Der erste Job nach dem Studienabschluss macht Dich nicht glücklich. Liegt es am Arbeitgeber oder an Dir selbst? Was ist ganz „normal“ im Berufsleben und welche Dinge sind absolute No-Gos? Nachdem wir bereits auf Warnsignale in Stellenanzeigen eingegangen sind und die gängigsten Redflags im Bewerbungsgespräch aufgezeigt haben, geht es in diesem Beitrag um Redflags im ersten Job, die Du nicht akzeptieren musst.
1. Am ersten Tag allein gelassen: fehlende Begrüßung und Einarbeitung
Die Begrüßung findet zwischen Tür und Angel statt, Dein Arbeitsplatz ist nicht eingerichtet und niemand hat Zeit, Dich einzuarbeiten. Ein solcher erster Arbeitstag ist ein absolutes Horrorszenario – nicht nur für Berufseinsteiger. Solltest Du so etwas erleben und sich der Umgang im Unternehmen auch in den nächsten Tagen und Wochen nicht bessern, solltest Du die Reißleine ziehen. Es gibt so viele Arbeitgeber, die sich rührend um Berufseinsteiger kümmern.
Doch bevor Du das tust, reflektiere die Geschehnisse: Überall läuft mal etwas schief. Dein neuer Chef steht im Stau, der Computer will aufgrund eines Updates einfach nicht laufen oder das Team muss aufgrund eines unvorhergesehenen Vorfalls in ein Krisenmeeting. Am ersten Tag bringt Dich das aus dem Konzept. Du bist aufgeregt und willst nichts falsch machen. Entscheidend ist jedoch, wie Dein neuer Arbeitgeber in Situationen wie diesen mit Dir umgeht. Informiert Dich jemand unverzüglich? Kümmert sich jemand übergangsweise um Dich? Darfst Du spontan jemandem über die Schulter schauen oder bei einem Kaffeekränzchen ein paar neue Kollegen kennenlernen? Im Arbeitsleben wirst Du ständig mit Unvorhergesehenem konfrontiert werden. Versuche nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern jede Herausforderung als Lernmöglichkeit zu sehen.
2. Schlechte Arbeitsatmosphäre: Miserable Kommunikation bis hin zum Mobbing
Zu Beginn eines Jobs wirst Du mit vielen Begriffen und Prozessen konfrontiert, die Du nicht kennst. Aus diesem Grund ist nicht nur eine ordentliche Einarbeitung zwingend notwendig, sondern auch Fragen sollten jederzeit gestellt werden dürfen. Egal ob im Team oder mit Vorgesetzten, ein täglicher Austausch und regelmäßige Feedbackrunden müssen zwischendurch, in Meetings und in Form von Personalgesprächen stattfinden. Ist dies nicht der Fall, wird Dein Berufseinstieg sehr steinig.
Darüber hinaus kann Dich folgendes erwarten: Schon in den ersten Tagen und Wochen wirst Du Zeuge von Getuschel, Lästereien oder sogar Mobbing. Einige Teamkollegen versuchen Dich auf ihre Seite zu ziehen und erzählen Dir Negatives über andere. Lass Dich keinesfalls auf irgendeine Seite ziehen. Bleib neutral und konzentriere Dich auf Deinen Job. Handelt es sich um harmloses Getratsche, wirst Du das leider in vielen Unternehmen vorfinden. Sind die Äußerungen jedoch so schlimm, dass es sich um Mobbing handelt, muss unbedingt eine Vertrauensperson oder der Betriebsrat informiert werden, damit der Arbeitgeber ein solches Verhalten unterbinden kann. Doch Vorsicht: Hier bewegst Du Dich auf sehr unsicherem Terrain. Prüfe genau, wem Du vertrauen kannst und wer hinter Deinem Rücken womöglich die Fäden zieht. Eine vergiftete Atmosphäre zieht sich oft quer durch das Unternehmen.

3. Wertschätzender Umgang: Fehlanzeige
Lieblos, herzlos, kühl, laut – schlechter kann der Umgangston wohl kaum sein. Gehen sowohl die Managementebene als auch Teammitglieder untereinander so miteinander um? Machtspielchen sind an der Tagesordnung, die Stimmung ist unterirdisch und Du quälst Dich morgens aus dem Bett, weil Du keine Lust hast, arbeiten zu gehen. Die meisten Kollegen haben schlechte Laune, Dein Chef hat kein offenes Ohr für Dich und Fehler werden hart sanktioniert. Neue Ideen einzubringen ist abwegig, denn die will sowieso niemand hören.
Stattdessen sollte es ein Miteinander auf Augenhöhe, vom Praktikanten bis hin zum CEO, geben. Eine Atmosphäre der gegenseitigen Unterstützung schafft gute Stimmung. Ein freundliches „Danke“ motiviert das Gegenüber zum Weitermachen. Pünktlichkeit und aufmerksames Zuhören in Meetings zeigt Wertschätzung.
