online-Inhalte (Tutorials, Workshops etc.)
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Des Weiteren können Gastronomen auch den Bezahlvorgang für ihre Kunden vereinfachen – beispielsweise durch die Einführung runder Beträge oder die Rechnungsbegleichung über Online-Bezahldienste wie Paypal. Abschließend sollten sich Gastwirte noch über die zahlreichen neuen Förderplattformen im Internet informieren, um finanzielle Unterstützung von Kunden nicht nur aus der Nachbarschaft zu erhalten. So zum Beispiel lassen sich über Plattformen wie Lokalfreun.de Spenden für von der Insolvenz bedrohte Betriebe sammeln. Doch auch wir als Kunden können für unsere Gastronomen in der Umgebung einiges tun. Wer sich umschaut und bei den entsprechenden Besitzern erkundigt, der erfährt recht schnell, wie es um die eine oder andere Gaststätte bestellt ist und im Idealfall auch, wo diese Hilfe benötigt wird. Schließlich sollten wir nicht erst in Zeiten der schrittweisen Öffnung dem Lieblingsetablissement unsere Loyalität bekunden, sondern vielmehr schon hier und jetzt.

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