Das Thema Achtsamkeit taucht in den verschiedensten Formen auf. Mindfulness, Meditation, Awareness: die verschiedenen Buzzwords verbindet oftmals derselbe Grundgedanke. Den Kopf freibekommen und im Moment zu leben – das klingt schnell wie esoterischer Hokuspokus. Doch die Wissenschaft beweist den Nutzen dieser Methoden. In der Forschung beschäftigen sich zahlreiche Wissenschaftler aus unterschiedlichsten Bereichen mit dem Thema. Hier eine kleine Zusammenfassung und wie Du Achtsamkeit in Deinen Alltag einbauen kannst.
Gedanken steuern den Körper
Klar tun sie das: Wir steuern willentlich unsere Schritte oder sonstigen Bewegungen. Wir steuern, welche Worte unseren Mund verlassen oder wohin wir unseren Blick wenden. Sicherlich kann man das als „von Gedanken gesteuerte körperliche Bewegungen“ sehen. Doch das ist längst nicht alles!
Viel spannender sind doch die körperlichen Vorgänge, die wir nicht auf den ersten Blick willentlich steuern können. Würdest Du zum Beispiel vermuten, dass Epileptiker einen Anfall allein durch „Gedankentraining“ verhindern können? Tatsächlich können sie erlernen, bei ersten Anzeichen einer Attacke ihre Hirnströme so zu lenken, dass ein gleichzeitiges Feuern ihrer Synapsen, und damit ein Anfall, verhindert wird.
Die Methode, mit der das Steuern bestimmter Hirnareale erlernt werden kann, heißt Neurofeedback. Sie hat sich auch bei Schlafstörungen, ADHS oder Migräne sowie bei vielen psychischen Störungen als erfolgreich erwiesen. Sogar bei Kindern lässt sich Neurofeedback anwenden. Oft lernen diese sogar schneller als Erwachsene. Neurofeedback wird dabei über EEG abgeleitet und dem Lernenden zurückgespiegelt. Dadurch kann man aktiv die eigenen Hirnströme steuern. Dieses Prinzip funktioniert auch mit anderen Körpersignalen wie Muskelkontraktion oder Hautleitfähigkeit und wird generell unter Biofeedback zusammengefasst.
Wir können unseren Körper also offensichtlich auch in Bereichen steuern, die uns auf den ersten Blick weniger zugänglich erscheinen. Es scheint demnach etwas dran zu sein, dass unsere Gedankenkraft eine große Tragweite hat. Doch wie erlernt man Biofeedback? Dafür braucht es Geduld, einen ausgebildeten Trainer und das nötige Equipment, wie EEG oder andere Sensoren. Die meisten von uns haben gerade Letzteres nicht unbedingt zur Hand. Es gibt aber auch einfachere Zugänge.
Unsere Gedanken werden abgeleitet aus Erfahrungen
Wie wir die Welt sehen, spiegelt sich in unseren Gedanken wider. Ein banales Beispiel: Man sieht jemanden an einer Tür stehen und auf die Klingel drücken. Ganz automatisch denkt man: „Aha, der möchte wohl rein und wohnt nicht da“.
Unsere Gedanken sind aber häufig weniger neutral und zeigen gleichzeitig eine Haltung. Ist man zum Beispiel derjenige, dessen Klingel gedrückt wird, könnte man sich denken: „Och ne, jetzt lädt der Paketbote bestimmt schon wieder ein Paket für den Nachbarn bei mir ab.“ Und hier kommt unsere eigene Gedankenkraft ins Spiel: Warum sollte man denn immer vom Schlechtesten ausgehen? Genauso wäre doch der spontane Besuch einer lieben Freundin oder eines Kumpels möglich. Diese Wertung, wie wir Dinge einordnen und gedanklich ablegen, hat große Auswirkungen auf unser Wohlbefinden.
Ellen Langer (Harvard University) ist hier eine der berühmtesten Vordenkerinnen: Sie zeigte schon vor über 30 Jahren, dass ältere Menschen auf einmal geistig und körperlich viel fitter waren, nachdem sie eine Woche lang in einem geschützten Raum so gelebt hatten, als wären sie wieder 30 Jahre jünger. Die Probanden wirkten zudem auf Vorher-Nachher-Bildern auf unbeteiligte Befragte nach dieser Woche jünger. Die Positive Psychologie war geboren. Seitdem wurde immer wieder gezeigt, wie positive Gedanken und Bewertungen das Wohlbefinden fördern und sogar vor Depressionen schützen können.
Wie kommt da jetzt Achtsamkeit ins Spiel?
Das Konzept der Achtsamkeit ist aus der Positiven Psychologie entstanden. Im Prinzip ist es ähnlich zum Biofeedback, nur ohne äußere Hilfsmittel. Man lernt, in sich hineinzuhören, die eigenen Ressourcen einzuschätzen und unterschwellige körperliche Vorgänge zu erkennen. Schon im Buddhismus war dieser Bewusstseinszustand bekannt. Seit einigen Jahren kommt das Wissen darüber immer mehr in unserer Gesellschaft an und findet sogar in Therapieformen seinen Platz. Für den Studien- oder Arbeitsalltag ist es natürlich ebenfalls sehr hilfreich, mit dem Selbst und den eigenen Ressourcen klug umgehen zu können und sich so vor unangenehmem Stress und Überforderung zu schützen.
Übungen für mehr Achtsamkeit
Für den Alltag gibt es ein paar schöne Übungen, die Du einmal ausprobieren kannst. Nimm Dir zum Beispiel eine Stoppuhr, sitz eine Minute lang einfach nur da und zähle Deine Atemzüge. Damit kannst Du ermitteln, wie viele Atemzüge Du normalerweise pro Minute tätigst. Nun kannst Du Dir immer mal wieder zwischendurch eine Pause mit dieser Anzahl an Atemzügen gönnen. Du wirst sehen: Das reicht manchmal schon, um den ersten Schreck auf eine unangenehme Nachricht besser zu verdauen.
Oder mach etwas von Deinen Gewohnheiten anders! Bist Du rechtshändig, so putz mal mit der linken Hand die Zähne. Du wirst merken, wie plötzlich Dein Bewusstsein arbeitet. Dinge bewusst zu tun, bringt Dich in das Hier und Jetzt. Du denkst weder an die Vergangenheit noch an die Zukunft, sondern lebst einfach im Moment und konzentrierst Dich auf die neue Aufgabe.
Das kannst Du Dir vor allem zunutze machen, wenn es um „ungesunde“ Angewohnheiten geht, wie ständig auf das Handy zu schauen oder der automatische Griff zur Chips-Tüte. So kannst Du schrittweise automatisierte Dinge in Deinem Leben ändern.
Was Du auch anfängst, sei vor allem geduldig! Denn alles Neue und Üben braucht Zeit. Mittlerweile gibt es viele Apps, Ratgeber und Kurse, die Dich dabei unterstützen. Auch Krankenkassen bezuschussen u.U. Kurse. Frag doch mal nach!
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