Laut einem Beschluss der Bundesregierung gilt für zwölf Handwerksberufe ab Anfang 2020 wieder die Meisterpflicht. Um welche Berufe es sich dabei handelt und was das für Dich als (angehender) Azubi bedeutet, zeigen wir Dir in diesem Beitrag.
Wieso soll der Meister zurückkehren?
Wer in Deutschland aktuell einen klassischen Handwerksbetrieb gründen will, muss einen Meisterbrief vorweisen (PDF), also ein Handwerksmeister sein oder einen anstellen. Gleiches gilt für die Ausbildung von Nachwuchstalenten, denn Teil der Meisterausbildung ist der Erwerb des Ausbilderscheins.
Bis Anfang der 2000er handelte es sich dabei um insgesamt 94 Berufe. 53 davon (PDF) wurden im Jahr 2004 von der Bundesregierung von der Meisterpflicht befreit. Das Ziel war es, den Schritt in die Selbstständigkeit für viele (auch für Arbeitslose) zu vereinfachen, denn damals kämpfte Deutschland mit hoher Arbeitslosigkeit. Seit 2004 darf sich in diesen 53 Berufen also jeder selbstständig machen, d.h. es ist keine Meister- oder Gesellenprüfung mehr notwendig. Eine einfache Anmeldung bei der lokalen Handwerksammer genügt vollkommen.
Das klingt erst einmal logisch und die Zahl der Selbstständigen stieg in diesen zulassungsfreien Berufen auch rasant an, doch in den letzten 15 Jahren brachte die Umstellung auch einige ungünstige Entwicklungen mit sich. So existieren aktuell unheimlich viele (Ein-Mann-)Betriebe, die alle um die gleichen Aufträge buhlen. Zudem werden immer weniger Meister geprüft, was einerseits dazu führt, dass Wissen nicht weitergegeben wird, d.h. nur noch wenig ausgebildet wird. Andererseits lässt auch die Qualität der Arbeit nach. Der Grund hierfür ist ganz einfach: In den 53 von der Meisterpflicht befreiten, d.h. zulassungsfreien, Berufen darf zwar ohne Zertifikat gegründet werden, doch ausbilden dürfen nur diejenigen, die eine Meisterprüfung bestanden oder eine fachliche Prüfung abgelegt und eine angemessene Zeit im jeweiligen Beruf tätig waren sowie weitere berufs- und arbeitspädagogische Kompetenzen nachweisen können.
Der Rückgang der Fachkräfte und Auszubildenden sowie die Qualitätseinbußen bei den Handwerksleistungen sorgen nun dafür, dass das Ganze für zwölf der 53 Berufe wieder rückgängig gemacht und der Meisterzwang erneut eingeführt wird. Statt der Arbeitslosigkeit muss nämlich nun der Fachkräfte- und Azubimangel bekämpft werden. Ziele der Reaktivierung sind die Steigerung der Arbeitsqualität, die Sicherung des Nachwuchses im Handwerk und eine höhere Wettbewerbsfähigkeit. Doch damit dies gelingt, bedarf es der Förderung qualitativ hochwertiger Aus- und Weiterbildung, denn die Wiedereinführung allein wird nicht reichen. Außerdem verlassen aktuell zwei Drittel aller Anfänger das Handwerk auf ihrem Berufsweg wieder. Das heißt, der Fokus sollte in Zukunft auch auf der Bindung der Mitarbeiter liegen.
Was passiert mit bestehenden Betrieben?
Betriebe, die es bereits gibt, die aber keinen Meister beschäftigen, fallen unter den sogenannten Bestandsschutz. Das bedeutet, dass diese Firmen einfach weiter existieren dürfen. Die neue Regelung (ab Anfang 2020) gilt nur für Neugründungen.
Um welche Berufe handelt es sich?
In diesen Berufen wird der Meister wieder Voraussetzung:
- Fliesen-, Platten- und Mosaikleger
- Betonstein- und Terrazzohersteller
- Estrichleger
- Behälter- und Apparatebauer
- Parkettleger
- Rollladen- und Sonnenschutztechniker
- Drechsler und Holzspielzeugmacher
- Böttcher
- Glasveredler
- Schilder- und Lichtreklamehersteller
- Raumausstatter
- Orgel- und Harmoniumbauer
Was ändert sich für Dich?
Die Handwerkerbranche bietet Dir nach wie vor gute Chancen, Karriere zu machen. Dabei spielt es keine große Rolle, ob Du die Schule abgebrochen hast oder Dein Abi in der Tasche hast. Ändern wird sich nur eines: Möchtest Du in einem der zulassungspflichtigen Berufe aufsteigen, musst Du auf jeden Fall die Meisterprüfung bestehen. Und diese geht ganz schön ins Geld. Mit mehreren tausend Euro (bis hoch in den 5-stelligen Bereich) musst Du, abhängig vom Beruf, leider rechnen. Hinzu kommt ein hoher Zeitaufwand, denn den Meister in Teilzeit oder „nebenher“ zu machen, ist so gut wie unmöglich. Andererseits sollte einem die Zeit für die eigene Bildung unserer Meinung nach nie zu schade sein.
SPECTRUM Tipp: Um auch langfristig gute berufliche Aussichten zu haben, solltest Du Dich auf ein Berufsbild konzentrieren, bei dem Digitalisierung und Hightech bereits Einzug gehalten haben, denn das ist die Zukunft – auch wenn dies aktuell erst in wenigen Bereichen der Fall ist. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, eine beliebige Handwerksausbildung zu durchlaufen, die Dir Spaß bereitet und dich anschließend in digitalen Themen weiterzubilden. Unser sogenanntes Rookieprogramm eignet sich hervorragend für diese Variante.
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