Arbeiten im Home-Office – Risiken, Potenziale und Maßnahmen

Frau arbeitet aufgrund von COVID19 von zuhause

In Zeiten der COVID-19-Pandemie müssen viele alte Gepflogenheiten schnell verworfen werden. Das Thema „Home-Office“ wurde sozusagen über Nacht brandaktuell. Nun zeigt sich, wie anpassungsfähig Unternehmen und ihre Angestellten wirklich sind und ob es ausreichend digitale Lösungen gibt. Dabei muss anerkannt werden, dass das Home-Office neben Potenzialen auch Risiken und Herausforderungen birgt. Schließlich sind es vor allem die mangelnde Kontrolle und die fehlenden Strukturen, die das Arbeiten im eigenen Zuhause zur besonderen Herausforderung machen. Alternativen gibt es derzeit kaum.
Für viele Arbeitnehmer galt der heimische Schreibtisch vor Corona als Sehnsuchtsort. Doch während es in vielen Ländern bereits flächendeckend üblich war, im Home-Office zu arbeiten, dominierte in Deutschland nach wie vor die Präsenzkultur. Ein Recht auf Home-Office gibt es – anders als beispielsweise in den Niederlanden – hierzulande noch nicht. Wann und zu welchen Bedingungen ein Angestellter im heimischen Büro arbeiten darf, war lange Zeit Verhandlungssache mit dem Arbeitgeber.

Das Home-Office: Idealvorstellungen versus Realität

Als sich die Digitalisierung noch in den Startlöchern befand, war in Deutschland mobiles Arbeiten bzw. Telearbeit nur einem kleinen Prozentsatz der arbeitenden Bevölkerung vorbehalten. Heute jedoch gehört das Home-Office für viele Arbeitnehmer bereits zum Berufsalltag. Viele Arbeitgeber sind mittlerweile überzeugt, dass eine flexiblere Gestaltung von Arbeits- und Privatleben nicht nur dem Zeitgeist der heranwachsenden Generation Z entspricht, sondern generell auch den Bedürfnissen von immer mehr Beschäftigten. Aktuell ist das heimische Büro sogar gefragter als jemals zuvor, denn besondere Zeiten, wie wir sie gerade erleben, erfordern schließlich besondere Maßnahmen. Nun zeigt sich, wie es um den Stand der Digitalisierung von Unternehmen wirklich bestellt ist und ob bzw. wie sich einzelne Jobs im Home-Office erledigen lassen.

Aufgrund von Corona geschlossenes Büro mit dem Hinweis auf Homeoffice

Im heimischen Büro arbeiten zu dürfen, klingt für viele Arbeitnehmer zunächst verlockend. Viele von ihnen verbinden mit dem Home-Office Freiheit, Selbstbestimmung und sicherlich auch weniger Stress (bei gleichbleibendem Monatsgehalt). Und in der Tat kann der Angestellte im häuslichen Büro seinen Arbeitsalltag besser an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Dadurch erhöht sich nicht nur dessen Produktivität, sondern üblicherweise auch dessen Arbeitszufriedenheit. Doch mit dem Home-Office sind neben Chancen auch zwangsläufig Konfliktpotenziale – insbesondere Rollenkonflikte – verbunden. Denn wenn das Arbeits- und Privatleben nahtlos ineinanderfließen, ergeben sich eine Reihe von Herausforderungen:

  • Ablenkungen (verschiedenster Art)
  • Datenschutz (Betriebsgeheimnisse und personenbezogene Daten)
  • Fehlende Ausstattung (Hard- und Software)
  • Gefühl des Drucks zur ständigen Erreichbarkeit (für die Firma)
  • Ignorieren der gesetzlichen Ruhezeit (von 11 Stunden)
  • Isolation (von Kollegen)
  • Mehrarbeit (aus schlechtem Gewissen)

Im Home-Office fällt es vielen Arbeitnehmern schwer, ihre Work-Life-Balance aufrechtzuerhalten. Manche Experten sind daher überzeugt, dass der Begriff „Work-Life-Blending“ die Realität im Home-Office besser abbilde. Doch während es einige Angestellte begrüßen, wenn die Grenzen von Beruf und Privatleben zunehmend verwischen, sehen andere wiederum diese Entwicklung kritisch. Fakt ist: Um bei der Heimarbeit Berufliches und Privates effektiv voneinander trennen zu können, wird dem Arbeitnehmer ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Selbstkenntnis abverlangt. Doch auch der Arbeitgeber kann zum mentalen Skillset seiner Angestellten viel Produktives beitragen.

Mann arbeitet neben Frau und Kind im Home Office während Coronakrise

Förderung von Selbstdisziplin durch strategische Personalführung

Viele Unternehmer fürchten beim Thema „Home-Office“ am meisten den damit einhergehenden Kontrollverlust. Schließlich lässt sich die vom Angestellten tatsächlich erbrachte Arbeitsleistung jenseits des Büros des Arbeitgebers nicht so einfach nachweisen. Deswegen wird häufig auf Vertrauensbasis gearbeitet. Darüber hinaus sind Firmen grundsätzlich verpflichtet, den im Home-Office tätigen Mitarbeiter mit entsprechend benötigter Hard- und Software, sofern noch nicht vorhanden, auszustatten. Für eine effektive Heimarbeit sind dem Beschäftigten außerdem klare Erwartungshaltungen und Strukturen vorzugeben. Neben der konsequenten Reduktion von Ablenkung tragen folgende Maßnahmen zu mehr Produktivität am heimischen Arbeitsplatz bei:

  • Bewusstes Beginnen und Beenden des Arbeitstags (allein oder kollektiv)
  • Eigene Normen (sind zusätzlich festzulegen)
  • Gewohnheiten und Rituale mit Kollegen (zu festen Zeiten via Internet)
  • Momente des Flows begünstigen (Passivität gegenüber neuen Reizen)
  • Protokollieren der Arbeitszeit (zur Selbstkontrolle)
  • Raumbedingungen optimieren (Lichtverhältnisse, Sitzgelegenheiten usw.)

Darüber hinaus erhalten Arbeitgeber einen besseren Überblick über die Geschäftigkeit ihrer Mitarbeiter im Home-Office, wenn sich diese während ihrer Arbeitsdauer in firmeneigene Netzwerke bzw. kollektiv genutzte Software einloggen. Dort können sie den Kollegen gleichzeitig ihre Arbeitsergebnisse zugänglich machen. Des Weiteren fördern auch regelmäßige Video-Konferenzen mit der gesamten Belegschaft die allgemeine Selbstdisziplin und stärken den sozialen Zusammenhalt.

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Jedes Unternehmen sollte sich die Frage stellen, wie sich die Digitalisierung nachhaltig gestalten lässt. Wir von SPECTRUM sind davon überzeugt, dass die Möglichkeit des Arbeitens am heimischen Schreibtisch essenziell ist, um in der digitalen Arbeitswelt von morgen und im Wettbewerb um die besten Talente mithalten zu können. Wir haben daher mittlerweile begonnen, unseren Kunden Coachings anzubieten, damit ihre Mitarbeiter die Arbeitsorganisation und Arbeitsweise im Home-Office lernen können. Es reicht schließlich nicht aus, wenn sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer nur auf gemeinsame Standards einigen, denn die Angestellten müssen auch eigene bedürfnisgerechte Coping-Strategien entwickeln. Eine bundesweit einheitliche Home-Office-Regelung gibt es bisher noch nicht. Es wird sich zeigen, inwiefern sich dies in absehbarer Zeit ändert.

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