Immer öfter hören und lesen wir über Diskussionen, die die Aktualität des Anschreibens in einer Bewerbung adressieren. Ist das Anschreiben in der Bewerbungsphase überhaupt noch zeitgemäß? Kann man es nicht einfach weglassen? Die Digitalisierung und Schnelllebigkeit lösen in vielen Bewerbern verstärkt den Wunsch nach einfacheren und zeitsparenderen Prozessen aus. Doch aufgepasst: Das Anschreiben besitzt für viele Personaler nach wie vor immense Aussagekraft. Außerdem ist das Argument der Zeitersparnis oft nur ein Lockmittel. Wir gehen dem unbeliebten Thema auf den Grund!
Anschreiben in der Bewerbungsphase: Digital, aber klassisch ist neuer Standard
Per Post verschickte Bewerbungsmappen sind schon seit einigen Jahren Geschichte. Während sich die Übertragungsweise von Bewerbungsunterlagen mittlerweile zu rein digitalen Kanälen (per E-Mail, moderne Jobportale oder App) entwickelt hat, wird der klassische Aufbau einer Bewerbung (Anschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse) in vielen Unternehmen weiterhin präferiert. Gleichzeitig gibt es immer mehr Firmen, die das Anschreiben ganz abschaffen. Aber was heißt das jetzt für Deine Bewerbung?
Was einfach aussieht … ist noch lange nicht einfacher
Zwar hört es sich im ersten Moment ungemein verlockend und unkompliziert an, kein Anschreiben mehr verfassen zu müssen oder sich einen Job per One-Click-Bewerbung zu angeln, doch bei genauerem Hinsehen stellt sich dies als Trugschluss heraus. Hier sind 3 Gründe, warum Du keinesfalls auf Dein Anschreiben verzichten solltest – es sei denn Du willst Dir die Chance auf einen Job verbauen, nur um zwei Stunden Zeit zu sparen.
1. Von anderen abheben ist noch schwieriger
Hand aufs Herz: Wie viel Persönlichkeit strahlt Dein Lebenslauf aus? Die Aneinanderreihung der wichtigsten Stationen und Tätigkeitsbereiche Deines Lebens ist informativ und stellt auch Deine fachliche Kompetenz dar, aber kann ein Fremder Deinen Charakter darin erkennen? Was verrät Dein Lebenslauf darüber, ob Du ein eher introvertierter oder extrovertierter Mensch bist? Was ist Deine Motivation? Wofür begeisterst Du Dich? Über welche Soft Skills verfügst Du? Und was macht Dich aus? Lässt Du das Anschreiben weg, nimmst Du Dir den Raum, Dich selbst zu „verkaufen“ und von der Konkurrenz abzuheben. Die Wahrscheinlichkeit, dass Du in der Bewerberflut untergehst, ist also noch höher als sie sowieso schon ist. Besonders als Berufseinsteiger hast Du im Normalfall nicht viel Erfahrung vorzuweisen. Dein Lebenslauf ist austauschbar und noch recht dünn. Das Anschreiben ist der einzige Bestandteil Deiner Bewerbung, in dem Du Dich wirklich von anderen unterscheiden kannst. Zudem bietet es Dir die Chance, eventuelle Lücken in Deinem Werdegang schlüssig zu erklären. Einen Lichtblick gibt es jedoch: Je weiter Du die Karriereleiter hinaufsteigst, desto unwichtiger wird das Anschreiben werden, denn irgendwann überwiegt die Bedeutung Deiner Berufserfahrung.
SPECTRUM Tipp: Es ist ein Kampf, es macht keinen Spaß und es dauert seine Zeit. Trotzdem solltest Du beim Anschreiben darauf achten, dass Du es so individuell wie möglich formulierst. Biete dem Leser einen Einleitungssatz, Hauptteil und Schlusssatz mit Mehrwert und belege Dein Können mit Beispielen.
Verfasst Du ein Puzzle aus Standardphrasen, kannst Du es genauso gut weglassen und Dir die Zeit tatsächlich sparen, denn es sagt überhaupt nichts über Dich aus. Außerdem haben Personaler absolut keine Lust, derart überflüssige und langweilige Anschreiben zu lesen.
2. Insgesamt längerer Bewerbungsprozess
Die Zeit, die Du Dir zu Beginn beim Verfassen der Bewerbung sparst, büßt Du während des Auswahlverfahrens doppelt ein, denn um Dich ausreichend kennen zu lernen, werden aufwändigere Methoden (z.B. Eignungstests, Assessment Center, mehrere Vorstellungsgespräche, … ) und mehr Auswahlrunden benötigt. Letztendlich quälst Du Dich also durch längere Bewerbungsverfahren. Statt Deine Stärken und Fähigkeiten zunächst überlegt auf Papier bringen zu können, musst Du sie direkt im Gespräch erläutern. Das ist keine Erleichterung, sondern lediglich eine Verschiebung. Das fühlt sich kurzzeitig vielleicht bequem an, ist es aber nicht. Die Folge sind lediglich schnellere Absagen.
3. Verführt von getarntem Anschreiben
Hin und wieder kommt es vor, dass Firmen mit dem Verzicht auf ein Anschreiben werben, stattdessen allerdings ein kurzes Motivationsschreiben verlangen. Spätestens hier würden wir uns als Bewerber veräppelt vorkommen. Das Anschreiben unter einem Decknamen zu verkaufen oder die Inhalte statt in geschriebener Form mündlich in einem Telefonat abzufragen, hat nichts mit einer „Abschaffung“ oder „Zeitersparnis“ zu tun.
Verzichten Unternehmen also wirklich auf das Anschreiben, um Dir die Arbeit zu erleichtern und besonders innovativ zu sein? Bestimmt ist das ein Teil der Wahrheit. Trotzdem steckt weitaus mehr dahinter. Beweggründe sind bspw. der Fachkräftemangel oder der Demografische Wandel. Wer händeringend nach Nachwuchskräften oder qualifizierten Fachkräften sucht, muss heutzutage kreative Methoden anwenden, um Hürden für Bewerber zu senken und mehr Bewerbungen zu generieren. Bewerbungsprozesse vermeintlich zu beschleunigen, ist ein gutes Mittel, um modern und sympathisch auf Dich zu wirken. Das heißt aber noch lange nicht, dass ein gutes Anschreiben überflüssig ist! Es erhöht sogar Deine Chancen auf ein Vorstellungsgespräch – und das ist doch genau das, was Du mit Deiner Bewerbung erreichen möchtest.
SPECTRUM Insight: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Wird das Anschreiben explizit nicht verlangt, musst Du es natürlich nicht einreichen. Wird es verlangt, muss es dagegen unbedingt enthalten sein. Und bleibt Dir die Wahl, solltest Du weiterhin auf Nummer sicher gehen und es als wertvolles Präsentationsinstrument nutzen. Wir bei SPECTRUM sind der Meinung, dass es sich manchmal lohnt, beim Altbewährten zu bleiben und eine Prise Kreativität darüber zu streuen. Wer es etwas außergewöhnlicher mag, kann statt einem Anschreiben auch mal ein Bewerbungsvideo versenden. Egal ob klassisches Anschreiben oder Video, wir freuen uns in jedem Fall über Deine Bewerbung.
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