Markus B. versucht seit über einer dreiviertel Stunde einzuschlafen. Er spürt, wie sich in ihm leichte Verzweiflung breit macht. Er braucht doch den Schlaf. Morgen sind so wichtige Termine, für die er unbedingt ausgeruht sein sollte. Immer wieder muss er an das bevorstehende Meeting denken. In Gedanken geht er seine Argumente für die Verschiebung des Abgabezeitpunkts nochmals durch.
So wie Markus B. ergeht es vielen Menschen, die beruflich stark eingespannt sind. Forscher der Baylor University in Texas haben dazu ein interessantes Experiment durchgeführt. Die Ergebnisse können Menschen helfen, abends schneller einzuschlafen.
Das Einschlafexperiment
57 Probanden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die einen bekamen vor dem Einschlafen die Aufgabe, ihre erledigten Tätigkeiten aufzuschreiben. Die andere Gruppe sollte möglichst genau konkrete Vorhaben aufschreiben, die sie am nächsten Tag erledigen wollen. Interessanterweise schlief die zweite Gruppe insgesamt 9 Minuten früher ein als diejenigen, die „nur“ ihre erledigten Aufgaben aufgelistet hatten.
Vor allem die Detailtiefe der Vorhaben des nächsten Tages unterstützt es, dass wir nicht in ein so genanntes Gedankenkarussell oder in Grübelkreisläufe geraten. Der Mensch kommt mit unerledigten Aufgaben nur schwer zurecht, das Gehirn möchte diese Aufgaben erledigen. Jedoch führt das Gedachte nicht immer zu konkreten Lösungsvorhaben. Das Denken bricht ab und die betroffene Person wälzt in Gedanken ihre Vorhaben immer und immer wieder um.
Innovativer Lösungsansatz oder altbekanntes Rezept?
Dass die To-do Liste das Gehirn entspannt, ist nun wahrlich nichts wirklich Neues. Im Zeitmanagement wird mit dieser Methode schon seit langem gearbeitet. Jetzt ist sie allerdings nachgewiesen wirksam. Die durchgeführte Studie sollte dennoch vertieft werden. Bei den Probanden handelte es sich ausschließlich um Studierende und auch die individuellen Vorgeschichten wurden bei diesem Versuch unter Umständen zu wenig berücksichtigt.
Die angewandte Methode verkürzt den Einschlafprozess in etwa um die Dauer, die auch eine leichte Schlaftablette bewirkt. Trotzdem werden Schlaftabletten immer noch viel zu schnell verschrieben. Durch die Einnahme von Schlaftabletten wird die natürliche Fähigkeit einzuschlafen, stark eingeschränkt. Es entsteht schnell eine große Abhängigkeit. Schlafproblematiken sind komplex und sollten bei großen Schwierigkeiten durch ein Schlaflabor untersucht werden.
Probieren geht über studieren
Für die gekonnte Anwendung des Tipps gehört ein achtsamer Umgang mit den körpereigenen Prozessen dazu. Häufig zeigt sich schon tagsüber, dass eine Problematik in Richtung Gedankenkreisen vorliegt. Auch Klagen, nach der Arbeit nicht richtig abschalten zu können, lassen Unerledigtes erkennen.
Für diese Fälle gilt: Lieber noch im Büro eine Liste mit allem schreiben, was man am folgenden Tag tun möchte. Anschließend kann man versuchen, diese Liste mental im Büro zurück zu lassen. Weiterhin kann abends vor dem Zubettgehen noch eine Liste geschrieben werden, wenn bestimmte Dinge noch sehr stark beschäftigen.
Allerdings sollte man nicht erwarten, dass dieses Vorgehen sofort anschlägt. Es bedarf einiger Übung, um eine solche Methode sicher anzuwenden.
Viel Erfolg beim Ausprobieren.
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