Der Fachkräftemangel ist und bleibt in aller Munde, denn die Coronakrise und die rasant voranschreitende Digitalisierung verschärfen den seit Jahren steigenden Bedarf an Fachkräften immer mehr. Der daraus resultierende „Talent War“ erhöht den Druck für Unternehmen weiter und weiter. Laut Bitkom sind allein im IT-Bereich aktuell 96.000 Stellen unbesetzt. Den Personalverantwortlichen reicht es nicht mehr aus, nur über klassische Recruiting-Maßnahmen wie Stellenanzeigen & Co. auf sich aufmerksam zu machen. Auf dem heutigen Arbeitsmarkt muss aktiv nach Talenten gesucht werden!
Active Sourcing: Was ist das?
Der Begriff „Active Sourcing“ beschreibt die direkte Ansprache interessanter Kandidaten bzw. potenzieller Mitarbeiter. Es handelt sich dabei um eine Maßnahme der Personalbeschaffung, bei der es sich nicht um einen vollkommen neuartigen Trend handelt, sondern die lediglich vom Offline- in den Online-Bereich verlagert wurde. Von erfolgreichem Active Sourcing spricht man dann, wenn es gelingt, ein gefundenes Talent für das Unternehmen zu gewinnen. Ziel des Ganzen ist es, das eigene Unternehmen ins Bewusstsein passender Talente zu rücken und dabei sogar bzw. vor allem die Angestellten der Konkurrenzunternehmen anzusprechen. Die meisten Kandidaten sind nämlich nicht aktiv auf der Suche nach einem Job, sie haben bereits einen und sind allenfalls „offen für Angebote“.
Active Sourcing findet als Maßnahme im Recruiting immer mehr Anklang. Schon 2017 zeigte eine Studie der Jobbörse Monster, dass von mehr als 3.400 befragten Stellensuchenden und Karriereinteressierten über die Hälfte lieber angesprochen wird als selbst die Initiative zu ergreifen.
Die aktive Ansprache von „passiven“ Kandidaten benötigt viel Know-how und auch mehr Zeit als der klassische Weg. Jedoch zahlt sich diese Methode für Arbeitgeber aufgrund der Beliebtheit bei den Kandidaten aus.
Die wichtigsten Methoden des Active Sourcing
- Talentpool Screening
Durchsicht eines eigenen Pools aus bereits vorhandenen Talenten wie Praktikanten, Bacheloranden, Masteranden oder Bewerber mit interessantem Qualifikationsprofil
- Profile Mining
Suche nach Talenten in Karrierenetzwerken (zum Beispiel Xing, LinkedIn, etc.)
- CV Database Search
Durchsicht von Lebensläufen in Datenbanken oder Jobplattformen (z.B. StepStone, Indeed, etc.)
- Referral Sourcing
Nutzen von Kontakten von Mitarbeitern für beispielsweise Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Aktionen
- Harvesting
Durchsuchen eines einzelnen Kanals nach einer speziell benötigten Qualifikation

Als typische offline Kanäle lassen sich Job-Karrieremessen und Absolventenkongresse identifizieren. Online wird über soziale Netzwerke, Karrierenetzwerke und Lebenslaufdatenbanken aktiv gesucht. Sie bündeln Millionen potenzieller Kandidaten an einem Ort, die nur gefiltert, gefunden und angesprochen werden müssen.
XING ist laut unterschiedlichsten Befragungen von Recruiting-Verantwortlichen die am meisten genutzte Plattform für Active Sourcing – Nutzungstendenz steigend. Auch das Business-Network Linkedin schneidet meist nicht schlecht ab und teilt sich die folgenden Plätze mit dem Social-Network Facebook.
Die Vor- und Nachteile von Active Sourcing
Active Sourcing ist deutlich effizienter als das reine Schalten von Stellenanzeigen. Durch die Vorauswahl der Kandidaten sind geringere Streuverluste zu verzeichnen und weniger Aufwand ist notwendig. Damit bietet Active Sourcing eine moderne Möglichkeit, qualifiziertes Personal zu finden.
Andererseits benötigt die Identifikation der relevanten Kanäle natürlich zunächst viel Zeit. Dabei kann es vorkommen, dass das HR-Team zu einer eigenen Abteilung umstrukturiert werden muss. Um Kandidaten gut und objektiv beurteilen zu können, müssen Recruiter darüber hinaus oftmals gezielt geschult werden.
Hilfreiche Tipps für das Active Sourcing
In Sachen Qualität der aktiven Ansprache gibt es noch Nachholbedarf. Viele Unternehmen passen die Nachrichten nur geringfügig an die Kandidaten an. Dabei sollte die Qualität im Mittelpunkt stehen. Fast ein Drittel der befragten Kandidaten fühlten sich durch die unpersönliche Behandlung genervt. Bevor Kandidaten also angesprochen werden, sollten sich Recruiter im Prozess des Active Sourcing unbedingt alle notwendigen Kompetenzen aneignen. Nur so kann diese Methode zu Erfolgen führen. Dazu sollte man nicht nur die wichtigsten Plattformen kennen und kennenlernen, sondern auf diesen auch gut vernetzt und aktiv sein.
Bei der Kontaktaufnahme sollten die wichtigen Informationen nicht erst am Ende des Anschreibens, sondern am Anfang stehen. Viel zu lange und ausführliche Emails kommen bei potentiellen Kandidaten nicht gut an. Relevante Informationen sollten nicht vergessen werden: Was könnte für die Kandidaten relevant und interessant sein?
Weiterhin ist es nicht empfehlenswert, einfach Stellenausschreibungen zu versenden. Diese Vorgehensweise wirkt sehr unpersönlich und wird in den meisten Fällen dazu führen, dass die Nachricht gänzlich ignoriert wird.

Unsere Empfehlung für Unternehmen
Jeder Recruiter sollte das Active Sourcing beherrschen. Auf Bewerber zu warten, funktioniert auf dem aktuellen Arbeitsmarkt nicht mehr. Unternehmen müssen selbst aktiv werden, um talentierte Kandidaten für sich zu gewinnen und im Krieg der Talente zumindest mitzuhalten.
Dabei sollte der Fokus nicht auf der Gewinnung der immer gleichen Top-Talente liegen. Jedes Unternehmen versucht natürlich, die qualifiziertesten Kandidaten abzuwerben. Selbst wenn es gelingt, einige dieser Kandidaten zu überzeugen, werden sie in kürzester Zeit vom nächsten Recruiter abgeworben werden. Als Rekrutierungs- und Qualifizierungsspezialist wissen wir: Es ist zielführender, sich auf Kandidaten zu konzentrieren, die perfekt zur Unternehmenskultur passen und eventuelle Skill-Gaps mit Weiterbildungen zu schließen. Das erleichtert die Suche und stärkt zudem die Bindung. Überzeugen Sie sich gern von unserem Expert-Recruiting+ Konzept.
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