Versuche, mit gutem Beispiel voranzugehen und bringe Vorschläge zur Verbesserung der Stimmung. Allerdings brauchst Du hier viel Geduld. Um Menschen aus ihrer eingefahrenen Negativität herauszuholen, braucht es Zeit.
4. Keine Chance auf Förderung und Weiterentwicklung
Lernbereitschaft ist heute einer der wichtigsten Skills für das Berufsleben. Umso wichtiger also, dass Dein Arbeitgeber Dich fördert und Dir Weiterbildungsmöglichkeiten bietet. Das können bspw. Schulungen, Coachings, Workshops oder coole Praxisprojekte sein. Interessiert Dich ein bestimmtes Thema, in das Du Dich gerne tiefer einarbeiten würdest, dann unterbreite Deinem Vorgesetzten einen konkreten Vorschlag. Kommen jedoch vom Unternehmen weder eigene Angebote, noch gehen sie auf Deinen Wunsch ein, Dich weiterzuentwickeln, spricht das nicht gerade für einen guten Arbeitgeber. Wünsche müssen nicht unverzüglich umgesetzt werden und können durchaus an Bedingungen geknüpft sein. So ist es legitim zu verlangen, dass Du erst Deine Probezeit bestehst, gewisse Ziele erreichst oder die Weiterentwicklung etwas mit Deinem Fachgebiet zu tun haben sollte, bevor eine Schulung bezahlt wird. Doch Dich auf Dauer an der kurzen Leine zu halten, wirkt sich auf Deine Motivation und Deine Leistung aus und schadet somit der Firma.
Ähnlich verhält es sich mit Gehaltserhöhungen. Als Jobeinsteiger solltest Du zwar nicht alle im Netz auffindbaren Gehaltsaussichten für bare Münze nehmen, doch mit steigendem Verantwortungsbereich, Wissenslevel und Unternehmenszugehörigkeit, sollte die ein oder andere Anpassung vorgenommen werden. Möglich sind zudem Bonuszahlungen für das Erreichen von im Vorhinein schriftlich fixierten Zielen oder für herausragende Leistungen, die das Unternehmen Dir im Nachhinein als Belohnung auszahlt. Wichtig dabei ist aber: Entlohnung ist nicht gleich Geld. Ein auf Dich zugeschnittener Qualifizierungsplan, begleitendes Coaching, ein Firmenwagen, kostenfreies Mittagessen oder ähnliches sind ebenfalls wertvolle Benefits, die nicht zu unterschätzen sind, denn hierdurch investiert Dein Arbeitgeber genauso in Dich.

5. Überstunden und Überforderung en masse
Sind Überstunden eine unausgesprochene Selbstverständlichkeit und können weder richtig abgebaut noch ausbezahlt werden, sollten Deine Alarmglocken läuten. Andererseits solltest Du keine 9 to 5 Einstellung haben und nach genau 8 Stunden den Löffel fallen lassen. Ideal sind Gleitzeit- und flexible Arbeitszeitmodelle, bei denen Du Dir Deine Zeit je nach Arbeitspensum einteilen kannst. Wichtig ist außerdem, dass Du Dir Freizeitphasen gönnst. Selbst in Zeiten von mobilem Arbeiten und Home-Office steht Dir Erholung zu. Du musst nicht 24/7 erreichbar sein. Wird es trotzdem verlangt, läuten wieder die Alarmglocken. Zu viel Workload führt schnell zur Überforderung. Besonders für Dich als Berufseinsteiger ist das kein guter Start. Gesunde Herausforderungen, durch die Du etwas Neues lernst, sind optimal. Zu viel Druck, Verantwortung und zu wenig Unterstützung fühlen sich jedoch an wie ein Sprung ins kalte Wasser. Stress, Frust und Selbstzweifel sind die Folge. Denk daran: Du musst ca. 40 Jahre lang arbeiten. Lass Dich nicht schon zu Beginn verheizen.
SPECTRUM Insight: Damit genau das nicht passiert, begleiten wir Absolventen bei ihrem Berufseinstieg. Während des gesamten SPECTRUM Traineeprogramms hast Du einen persönlichen Mentor an Deiner Seite, erhältst für Deine Jobposition notwendige Schulungen für Hard- und Soft Skills und genießt eine Art „Welpenschutz“.
Redflag(s) entdeckt: Was tun?
Ruhe bewahren! Nimm Dir Zeit, um die Situation noch einmal zu reflektieren und hole Dir ggf. Rat von Außenstehenden. Handelt es sich um einen einmaligen Vorfall, über den Du Dich jetzt gerade tierisch aufregst oder hast Du es mit einer richtigen Redflag zu tun? Kein Unternehmen ist perfekt. Es wird immer mal wieder Momente geben, die Dir nicht gefallen und in denen Du am liebsten das Handtuch werfen würdest. Viele Dinge lassen sich jedoch durch offene Kommunikation und etwas Geduld klären. Auch das sind wichtige Skills: Konfliktfähigkeit, Kompromissbereitschaft und Lösungsorientierung. Renn nicht gleich weg, sondern versuche das Beste aus schwierigen Situationen zu machen. Wechseln kannst Du immer noch.
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